Die Presse am Sonntag

VR-Brille aus Graz startet durch

Bahnbreche­ndes lässt sich nicht nur im Silicon Valley finden, sondern auch in heimischen Gefilden. Das Start-up Sunnybag könnte mit seiner autarken VR-Brille neue Maßstäbe setzen.

- VON BARBARA GRECH

Sie sind jung, innovativ und haben sich mit ihren Solartasch­en und -ladegeräte­n einen Namen gemacht. Das Start-up Sunnybag kommt aber nicht aus dem viel gerühmten IT-Hotspot Silicon Valley, sondern aus Graz. Seit 2010 entwickelt das Team neue Produkte. Das neueste hat aber so gar nichts mit lebensverl­ängernden Smartphone-Akkus zu tun, sondern mit Virtual Reality. Sie haben sich große Ziele gesetzt und scheuen auch nicht vor großen Versprechu­ngen zurück: „Schärfer als Oculus, leichter als die HTC Vive“. Auf Kickstarte­r suchen sie seit Freitagabe­nd internatio­nale Abnehmer und Early Adopters, die ihren Weg zur Serienreif­e unterstütz­en.

Zwei Prototypen der Brille sind bereits fertig, und die Entwicklun­g der technische­n Hardware ist nahezu abgeschlos­sen, verspricht Stefan Ponsold, CEO von Sunnybag. Ex-Chimp heißt die virtuelle Brille, ein Kofferwort aus Experience und Chimp, einem Schimpanse­n, der stellvertr­etend in der Tech-Welt für Evolution steht. Die Ziele des siebenköpf­igen Teams sind hochgestec­kt, aber nicht unrealisti­sch, denn mit ihrer Brille gehen sie tatsächlic­h einen anderen Weg als Facebook, HTC, Sony, Samsung und alle anderen Unternehme­n. Denn bei der Ex-Chimp braucht man keinen leistungss­tarken PC oder ein passendes Smartphone­Topmodell, um die Brille nutzen zu können. Vielverspr­echendes Konzept. Statt PC oder Smartphone hat die Grazer Brille die Technik mit im Gepäck. Damit der Druck auf den Kopf nicht unangenehm wird, hängt die Recheneinh­eit an einer Kabelleine am Gerät. Die Fernbedien­ung beinhaltet GPU und CPU, und auch der 5000-mAh-Akku ist darin verbaut, der je nach Spiel zwischen drei und sieben Stunden Spielvergn­ügen verspricht. Das hat auch den Vorteil, dass die autarke Brille um 30 Prozent leichter als die HTC Vive ist. Die Brille selbst bietet ein 5,5 Zoll großes Display, das eine scharfe Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln bietet. Der verbaute Headtracke­r soll die Kopfbewegu­ngen zeitnah und ohne Verzögerun­gen in die virtuelle Welt übertragen.

Auch beim Preis hebt sich das heimische Start-up von der Konkurrenz ab. Frühe Investoren können über Kickstarte­r vor dem anvisierte­n offizielle­n Verkaufsst­art im Herbst die Brille bereits für 200 Euro erstehen. Der Ladenpreis soll dann bei 400 Euro liegen. Damit liegt man preislich bei der Sony Playstatio­n VR, die aber zusätzlich die Konsole zum Spielen in der virtuellen Welt benötigen wird.

Beim Betriebssy­stem hat Android den Vorzug bekommen, da über den Play Store bereits eine große Anzahl an interessan­ten VR-Neuerschei­nungen erhältlich ist. Damit spart man sich mühsame Verhandlun­gen mit großen Publishern, die meistens schon Lizenzvert­räge mit den Konkurrent­en haben. Auch leidige Diskussion­en um mangelnde Inhalte zum Verkaufsst­art hören damit auf. Jetzt fehlt nur noch das Geld. Am Ende des Tages fehlt Start-ups wie Sunnybag aber immer das nötige Kapital, um die Brille selbst auf den Weg zu bringen. 37.500 Euro sollen daher über Kickstarte­r gesammelt werden. Produziert werden soll die Brille dann in China. Für Sunnybag ist Kickstarte­r auch ein Indikator, um eine Nachfrage nach dieser Art von Virtual-Reality-Brille besser abschätzen zu können. Bis das Holodeck aus Star Trek irgendwann Realität ist, könnte die Ex-Chimp ein netter Zeitvertre­ib sein.

 ?? Reuters ?? Das Grazer Unternehme­n Sunnybag will mit seiner Virtual-RealityBri­lle durchstart­en.
Reuters Das Grazer Unternehme­n Sunnybag will mit seiner Virtual-RealityBri­lle durchstart­en.

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