VR-Brille aus Graz startet durch
Bahnbrechendes lässt sich nicht nur im Silicon Valley finden, sondern auch in heimischen Gefilden. Das Start-up Sunnybag könnte mit seiner autarken VR-Brille neue Maßstäbe setzen.
Sie sind jung, innovativ und haben sich mit ihren Solartaschen und -ladegeräten einen Namen gemacht. Das Start-up Sunnybag kommt aber nicht aus dem viel gerühmten IT-Hotspot Silicon Valley, sondern aus Graz. Seit 2010 entwickelt das Team neue Produkte. Das neueste hat aber so gar nichts mit lebensverlängernden Smartphone-Akkus zu tun, sondern mit Virtual Reality. Sie haben sich große Ziele gesetzt und scheuen auch nicht vor großen Versprechungen zurück: „Schärfer als Oculus, leichter als die HTC Vive“. Auf Kickstarter suchen sie seit Freitagabend internationale Abnehmer und Early Adopters, die ihren Weg zur Serienreife unterstützen.
Zwei Prototypen der Brille sind bereits fertig, und die Entwicklung der technischen Hardware ist nahezu abgeschlossen, verspricht Stefan Ponsold, CEO von Sunnybag. Ex-Chimp heißt die virtuelle Brille, ein Kofferwort aus Experience und Chimp, einem Schimpansen, der stellvertretend in der Tech-Welt für Evolution steht. Die Ziele des siebenköpfigen Teams sind hochgesteckt, aber nicht unrealistisch, denn mit ihrer Brille gehen sie tatsächlich einen anderen Weg als Facebook, HTC, Sony, Samsung und alle anderen Unternehmen. Denn bei der Ex-Chimp braucht man keinen leistungsstarken PC oder ein passendes SmartphoneTopmodell, um die Brille nutzen zu können. Vielversprechendes Konzept. Statt PC oder Smartphone hat die Grazer Brille die Technik mit im Gepäck. Damit der Druck auf den Kopf nicht unangenehm wird, hängt die Recheneinheit an einer Kabelleine am Gerät. Die Fernbedienung beinhaltet GPU und CPU, und auch der 5000-mAh-Akku ist darin verbaut, der je nach Spiel zwischen drei und sieben Stunden Spielvergnügen verspricht. Das hat auch den Vorteil, dass die autarke Brille um 30 Prozent leichter als die HTC Vive ist. Die Brille selbst bietet ein 5,5 Zoll großes Display, das eine scharfe Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln bietet. Der verbaute Headtracker soll die Kopfbewegungen zeitnah und ohne Verzögerungen in die virtuelle Welt übertragen.
Auch beim Preis hebt sich das heimische Start-up von der Konkurrenz ab. Frühe Investoren können über Kickstarter vor dem anvisierten offiziellen Verkaufsstart im Herbst die Brille bereits für 200 Euro erstehen. Der Ladenpreis soll dann bei 400 Euro liegen. Damit liegt man preislich bei der Sony Playstation VR, die aber zusätzlich die Konsole zum Spielen in der virtuellen Welt benötigen wird.
Beim Betriebssystem hat Android den Vorzug bekommen, da über den Play Store bereits eine große Anzahl an interessanten VR-Neuerscheinungen erhältlich ist. Damit spart man sich mühsame Verhandlungen mit großen Publishern, die meistens schon Lizenzverträge mit den Konkurrenten haben. Auch leidige Diskussionen um mangelnde Inhalte zum Verkaufsstart hören damit auf. Jetzt fehlt nur noch das Geld. Am Ende des Tages fehlt Start-ups wie Sunnybag aber immer das nötige Kapital, um die Brille selbst auf den Weg zu bringen. 37.500 Euro sollen daher über Kickstarter gesammelt werden. Produziert werden soll die Brille dann in China. Für Sunnybag ist Kickstarter auch ein Indikator, um eine Nachfrage nach dieser Art von Virtual-Reality-Brille besser abschätzen zu können. Bis das Holodeck aus Star Trek irgendwann Realität ist, könnte die Ex-Chimp ein netter Zeitvertreib sein.