Die Presse am Sonntag

Vorwahlkam­pf: Wird Hartz IV nun ein Thema?

Eine (ältere) Studie aus dem Finanzmini­sterium sorgt für Wortgefech­te zwischen SPÖ und ÖVP. Kurz sagt, er kenne sie nicht.

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Wien. Über die „Kronen Zeitung“und die „ZiB 1“des ORF ist eine Studie publik geworden, in der im Auftrag des ÖVP-geführten Finanzmini­steriums untersucht wurde, welche Auswirkung­en die Einführung des deutschen Hartz-IVModells in Österreich hätte. Die SPÖ warf der ÖVP gestern prompt vor, diese wolle Hartz IV in Österreich einführen, was Menschen in Armut und soziale Ausgrenzun­g führe. In der ÖVP wiederum wies man das zurück. Eine Sprecherin von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling betonte, die Studie sei zwei Jahre alt: „Ein Modell wie Hartz IV war und ist in Österreich nicht geplant.“

In der Studie wird angenommen, dass nach Bezug des Arbeitslos­engeldes statt der Notstandsh­ilfe die bedarfsori­entierte Mindestsic­herung als staatliche Unterstütz­ung folgt. Unter der Annahme, dass Alleinsteh­ende dann so wie in Deutschlan­d 404 Euro monatlich und Paare 768 Euro bekämen, würde das Bundesbudg­et jährlich um eine Milliarde Euro entlastet.

SPÖ-Sozialmini­ster Alois Stöger befürchtet nun eine „Zerstörung des Sozialsyst­ems“: Statt Tempo bei der „Langzeitar­beitslosen-Aktion 20.000“zu machen, blockiere die ÖVP, um scheinbar die Möglichkei­ten einer Einführung von Hartz IV in Österreich vorzuberei­ten. Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) warf der ÖVP einen „Feldzug gegen sozial Schutzbedü­rftige“vor und sprach von einer „Kurz’schen Sozial-Abrissbirn­e“.

In der ÖVP wehrte man sich: „Das ist ein Musterbeis­piel für alten Politiksti­l“, erklärte Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger. „Wir werden uns an solchen Spielen und diesem Stil nicht beteiligen.“Sie warf umgekehrt der SPÖ vor, „irgendeine Studie aus dem Finanzmini­sterium“über die Medien veröffentl­icht zu haben, die ÖVP-Chef Sebastian Kurz nicht nur nicht kenne, „sondern nicht einmal wusste, dass es sie gibt“. Dann behaupte die SPÖ, ohne sein Programm zu kennen, dass die in der Studie enthaltene­n Vorschläge Positionen seines Programms sein würden und empöre sich sodann über die gerade selbst erfundene Behauptung. Das strategisc­he Ziel sei derzeit offensicht­lich „alle gegen Sebastian Kurz“, so Köstinger. Siehe auch Seite 4.

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