Bienenkaviar, oder: Der Imker,
In der Nähe von Steyr produziert der junge Imker David Priller außer Honig Bienenkaviar – »unfertige« Drohnen, die man essen kann. Seinen 2,5 Millionen Bienen nützt das sogar.
Mit einem spitzen Messerchen kratzt David Priller die Deckel einiger Waben ab, die er an ihrem Rahmen gerade aus einem Bienenstock geholt hat. Heraus blitzt ein elfenbeinfarbenes Wesen, bei einigen sind bereits rosafarbene Augen zu erkennen. „Die wären gerade richtig zum Ernten“, sagt der 33-Jährige. Es sind noch nicht ganz fertig entwickelte Drohnen. Männliche Bienen, die Priller in Molln, unweit von Steyr zu einem Produkt verarbeitet, das zumindest in Österreich seinesgleichen sucht: Er nennt es Bienenkaviar. Drohnenlarven, die er am liebsten geröstet (der Oberösterreicher sagt: „anprasslt“) über den Salat oder den Reis streut.
Angefangen hat alles vor mehr als 20 Jahren – und mit einer traurigen Begebenheit: Als der damals zwölfjährige Priller nämlich von seinem jung verstorbenen Vater drei Bienenstöcke erbte, die hinter dem Haus standen. „Da waren plötzlich drei obdachlose Bienenvölker. Ich habe mir gedacht: Um die muss ich mich jetzt umschauen.“
Ältere Imker im Ort hätten ihm am Anfang geholfen. Als er ein paar Jahre später ins landwirtschaftliche Internat ging, kümmerte er sich an den Wochenenden um seine Bienen. Genauso während seines Studiums an der Boku in Wien. „Sicher gab es Zeiten, wo andere Sachen interessanter waren. Aber lassen wollte ich es eigentlich nie.“Inzwischen wohnt Priller wieder in Molln, ist ausgebildeter Wanderlehrer für Imker. Seinen Job bei der Stiftung für Natur in Linz hat er reduziert, um sich den Bienen widmen zu können. Bienenkaviar als Nebenprodukt. Prillers Hauptprodukt ist natürlich Honig, den er in überraschend kleinen, schön gestalteten Gläsern verkauft. „Ich habe mich immer geärgert, dass Honig in diesen großen Litergläsern mit den schiachen Etiketten daherkommt. Der ist doch viel mehr wert als das“, sagt Priller auf seiner Terrasse – rundherum blühende Wiesen, zirpende Heuschrecken, unten rauscht ein Bächlein vorbei. Mit zwei Freunden aus Wien hat er deshalb im Jahr 2013 das Label „Mein Honig“gegründet, für das er Honig aus seinen inzwischen 50 Bienenstöcken im Gebiet des Nationalparks Kalkalpen produziert. Sein Bienenkaviar ist eigentlich das Nebenprodukt einer biologischen Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe, der Plage jedes Imkers.
»Sicher gab es Zeiten, in denen andere Sachen interessanter waren als die Bienen.«
Ein hochwertiges Protein. Weil sich die Varroamilbe am liebsten in die männliche Brut einnistet – Drohnen brauchen nämlich drei Tage länger als die Arbeiterinnen, bis sie schlüpfen – regen die Imker die Bienen dabei an, mehr Drohnenwaben zu bauen. Wenn diese dann aus dem Stock geholt werden, ist der Schädling automatisch auch dabei. Die Drohnenbrut wird dann in der Regel vernichtet. „Manche verfüttern sie an die Hühner oder an die Fische“, sagt Priller. „Ich habe mir dann gedacht: Das ist eigentlich schade. Das ist ja ein hochwertiges tierisches Protein.“
Also fing Priller an, zu tüfteln. Er probierte aus, nach wie vielen Tagen in der Wabe sich die unfertigen Drohnen am besten zum Essen eignen („Nach etwa 15 bis 20 Tagen“), entwickelte eine Methode, um sie vom Wachs zu