Geld mit gutem Gewissen
Ob der Ölpreis mittelfristig stabil bleibt oder nicht: Aktien von Ökologiefirmen kann man in jedem Fall ins Auge fassen, sofern man differenziert. China sollte man dabei nicht scheuen.
Ziemlich lustlos präsentierten sich die Börsen in der zu Ende gegangenen Woche. Die feiertagsbedingt kurze Woche trug das Ihre dazu bei, dass sich Investoren zurückhielten. Im Großen und Ganzen sieht es aber nur nach einer kurzen Verschnaufpause aus, die nach Monaten der Bergaufwanderung und nach dem kurzen Rücksetzer durch die innenpolitischen Querelen in den USA vor zehn Tagen nachvollziehbar ist. Auf die kontinuierlich an die Wand gemalte Korrektur deutet das noch nicht hin.
Korrekturen kommen natürlich nicht nach einem bestimmten Kalenderdatum, weshalb Absicherungen ja stets geboten sind. Gegenwärtig halten sich nicht einmal Börsenweisheiten an ihre eigenen zeitlichen Vorgaben, andernfalls hätten sich die Anleger gemäß dem Spruch „Sell in May and go away“schon längst verabschieden müssen.
Auch wenn die Notierungen schon sehr hoch sind und die Nervosität eher zu- als abnimmt, erweist sich die Börse vorerst als doch sehr widerstandsfähig. Der Terroranschlag in Manchester in der Nacht auf Dienstag jedenfalls hat die Investoren selbst in England nicht erschüttert. Bemerkenswert auch, dass die Abstufung der Kreditwürdigkeit Chinas durch die Ratingagentur Moody’s am Mittwoch die Börsen nicht belastete. Nur in Shanghai und Hongkong reagierte der Markt mit Abschlägen. Moody’s begründete seinen Schritt mit Sorgen wegen der hohen Verschuldung trotz langsam werdenden Wachstums. Es ist die erste Herabstufung seit 1989. China protestierte sogleich und verwies auf die forcierten Maßnahmen gegen die Verschuldung.
Das Reich der Mitte mag Makrodaten frisieren, wie das auch andere Volkswirtschaften gern tun. Aber Untätigkeit kann man ihm nicht vorwerfen. Beispiele sind die ökologisch motivierte Propagierung und umstrittene Subventionierung alternativer Energien.
Firmen aus diesem Sektor waren ja in letzter Zeit weltweit nicht gerade von Glück und guter Performance verfolgt. Erst vor drei Wochen hat der Insolvenzantrag der deutschen Solarworld, der europaweit größten Solarfirma, für einen Paukenschlag gesorgt. Dass an Fehlentwicklungen auch das deutsche Fördersystem schuld war, will die Industrie nicht so gern thematisieren. Sie macht das Dumping von Chinas für alle Turbulenzen verantwortlich.
Für Anleger jedenfalls bemerkenswert ist, dass der chinesische Solarkonzern Jinkosolar (ISIN: US47759T1007), der in New York gelistet ist, eine Woche nach der Solarworld-Pleitemeldung ein Kaufsignal generiert hat. Laut Beratungsunternehmen Globaldata ist Jinkosolar seit dem Vorjahr Weltmarktführer. Der Konzern, der in mehreren Län- dern aktiv ist, erwirtschaftet gute Gewinne. An der Börse hat er diverse Berg- und Talfahrten hinter sich. 2015 und 2016 halbierte sich der Wert auf gut zwölf Euro. Nun hat die Aktie den starken Widerstand bei 16 Euro durchbrochen und ist diese Woche auf bis zu 19 Euro hochgeschnellt. Die deutsche Zeitschrift „Der Aktionär“verweist auf das niedrige KGV und erachtet mittelfristig Kursziele von 25 bis 27 Euro als realistisch. Zwei US-Banken hingegen warnten freitags vor überzogenen Erwartungen und stuften die Aktie herab.
Erneuerbare profitieren gewöhnlich ja von einem steigenden Ölpreis (siehe unten): Vorerst vorsichtig bleiben Analysten beim langjährigen deutschen Börsenliebling und Windanlagenbauer Nordex (ISIN: DE000A0D 6554). Zwar hat Warburg Research soeben das Buy-Votum mit Kursziel 18 Euro bestätigt, da Nordex die Talsohle durchschritten habe, nachdem das Papier nach einer Gewinnwarnung im Februar von 20 auf unter 13 Euro gestürzt ist, wo es weiter verharrt. Aber das Vertrauen der Investoren ist noch nicht zurück, Barclays bleibt bei „Untergewichten“mit Ziel elf Euro. Vom Gros der Experten wird weiter der dänische Konkurrent und Weltmarktführer Vestas (ISIN: DK0010268606) bevorzugt.
Zurück zum ökologischen China, das auch bei Elektroautos vorn mitspielt. Dabei steht der hierzulande im Vergleich zum US-Marketinggenie Tesla kaum bekannte chinesische Hersteller (ISIN: CNE100000296) den Amerikanern in nichts nach. 2017 gestaltete sich bisher beim Geschäft und an der Börse zwar schwach, weil es Probleme mit der Förderung gab. Das zweite Halbjahr könnte besser werden. Die BYD-Aktie, die fünf Euro kostet, ist ohnehin nur langfristig interessant. Dafür spricht schon allein, dass Starinvestor Warren Buffett Großaktionär ist.
Josef Urschitz ist auf Urlaub.
LET’S MAKE MONEY erscheint wieder am 4.6.