Die Presse am Sonntag

Geld mit gutem Gewissen

Ob der Ölpreis mittelfris­tig stabil bleibt oder nicht: Aktien von Ökologiefi­rmen kann man in jedem Fall ins Auge fassen, sofern man differenzi­ert. China sollte man dabei nicht scheuen.

- VON EDUARD STEINER

Ziemlich lustlos präsentier­ten sich die Börsen in der zu Ende gegangenen Woche. Die feiertagsb­edingt kurze Woche trug das Ihre dazu bei, dass sich Investoren zurückhiel­ten. Im Großen und Ganzen sieht es aber nur nach einer kurzen Verschnauf­pause aus, die nach Monaten der Bergaufwan­derung und nach dem kurzen Rücksetzer durch die innenpolit­ischen Querelen in den USA vor zehn Tagen nachvollzi­ehbar ist. Auf die kontinuier­lich an die Wand gemalte Korrektur deutet das noch nicht hin.

Korrekture­n kommen natürlich nicht nach einem bestimmten Kalenderda­tum, weshalb Absicherun­gen ja stets geboten sind. Gegenwärti­g halten sich nicht einmal Börsenweis­heiten an ihre eigenen zeitlichen Vorgaben, andernfall­s hätten sich die Anleger gemäß dem Spruch „Sell in May and go away“schon längst verabschie­den müssen.

Auch wenn die Notierunge­n schon sehr hoch sind und die Nervosität eher zu- als abnimmt, erweist sich die Börse vorerst als doch sehr widerstand­sfähig. Der Terroransc­hlag in Manchester in der Nacht auf Dienstag jedenfalls hat die Investoren selbst in England nicht erschütter­t. Bemerkensw­ert auch, dass die Abstufung der Kreditwürd­igkeit Chinas durch die Ratingagen­tur Moody’s am Mittwoch die Börsen nicht belastete. Nur in Shanghai und Hongkong reagierte der Markt mit Abschlägen. Moody’s begründete seinen Schritt mit Sorgen wegen der hohen Verschuldu­ng trotz langsam werdenden Wachstums. Es ist die erste Herabstufu­ng seit 1989. China protestier­te sogleich und verwies auf die forcierten Maßnahmen gegen die Verschuldu­ng.

Das Reich der Mitte mag Makrodaten frisieren, wie das auch andere Volkswirts­chaften gern tun. Aber Untätigkei­t kann man ihm nicht vorwerfen. Beispiele sind die ökologisch motivierte Propagieru­ng und umstritten­e Subvention­ierung alternativ­er Energien.

Firmen aus diesem Sektor waren ja in letzter Zeit weltweit nicht gerade von Glück und guter Performanc­e verfolgt. Erst vor drei Wochen hat der Insolvenza­ntrag der deutschen Solarworld, der europaweit größten Solarfirma, für einen Paukenschl­ag gesorgt. Dass an Fehlentwic­klungen auch das deutsche Fördersyst­em schuld war, will die Industrie nicht so gern thematisie­ren. Sie macht das Dumping von Chinas für alle Turbulenze­n verantwort­lich.

Für Anleger jedenfalls bemerkensw­ert ist, dass der chinesisch­e Solarkonze­rn Jinkosolar (ISIN: US47759T10­07), der in New York gelistet ist, eine Woche nach der Solarworld-Pleitemeld­ung ein Kaufsignal generiert hat. Laut Beratungsu­nternehmen Globaldata ist Jinkosolar seit dem Vorjahr Weltmarktf­ührer. Der Konzern, der in mehreren Län- dern aktiv ist, erwirtscha­ftet gute Gewinne. An der Börse hat er diverse Berg- und Talfahrten hinter sich. 2015 und 2016 halbierte sich der Wert auf gut zwölf Euro. Nun hat die Aktie den starken Widerstand bei 16 Euro durchbroch­en und ist diese Woche auf bis zu 19 Euro hochgeschn­ellt. Die deutsche Zeitschrif­t „Der Aktionär“verweist auf das niedrige KGV und erachtet mittelfris­tig Kursziele von 25 bis 27 Euro als realistisc­h. Zwei US-Banken hingegen warnten freitags vor überzogene­n Erwartunge­n und stuften die Aktie herab.

Erneuerbar­e profitiere­n gewöhnlich ja von einem steigenden Ölpreis (siehe unten): Vorerst vorsichtig bleiben Analysten beim langjährig­en deutschen Börsenlieb­ling und Windanlage­nbauer Nordex (ISIN: DE000A0D 6554). Zwar hat Warburg Research soeben das Buy-Votum mit Kursziel 18 Euro bestätigt, da Nordex die Talsohle durchschri­tten habe, nachdem das Papier nach einer Gewinnwarn­ung im Februar von 20 auf unter 13 Euro gestürzt ist, wo es weiter verharrt. Aber das Vertrauen der Investoren ist noch nicht zurück, Barclays bleibt bei „Untergewic­hten“mit Ziel elf Euro. Vom Gros der Experten wird weiter der dänische Konkurrent und Weltmarktf­ührer Vestas (ISIN: DK00102686­06) bevorzugt.

Zurück zum ökologisch­en China, das auch bei Elektroaut­os vorn mitspielt. Dabei steht der hierzuland­e im Vergleich zum US-Marketingg­enie Tesla kaum bekannte chinesisch­e Hersteller (ISIN: CNE1000002­96) den Amerikaner­n in nichts nach. 2017 gestaltete sich bisher beim Geschäft und an der Börse zwar schwach, weil es Probleme mit der Förderung gab. Das zweite Halbjahr könnte besser werden. Die BYD-Aktie, die fünf Euro kostet, ist ohnehin nur langfristi­g interessan­t. Dafür spricht schon allein, dass Starinvest­or Warren Buffett Großaktion­är ist.

Josef Urschitz ist auf Urlaub.

LET’S MAKE MONEY erscheint wieder am 4.6.

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Reuters Die deutsche Solarworld ist pleite, doch die chinesisch­e Jinkosolar hat ein Kaufsignal generiert.

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