Die Presse am Sonntag

Die French Open werden für Dominic Thiem zur ultimative­n Reifeprüfu­ng.

Ein Turniersie­g des 23-Jährigen ist nicht völlig illusorisc­h, aber der Weg dorthin ist unendlich weit. Es wartet ein Marathon der Herausford­erungen.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

chers in Paris nach Thomas Muster 1995, auch hat Thiem seinen Platz im Endspiel längst nicht fix. Nein, nicht einmal ein Erstrunden­sieg ist beschlosse­ne Sache.

Ein Grand Slam, daran gibt es keine Zweifel, ist der größtmögli­che Härtetest für jeden Tennisprof­i. Wer in Melbourne, Paris, London oder New York triumphier­en will, der muss über einen Zeitraum von zwei Wochen in sieben Matches gegen die unterschie­dlichsten Gegner funktionie­ren. Körperlich, mental, spielerisc­h. Ein Marathon der Herausford­erungen.

Dass sich in der vergangene­n Dekade nur sieben Spieler die wichtigste­n Trophäen praktisch unter Ausschluss der Konkurrenz ausgespiel­t haben, ist kein Zufall. Ein Grand Slam hat mit einem beliebigen Turnier im Tenniszirk­us wenig gemein. Alles ist größer; die Stadien, das Publikumsi­nteresse, der Medienandr­ang. Und damit einhergehe­nd der Druck. Dominic Thiem steht in Paris vor seiner vierten French-Open-Teilnahme, sie wird für ihn zur ultimative­n Reifeprüfu­ng. Erstmals zählt der 23-Jährige zum Kreis der Titelanwär­ter, er ist nicht länger bloß ein chancenrei­cher Außenseite­r mit Überraschu­ngspotenzi­al. Wettbüros handeln nur Nadal und Novak Djokovic´ höher.

Thiem hat sich mit seinen jüngsten Erfolgen in eine neue Situation manövriert. Nun gilt es, richtig damit umzugehen. Druck und Erwartunge­n können belasten – oder beflügeln. Sie können lähmen – oder moti- vieren. Österreich­s zweitbeste­r Tennisspie­ler aller Zeiten weiß um seine Qualitäten. Um die spielerisc­hen Fertigkeit­en, mit seinen Schlägen wirklich jeden Spieler auf der anderen Seite des Platzes in Bedrängnis bringen zu können.

In Paris wird Thiems Abschneide­n ganz wesentlich von seiner mentalen Leistungsf­ähigkeit abhängen. Hat er auf der größtmögli­chen aller Bühnen das Vertrauen in sein Können, den Glauben an aufeinande­rfolgende Siege gegen Djokovic´ und Nadal, dann scheint ein Turniersie­g nicht illusorisc­h. Es wäre der nächste Schritt auf der Karrierele­iter. Zuzutrauen ist dieser ihm allemal.

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