»Nicht alles ernst nehmen!«
Interview. Der irisch-deutsche Schauspieler Michael Fassbender ist im Mai mit dem Melodram »Song to Song« sowie einer »Alien«-Fortsetzung in die Kinos gekommen. Der »Presse am Sonntag« verrät er, wie er auf dem Motorrad abschaltet – und dass er Anbiederun
Immer noch wirkt Michael Fassbender so burschikos und entwaffnend offen wie früher. Aber auch ein wenig atemlos. Was angesichts seines Arbeitspensums kein Wunder ist. Doch im Interview beweist der 40-Jährige entspannte Distanz zu seinem Beruf – plus Selbstironie. Sie sind im Mai mit zwei Filmen in die Kinos gekommen. Mit dem neuen „Alien“(ab 18. 5.) und dem Melodram „Song to Song“(ab 26. 5.). Wollten Sie nicht kürzer treten? Michael Fassbender: Habe ich auch schon gemacht. Aber manchmal landen einfach Projekte in meinem Schoß, zu denen ich nicht Nein sagen kann. Andererseits gibt es auch andere Prioritäten in meinem Leben, denen ich mich widmen muss. Zum Beispiel? Surfen! Es wird endlich Zeit, dass ich da besser werde. Ich bin’s auch schon. Früher gab ich auf dem Brett einen ziemlich lächerlichen Anblick ab. Inzwischen werde ich mit Wellen fertig, die höher als ich sind. Sie haben keine Angst? Ich weiß, dass ich nicht unverletzlich bin. Aber ich zerbreche mir nicht wirklich den Kopf über so etwas. Wenn du um dein Leben fürchtest, dann heißt das, dass du langsam alt wirst. Ihnen ist nie etwas Gefährliches passiert? Doch, schon. Ich hatte einige sehr brenzlige Situationen beim Motorradfahren, als ich bei hoher Geschwindigkeit von Autos eingekeilt war. Aber ich sehe das eher fatalistisch. Wenn es so weit ist, dann ist es so weit. Wie wäre es damit, langsamer zu fahren? Ich gebe es zu, wenn ich auf dem Motorrad sitze, dann überlege ich mir das schon. Andererseits finde ich hohes Tempo sehr entspannend, weil ich mich in dem Moment auf nichts anderes konzentriere. Am besten ist dafür Kartfahren geeignet – das mache ich, wann immer ich kann. Hingegen gibt es nichts Schöneres als Motorradfahren. Da nimmst du die Strecke richtig wahr, bist Wind und Wetter ausgesetzt und Teil der Welt, anstatt abgeschottet im Auto zu sitzen. Der Trend geht ja zu Elektroautos. Ich finde es positiv, weil es dann weniger Lärm und Schmutz gibt, unsere Städte wären viel ruhiger. Ich persönlich mag aber das Gefühl und das eher auf Kraftwerk und „Heino? Nein, ich stehe Musikgeschmack. Fassbender über seinen
Michael Fassbender.
Der 1977 im deutschen Heidelberg geborene Mime Michael Fassbender ist im irischen Killarney aufgewachsen – als Sohn eines deutschen Vaters und einer irischen Mutter. Bekannt wurde er durch Filme wie „Hunger“(2008), „Inglourious Basterds“(2009), „X-Men“(2011) oder etwa „Prometheus“(2012). habe ein Faible für Brummen des Motors. Das würde mir fehlen. In Ihrem Film „Song to Song“spielen Sie einen Musikproduzenten. Persönlich haben Sie ja etwas merkwürdige musikalische Vorlieben. Offenbar mögen Sie den deutschen Schlagersänger Heino. Heino? Wer hat das gesagt? Sie selbst in einem früheren Interview. Sie dürfen nicht alles ernst nehmen, was ich so von mir gebe. Also – das war ein Scherz. Wenn’s um deutsche Musik geht, dann stehe ich eher auf Kraftwerk. Ich habe auch ein Faible für Heavy Metal. Als Jugendlicher war mein Lebensziel, Gitarrist in so einer Band zu werden. Bis ich merkte: Ich kann so lange üben, wie ich will, ich werde nie so gut sein wie die Leute, die Talent dafür haben. Passenderweise habe ich auch die Schauspielerei entdeckt. Das fühlte sich viel richtiger an. Inzwischen sind Sie zum oscarnominierten Star geworden. Wunschlos glücklich? Wer ist das schon? Was ich nicht mag, ist, dass beim Filmgeschäft der Aspekt des Geschäfts so betont wird. Ein Projekt, das Gewinn bringt, wird in seine Einzelteile zerlegt, um daraus eine allgemein gültige Formel zu entwickeln. Und dann wird alles bis zum Gehtnichtmehr getestet. Man lädt die Passanten aus den Einkaufszentren in Vorführungen ein und fragt: „Welches Ende gefällt Ihnen besser?“Den Produktionsfirmen geht es nur noch um größtmögliche Zuschauerzahlen. Das hat zur Folge, dass Drehbücher vorhersehbar sind. Schon auf Seite 15 weiß ich, wohin sich Charaktere und Handlung entwickeln. Daher suche ich meine Projekte besonders sorgfältig aus. Wie bleiben Sie auf Tuchfühlung mit der Realität? Ich ziehe nicht mit einer Crew aus Bodyguards durch die Gegend. Wenn ich reise, dann immer nur allein oder mit Freunden. Ich kapiere schnell, wenn jemand unehrlich zu mir ist oder sich anbiedern will. Das hasse ich. Zumindest bei Filmdrehs merke ich das. Mit Statisten springt man ganz anders um als mit mir. Um mich herum wird ein richtiger Eiertanz aufgeführt.