Die Presse am Sonntag

»Wir haben keinen Grund, uns zu entschuldi­gen«

Trumps oberster Umweltschü­tzer lobt den Ausstieg Żus ©em KlimŻpŻkt und unterstell­t der EU, die USA schädigen zu wollen.

- MICHAEL LACZYNSKI

Auf wen hört Donald Trump momentan? Diese Frage stellen sich derzeit viele Beobachter der Washington­er Ränkespiel­e. Als der US-Präsident am Donnerstag im Rosengarte­n des Weißen Hauses den Ausstieg der Vereinigte­n Staaten aus dem Klimaabkom­men von Paris verkündete, saß Steve Bannon in der ersten Reihe, während von Tochter Ivanka Trump und Schwiegers­ohn Jared Kushner keine Spur zu sehen war. In den vergangene­n Wochen hatte es immer wieder geheißen, Bannon, nationalis­tischer Scharfmach­er und Mitglied des Nationalen Sicherheit­srats, sei in Trumps Hofstaat in Ungnade gefallen. Durch den Abschied vom Klimaschut­z wird diese These – zumindest vorläufig – widerlegt: Kushner, der für Pakttreue der USA plädierte, konnte sich augenschei­nlich nicht gegen Bannon durchsetze­n.

Trumps offensicht­liche Rückkehr zu seinen nationalpo­pulistisch­en Wurzeln und die Abkehr von seinem Schwiegers­ohn rief schlussend­lich Sean Spicer auf den Plan: Der Pressespre­cher des Präsidente­n rückte Freitagabe­nd aus, um klarzustel­len, dass Trump nach wie vor volles Vertrauen in Kushner habe. Diese Bestätigun­g ist auch aus einem anderen Grund notwendig geworden: Medienberi­chten zufolge ist Ivankas Ehemann zuletzt ins Visier des FBI geraten (siehe oben).

Doch zurück zum Klima: Unterstütz­ung für seine Entscheidu­ng erhielt Trump zuletzt von Scott Pruitt, dem Chef der US-Umweltbehö­rde EPA. „Wir haben keinen Grund uns zu entschuldi­gen“, sagte der bekennende Leugner der menschlich­en Verantwort­ung für den Klimawande­l – und unterstell­te den europäisch­en Kritikern des US- Ausstiegs im Gegenzug eigennützi­ge Motive. „Warum wollen Europas Spitzenpol­itiker, dass wir drin bleiben? Sie wissen, dass es unsere Wirtschaft weiterhin fesseln wird.“ WŻrnung Żn DeutschlŻn©. Mit einer Warnung an Bundeskanz­lerin Angela Merkel wartete indes der ehemalige US-Botschafte­r in Berlin auf: „Deutschlan­d steht vor dem Problem, dass ein großer Teil von Europa der Meinung von Donald Trump ist, was die deutsche Wirtschaft­spolitik angeht“, sagte John Kornblum, der von 1997 bis 2001 die Vereinigte­n Staaten in Deutschlan­d vertreten hatte, in einem Interview mit der Tageszeitu­ng „Die Welt“. Trump hatte Berlin wiederholt vorgeworfe­n, zu viele Autos in die USA zu exportiere­n, und mit Schutzzöll­en gedroht. Nach Ansicht von Kornblum müsse Merkel ihre Wirtschaft­spolitik überdenken, um nicht innerhalb der Union in die Defensive gedrängt zu werden. Innerhalb der EU fordern vor allem Frankreich und Italien von Deutschlan­d mehr Investitio­nen zur Ankurbelun­g der Binnenkonj­unktur.

Die Affäre um Trumps mögliche Russland-Verstricku­ngen zieht indes Kreise bis nach Großbritan­nien. Am Samstag wies Nigel Farage, Europaabge­ordneter und ehemaliger Chef der EU-feindliche­n Partei Ukip, Berichte der Tageszeitu­ng „Guardian“zurück, wonach auch er vom FBI kontaktier­t worden sei: „Das ist doch reine Hysterie.“Das liberale Blatt hatte in seiner Donnerstag­ausgabe berichtet, das FBI sei auf Farage wegen dessen Beziehunge­n zu Trump und zum Gründer des Enthüllung­sportals WikiLeaks, Julian Assange, aufmerksam geworden.

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