Wildschweine, Ruinen und ein wenig Poesie
Einst hat hier Ferdinand Raimund »Der Alpenkönig und der Menschenfeind« vollendet. Seit 55 Jahren ist der frühere Landschaftsgarten der große NŻturpŻrk SpŻrbŻch, in dem es nicht nur Wildschweine, Schafe und andere Tiere zu entdecken gibt.
Wie oft ist man schon im Wald auf einem Liegestuhl gelegen? Wann hat man sich je unter einer mächtigen, uralten Föhre in einer Liege – aus Holz – ausrasten können?
Wahrscheinlich noch nie. Und um wirklich unter den riesigen Ästen der sogenannten Fürstenföhre (einem von mehreren beeindruckenden Baumriesen im Naturpark) liegen zu können, hat man eine kleine, leicht ansteigende Wanderung absolvieren müssen, hier im Naturpark Sparbach im südlichen Wienerwald, unweit von Mödling. Ruhig ist es hier, von den – an den Wochenenden – vielen Besuchern des Parks landet nämlich nur ein kleiner Teil hier oben. Die meisten Gäste bleiben im unteren Teil des Naturparks stecken, dort, wo man den Wildschweinen – für die Sparbach ja bekannt ist – und anderen Tieren begegnen kann. Und wo man Kinder nur schwer wieder vom riesigen Natur- und Wasserspielplatz wegbringen wird.
Etwa eine dreiviertel Stunde, über weite Strecken leicht bergauf, ist man unterwegs, bis man vom Besucherzentrum hinauf zur alten Föhre gelangt, über die Dianawiese spaziert, die deutlich macht, warum das Areal – das 1810 von Fürst Johann I. von Liechtenstein als romantischer Landschaftspark angelegt wurde und noch immer im Besitz der Familie Liechtenstein steht – als Naturpark ausgezeichnet wurde: Die Vielfalt der Natur, die man hier erleben kann, beeindruckt durchaus.
Wie eben hier oben auf der wunderbaren Wiese, auf der gerade Pflanzen blühen, die man sonst kaum sieht: Brandknabenkraut oder Sommerwur- zen. Dazu flattern Schmetterlingsarten, die man noch nie gesehen hat. Idyllisch wäre ein passendes Wort, fast kitschig gar, wenn man die paar Schritte weiter zum Dianatempel spaziert: eine Ruine, ein unvermeidliches Fotomotiv, das einst zu Ehren der römischen Waldund Jagdgöttin erbaut wurde. (Und ja, eine Dianaquelle am anderen Ende der Wiese gibt es hier natürlich auch.)
Wer noch Energie hat, kann noch ein Stück weiter spazieren, hinauf zur nächsten Attraktion: der Köhlerhausruine auf 571 Metern. Ferdinand G. Waldmüller hat sich vom Ausblick, der einen dort erwartet, zu einigen Werken inspirieren lassen. InspirŻtion. Überhaupt hat der einstige Landschafts- und Tiergarten des Fürsten von Liechtenstein, der hier zahlreiche Zierbauten und Wiesen anlegen ließ, manche Künstler angezogen. Im Jahr 1828 hat hier Ferdinand Raimund sein Stück „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“zu Ende geschrieben, konkret in der Ruine Johannstein, einem ehemaligen, im zwölften Jahrhundert errichteten Herrschaftssitz, bei dem man am Weg hinauf zur Dianawiese einen Stopp eingelegt hat.
Eigentlich sogar zwei. Zuerst einmal unten neben einem kleinen Bach auf einer sehr breiten Bank, von der aus man die imposante Ruine, die auf der andere Seite des Baches auf einem Felsen liegt, von unten beobachten kann. Und dann noch einmal bei der Ruine selbst, die man begehen und erkunden kann – was (nicht nur) für Kinder ein kleines Abenteuer ist. Davor ist man schon beim Lenauteich vorbeibekom- men, in dem fette Karpfen schwimmen und der nach dem Dichter Nikolaus Lenau benannt wurde, der hier seine „Schilflieder“geschrieben haben soll.
Gleich beim Lenauteich hat man Zugang zu dem sehr großen Naturspielplatz, der – aus Schutz vor den Wildschweinen – eingezäunt ist und in dem man mit Kindern durchaus einige Zeit verbringen kann. Wer gut vorausplant, kann hier sogar grillen (selbst Mitgebrachtes oder auf Bestellung auch vom Naturpark bereitgestellte Speisen). Allerdings muss der Griller vorab reserviert werden, im Juni gibt es kaum noch freie Tage.
Aber auch ohne Grillerei kann man hier gut eine Pause machen: Überhaupt gibt es im ganzen Naturpark erfreulich viele Bänke und die erwähnten Holzliegen zum Rasten. Wer nicht genug Proviant mit hat, kann sich direkt beim Spielplatz bei einem Kiosk stärken, das an den Wochenenden geöffnet hat. Esel un© HŻsen. Wie erwähnt gibt es im unteren Teil des Naturparks auch die meisten Attraktionen für Kinder: Vom Besucherzentrum (auch hier gibt es Kaffee, Kuchen und andere Verpflegung), dem Startpunkt des Besuchs, geht man nur wenige Minuten, ehe man zum Kleintiergehege gelangt, wo Hasen, Ziegen, Schafe und Esel zu sehen sind. Mit etwas Glück lassen sie sich auch streicheln, gerade die Ziegen sind sehr neugierig und kommen gern an den Zaun. Gleich daneben liegt das Naturparkhaus, in dem Interessierte mehr über die Stimmen der Wildtiere, ihre Spuren und Essgewohnheiten er-