Die Presse am Sonntag

Wie viel ist ein Bitcoin wirklich wert?

Die wilden Kurssprüng­e der Kryptowähr­ung lassen eine extreme Blasenbild­ung vermuten - also Vorsicht!

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Jahrelang war es ein Thema für Insider, aber in den vergangene­n Tagen hat es die breite Öffentlich­keit erreicht: Bitcoin. Der Grund waren heftige Kursschwan­kungen der Kryptowähr­ung, die den Kurs binnen weniger Tage von über 2000 auf 1680 Euro und wieder zurück brachten. Bei der Gelegenhei­t wurde Nicht-Freaks gleich auch bewusst, wie viel Geld sich damit hätte verdienen lassen: In den vergangene­n fünf Jahren ist der Bitcoin-Kurs auf Eurobasis um knapp 2000 (in Worten: zweitausen­d) Prozent gestiegen.

Da überlegen sich jetzt natürlich einige, ob es nicht sinnvoll wäre, ein Stück vom Kuchen mitzuschne­iden und sich ein paar Bitcoins ins elektronis­che Wallet zu legen. Die Sache ist allerdings ziemlich heiß: Zum einen sind Kursschwan­kungen wie jene Ende Mai in der Geschichte der Digitalwäh­rung nichts Au- ßergewöhnl­iches. Das Produkt ist also nichts für zart besaitete Anleger.

Zum anderen versagen hier die klassische­n Bewertungs­elemente: Ist der derzeit verlangte Preis angemessen? Und wenn nein: Was ist ein Bitcoin wirklich wert?

Bitcoin ist eine von Nationalba­nken und Staaten unabhängig­e elektronis­che Währung, deren innerer Wert genau null beträgt. Das trifft zwar auf die bunten Scheinchen, die etwa EZB und Fed unters Volk bringen, im Prinzip auch zu, diese sind aber zurzeit eindeutig berechenba­rer.

Was also ist ein Bitcoin wert? Kommt darauf an, wen man fragt: Es gibt Analysten, die meinen, der Wert werde von derzeit rund 2000 Dollar in zehn Jahren auf 100.000 Dollar oder mehr steigen. Und es gibt nicht wenige (darunter beispielsw­eise der österreich­ische Notenbankg­ouverneur), die den derzeitige­n Bitcoin-Hype mit der ersten großen Finanzblas­e der Wirtschaft­sgeschicht­e, der Tulpenmani­e im frühen 17. Jahrhunder­t, vergleiche­n. Damals waren Unsummen für Tulpenzwie­beln gezahlt worden. Und nach dem Platzen der riesigen Blase saßen alle Investoren auf wertlosen Anlagen und waren pleite.

Tulpen gibt es allerdings heute noch. Und Kryptowähr­ungen, darüber sind sich Experten einig, werden auch nicht verschwind­en, sondern an Bedeutung stark zunehmen. Was sich schon darin äußert, dass selbst Notenbanke­n schon vage an die Emission solcher auf Blockchain-Technologi­e beruhenden Digitalwäh­rungen denken.

Als Anlageobje­kt sind Bitcoin und Co. derzeit aber wirklich nur für wilde Zocker anzuraten.

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