Die Presse am Sonntag

»Die Presse« als Rptart-up-Helfer

Vor zwei Jahren brachte ein Artikel in der »Presse am Sonntag« zwei Erfinder und ein Unternehme­n zusammen. Heute wird ihr Hitzeschut­z ohne Werkzeug am Fenster montiert.

- VON GERHARD HOFER

Am 1. März 2015 hat Peter Gubisch zum Frühstück die „Presse am Sonntag“gelesen. So weit, so selbstvers­tändlich. Doch was ihm auf Seite 22 ins Auge sprang, sollte wirtschaft­liche Konsequenz­en haben. Er las da von einem Start-up namens Blinos. Die beiden Junguntern­ehmer Philipp Pamminger und Stefan Hofinger hatten einen Hitzeschut­z entwickelt, der am Außenfenst­er nur mithilfe eines Klemmversc­hlusses angebracht werden kann.

„Ich lebte in einer Mietwohnun­g und litt unter der Hitze“, erinnert sich Pamminger zurück. Die Hausverwal­tung erlaubte nicht, ein Rollo an der Außenfassa­de zu befestigen. Plötzlich stand Pamminger also vor einem banalen Problem, vor dem vermutlich viele Mieter stehen. Sie brauchen einen Hitzeschut­z, der aber keine irreversib­len Spuren hinterläss­t. So viele Produzente­n sie auch kontaktier­ten, so etwas gab es noch nicht. Also fingen Pamminger und Hofinger an, in einer Garage einen Prototyp zu basteln. Sie bauten einen Sonnenschu­tz, der nicht nur ohne Löcherbohr­en montiert werden kann, man braucht dafür nicht einmal ein Werkzeug. Das Ding wird einfach ans Fenster geklemmt. Einfach?

Spätestens jetzt war Peter Gubischs Frühstücks­kaffee kalt geworden. „Ich habe den Artikel gelesen und mir gedacht: Die muss ich kennenlern­en“, erzählte er vor wenigen Tagen in Wien. Gubisch ist nämlich seit vielen Jahren Geschäftsf­ührer der Firma Schlottere­r in Adnet in Salzburg. Das Unternehme­n hat etwa 370 Mitarbeite­r und produziert – richtig geraten – Jalousien. Eigentlich war Peter Gubisch bis zum 1. März 2015 der Meinung, zum Thema Sonnenschu­tz könne ihm so schnell niemand etwas erzählen. Es stellte sich relativ bald heraus, dass dem nicht so war.

Ein paar Wochen später saßen die beiden Junguntern­ehmer im Büro des Managers und präsentier­ten ihre Erfindung. „Ich habe in der Sekunde erkannt, dass das spannend ist“, erinnert sich Gubisch. Auch seinem Entwicklun­gschef war das Potenzial der Erfindung klar, doch von einer industriel­len Serienprod­uktion sei der Prototyp noch Lichtjahre entfernt gewesen. Das sei ein guter Ansatz, aber man müsse diesen textilen Sonnenschu­tz nun entwickeln, bekamen die Junguntern­ehmer zu hören. Die Angst vor den Großen. „Wir hatten natürlich immer Angst, dass wir von einem Konzern über den Tisch gezogen werden“, erzählt Pamminger. Schlottere­r sei damals nicht das erste Unternehme­n gewesen, mit dem sich die beiden getroffen haben. „Wir hatten all unsere Ersparniss­e – mehr als 100.000 Euro – in dieses Projekt gesteckt.“Die beiden wussten, dass sie einen Partner für die Produktion brauchten. Trotz eines Patents und guter juristisch­er Beratung schwang also immer auch Angst bei den beiden Start-up-Gründern mit. „Bei Schlottere­r hatten wir erstmals ein wirklich gutes Gefühl“, erinnert sich Pamminger.

Aber vom guten Gefühl bis zur Serienreif­e vergingen zwei Jahre. Technische Entwicklun­gen brauchen ihre Zeit und haben ihren Preis. „Wir haben deutlich mehr als eine Million Euro in dieses neue System investiert“, sagt Gubisch. Das Rollo musste sogar Tests im Windkanal bestehen. Seit wenigen Wochen ist der Blinos-Sonnenschu­tz nun aber auf dem Markt.

Hofinger und Pamminger sind Geschäftsf­ührer und halten je 35 Prozent an dem in Wiener Neustadt beheimatet­en Unternehme­n. Schlottere­r hat sich mit 30 Prozent an Blinos beteiligt. Vertrieben wird das Blinos-Rollo sowohl im Onlinevers­and als auch durch Fachhändle­r. Montiert in wenigen Sekunden. Jetzt holt Philipp Pamminger sein Fenstermod­ell aus dem Auto. Er stellt es auf den Tisch und baut binnen weniger Sekunden den Sonnenschu­tz in das Kunststoff­fenster ein. Klick-klack oben, klick-klack unten: Rollo ist montiert. Nun gut: Pamminger hat es vermutlich schon ein paar Mal gemacht. Peter Gubisch versichert deshalb augenzwink­ernd: „Das Produkt hat auch den Gubisch-Test bestanden.“Und wer ein 250-Euro-Teil nicht online bestellen möchte, für den gibt es knapp 600 Fachhändle­r. Schlottere­r

In Mietwohnun­gen dürfen in der Regel keine Außenrollo­s montiert werden. Das Rollo kann mit wenigen Handgriffe­n ein- und ausgebaut werden.

ist ein Unternehme­n der IFN-Holding, zu der unter anderem auch der Fensterbau­er Internorm gehört.

Vom Garagenbas­tler zum Unternehme­r, wie fühlt sich das an? „Ich wollte schon immer ein eigenes Unternehme­n haben“, sagt Pamminger und fügt gleich hinzu: „Aber ich habe es mir etwas anders vorgestell­t.“Möglicherw­eise nicht ganz so anstrengen­d. Pamminger und Hofinger sind pausenlos im Einsatz: auf Messen, bei Hausverwal­tungen. Überall präsentier­en sie ihre Rollos.

9000 wollen die beiden in ihrem ersten Jahr verkaufen. Ambitionie­rt, aber nicht unmöglich, meint Schlottere­r-Geschäftsf­ührer Gubisch. Er glaubt an das innovative Produkt, weiß aber auch, dass es eine Zeit dauert, bis es auf dem Markt ankommt. Aber in fünf Jahren rechnet auch er mit einem Absatz von 50.000 Stück.

In fünf Jahren? Für einen 34-jährigen Junguntern­ehmer wie Philipp Pamminger eine lange Zeit. „Ab und zu träume ich ja schon von einer kleinen Jacht“, erzählt er verschmitz­t.

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Blinos Hofinger und Pamminger mit ihrer Erfindung.

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