Die Presse am Sonntag

« oder »Schwuler«?

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viel Geld investiert, zum Teil auf Umwegen: Über 40 Millionen Dollar etwa hat Google in die Sprachlern-App Duolingo investiert; Duolingo wiederum arbeitet intensiv an künstliche­r Intelligen­z, um Übersetzun­gen und Sprachlern­en zu vereinfach­en.

Einen großen Sprung hat Google Translate im Herbst vergangene­n Jahres gemacht. Es verwendet nun das selbstlern­ende Google Neural Machine Translatio­n-System (GNMT), das wie ein Mensch übersetzen lernen soll. Dieses neuronale Netzwerk übersetzt statt einzelner Wörter oder Satzteile ganze Sätze, und hat seine Schöpfer schon überrascht – indem es etwa sogenannte Zero-Shot-Übersetzun­gen bewerkstel­ligt: Wenn GNMT etwa dazu trainiert wird, zwischen Deutsch und Vietnamesi­sch und zwischen Deutsch und Koreanisch zu übersetzen, dann lernt das System selbst, von Koreanisch zu Vietnamesi­sch zu übersetzen – ohne dass es je mit Trainingsü­bersetzung­en zwischen diesen Sprachen gefüttert worden wäre.

Bislang ist das neue GNMT-System allerdings erst für zwölf Sprachen im Einsatz: Englisch, Französisc­h, Deutsch, Spanisch, Portugiesi­sch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Türkisch, Russisch, Hindi und Vietnamesi­sch. Die allererste Sprache, mit der Google sein neues GNMT-System ein- geführt hat, war Chinesisch. Vielleicht wollte der Konzern damit prahlen, wie leistungsf­ähig das neue System war, vielleicht spielen wirtschaft­liche Überlegung­en eine Rolle. Vermutlich ist es auch ein Versuch, ein Signal zu setzen gegen den bekannten „Eurosprach­zentrismus“von Google Translate. Das System bietet zwar Übersetzun­gen für über hundert Sprachen an, die Qualität schwankt aber je nach gewählter Sprachkomb­ination enorm; und die Qualität der Übersetzun­gen, das haben auch vergleiche­nde Untersuchu­ngen vor der Einführung des neuen neuronalen Netzwerks gezeigt, ist bei europäisch­en Sprachen in der Regel viel höher als bei asiatische­n. Schwierig: der Wortschatz-Wandel. Wie steht es aber nun um die Qualität der Übersetzun­gen aus dem Chinesisch­en ins Englische mit GNMT? Der aus Peking stammende Journalist und Germanist Ming Shi hat sie untersucht – und gezeigt, wie schwer sich Googles künstliche Intelligen­z gar nicht so sehr in der Syntax, sondern vor allem im lexikalisc­hen Bereich tut. „Der Alltagswor­tschatz des Chinesisch­en ist einer rasanten gesellscha­ftlichen Entwicklun­g ausgesetzt. Niemand weiß, welche Wörter, die gerade noch in aller Munde

Google Translate ist sehr gut bei europäisch­en Sprachen - bei asiatische­n viel weniger.

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