Kunstwerte
WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN
Aufschwung. Im Zuge der Rückbesinnung des Marktes auf Bewährtes genießt die abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts derzeit eine erhöhte Aufmerksamkeit.
In den vergangenen Jahren konnte dem Kunstmarkt die Farbe auf den Leinwänden gar nicht frisch genug sein. Es gab einen echten Run auf junge Superstars. Doch seit gut einem Jahr findet eine Trendwende, eine Konsolidierung statt. Der Markt besinnt sich wieder auf etablierte Werke, ist wieder risikobewusster, wenn man es in der Finanzsprache ausdrücken möchte. Das war bei den letzten Auktionen zu beobachten und selbst bei der Frieze Kunstmesse, die sich durch hervorragende junge Kunst einen Namen gemacht hat, griff das Publikum auf Bewährtes. So werden Segmente oder Künstler, die zuletzt weniger in der Gunst des Marktes standen, wiederbelebt oder neu entdeckt.
Zu den Profiteuren dieser Konsolidierung gehören die abstrakten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sie erleben einen dynamischen Markt mit einer preislichen Neubewertung. Jean-Paul Riopelle ist einer der Künstler, der jüngst einen Preissprung hatte. Für seine Leinwand „Vent du nord“datiert auf 1952/53 stieg der Preis bei Heffel Fine Art in Toronto am 24. Mai auf 5,4 Millionen Dollar. Der obere Schätzpreis lag bei einer Million Dollar, was seinem bisherigen Höchstpreis entsprach. Das ist eine Aufwertung um drei Millionen Dollar. Ausdrucksvolles Schwarz. Ein weiterer Star der Abstraktion ist Pierre Soulages, der aktuell teuerste lebende französische Künstler. Sein aktueller Auktionsrekord steht bei 6,7 Millionen Dollar für „Peinture, 21 novembre 1959“. Der Meister des „Ultraschwarz“hat laut Kunstpreisdatenbank Artprice eine Preissteigerung von 484 Prozent seit der Jahrtausendwende. Für Soulages könnte in nächster Zeit das Interesse weiter steigen, eröffnet doch sein Galerist Emmanuel Perrotin am 7. Juni seine neue Galerie in Tokio mit einer Soulages-Ausstellung. Der Künstler ist kein Unbekannter in Japan, war es doch ein Kalligrafie-Magazin, das schon in den Fünfzigerjahren auf seine Arbeit aufmerksam wurde. Zudem widmete ihm das Seibu-Museum in Tokio 1983 eine umfangreiche Retrospektive.
Mehr Aufmerksamkeit genießt zurzeit auch der deutsch-französische Maler Hans Heinrich Hartung. Drei seiner Arbeiten haben zuletzt bei Auktionen mehr als eine Million Dollar erzielt und Galerist Perrotin präsentiert ab 15. Juni seine Werke auf der wichtigen internationalen Kunstmesse Art Basel. Weitere neue Rekorde der abstrakten Malerei erzielte Simon Hanta¨ı für „MA4 (Mariale)“mit 4,7 Millionen Dollar und der französische-chinesische Künstler Chu Teh-Chun mit 11,8 Millionen Dollar für „Vertige neigeux“.