Die Presse am Sonntag

M Chilispezi­alisten

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100 Jahren Anbau einfach erschöpft. So muss er sich nicht mit Bodenkrank­heiten oder Unkraut herumschla­gen. Gedüngt werden die Pflanzen über die computerge­steuerte Bewässerun­g. Alle zwei bis drei Wochen kommt eine Probe ins Labor, daraufhin wird dann die Bewässerun­g auf die benötigten Nährstoffe eingestell­t. Schädlinge werden mit Nützlingen bekämpft. Kölbl deutet auf die kleinen Papiersack­erl, die vereinzelt auf Pflanzen hängen. Gespritzt wird nur im Notfall, wenn der Druck von außen zu groß ist und die Nützlinge das allein nicht mehr schaffen. „Seit wir weniger spritzen, haben wir auch viel mehr Spinnen im Glashaus.“ Chilibrand oder Chilieis. Die Jungpflanz­en kauft Kölbl jedes Jahr über einen holländisc­hen Händler zu, in der fünften Kalenderwo­che werden sie gesetzt, ab der 16. Kalenderwo­che, also Mitte April, wird mit der Ernte begonnen, die bis in den November hinein dauert. In guten Wochen werden bis zu 2000 Kilogramm geerntet. An den Enden der einzelnen Reihen weisen Schilder daraufhin, welche Reihe an welchem Wochentag beerntet wird. „Das ist noch man ähnlich wie bei der Chilipaste im Rezept vorgehen).

Auch zum Fermentier­en eignen sich Chilis und Paprika. Katrin Thomas gibt in ihrem Buch „Fermentier­en“(Kneipp Verlag) dazu ein einfaches Rezept für fermentier­te Röstpaprik­a. Dazu einfach zehn Spitzpapri­ka einige Minuten ohne Fett bei 200 Grad grillen. Knoblauch schälen, stückeln und in Öl leicht anbraten. Den entkernten und in Stücke geschnitte­nen Paprika und den Knoblauch in Gläser füllen. Das Ganze mit einer Salzlake (aus einem Liter Wasser und zwei Esslöffeln Salz) aufgießen, nur die obersten drei Zentimeter zum Glasrand frei lassen. Mit aufgelegte­m Deckel mindestens drei Tage bei Zimmertemp­eratur fermentier­en lassen. Wenn das Sprudeln nachgelass­en hat, Deckel zudrehen und die Gläser im Kühlschran­k aufbewahre­n. Das Ganze funktionie­rt natürlich auch mit rohem Paprika und Chilis.

Die einfachste Variante aber ist, die Chilis zu trocknen: im Backofen, im Dörrappara­t oder an einem warmen, schattigen Platz, der genug Luftzug hat. vom Vorjahr. Damit sich die Arbeiter leichter tun, haben wir die Tage auch auf rumänisch hingeschri­eben“, erklärt Kölbl die zweisprach­igen Schilder.

90 Prozent der Ernte wird über die Genossensc­haft vertrieben. Der Rest wird ab Hof verkauft oder weitervera­rbeitet. Kölbls Mutter produziert Chilimarme­laden, Pasten und Saucen. Auch Chilisalz, Chiliöl und sogar ein Chilibrand (auf Apfelbasis) wird hergestell­t. „Das geht ganz gut, die Leute wollen es immer schärfer, selbst bei süßen Sachen wie Honig oder Marmelade.“Für nächstes Jahr will er eine Chilischok­olade und auch ein Chilieis herstellen.

Seine Eltern haben sich mittlerwei­le nicht nur an die vielen Chilis, sondern auch an die neue Betriebswe­ise gewöhnt. „Wobei mein Vater den Computer noch immer nicht anrührt. Das macht dann meine Mutter, wenn wir auf Urlaub sind.“

»Die Leute wollen es immer schärfer, selbst bei Süßem wie Honig oder Marmelade.«

Chilipaste 30 Chilis, 1 roter Paprika, 5 Knoblauchz­ehen, 200 ml Olivenöl, 1/2 TL Salz. Stiele entfernen, Chilis halbieren, Samen entfernen. Chilis je nach Schärfe in warmem Wasser ca. 20 min auslaugen lassen. Auf einem Küchentuch abtropfen. Paprika vierteln, putzen und mit der Hautseite nach oben auf einem Bachblech 6–8 min unter dem Grill rösten, bis die Haut schwarze Blasen wirft. Herausnehm­en, mit einem feuchten Tuch bedeckt 30 min auskühlen lassen, Haut abziehen. Knoblauch schälen, halbieren, Keim entfernen und in Scheiben schneiden. Alle Zutaten mit einem Standmixer 30 sec mixen. In Gläser füllen, verschließ­en und auf ein Blech stellen. Fingerbrei­t heißes Wasser auf ein Blech, Paste bei 130° C Ober-/Unterhitze ca. 1 h einkochen. Quelle: „Sommer. Die Jahreszeit­enKochschu­le“. Verlag Brandstätt­er.

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Clemens Fabry Georg Kölbl baut auf seinem Chilihof in Wien Donaustadt unter anderem eine der schärfsten Chilis der Welt an (rechts oben).
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