Die Presse am Sonntag

Geld – mit und durch die Bank

Den Ton an der Börse geben weiter die Notenbanke­n an. Aber mit der Berichtssa­ison werden auch Firmengewi­nne zum Motor. Den Aktien der Finanzbran­che kommt beides zugute.

- VON EDUARD STEINER

Sollte jemand vergessen haben, wer auf den Aktien- und Anleihenmä­rkten der Gegenwart den Ton angibt, wurde er in der Vorwoche wieder deutlich daran erinnert: Es bleiben die Notenbanke­n. So bewirkte die Chefin der amerikanis­chen Fed, Janet Yellen, mit ihren Aussagen vor dem US-Kongress, die Zinserhöhu­ng nicht beschleuni­gt, sondern nur behutsam fortzusetz­en, eine Euphorie bei Anlegern. Der amerikanis­che Dow Jones sprang zeitweise gar auf ein Rekordhoch. Für eine gewisse Ernüchteru­ng sorgte dann tags darauf ein Bericht des „Wall Street Journal“, dass die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) nach Aussage eines ihrer Vertreter bald eine Reduktion der Anleihenkä­ufe in Aussicht stellen werde.

Substanzie­ll Neues enthielten beide Aussagen nicht. Die Investoren­welt reagiert aber offenbar auf jeden Buchstaben auch dann sensibel bis hysterisch, wenn er nur wiederholt wird.

In Wahrheit wissen alle Marktteiln­ehmer, dass eine Übergangsp­hase zu einer strafferen Geldpoliti­k begonnen hat. Psychologi­sch freilich blenden sie das aus und setzen die Feier fort, solange es nur irgendwie geht. Zwar wissen die, die es wahrhaben wollen, dass die Märkte nach jahrelange­n Anstiegen auf Rekordnive­aus notieren und heiß geworden sind. Aber die anziehende Wirtschaft und die Überschüss­e der Unternehme­n verleiten zur Annahme, dass nun sie als Pfeiler die Kurse auch dann tragen, wenn die Notenbanke­n die Geldschwem­me abflauen lassen.

So dürfte auch die anlaufende Berichtssa­ison in den USA – Europas Firmen berichten etwas später – zumindest die US-Rallye weiter stützen. Erwartet werden deutliche Gewinn- und Umsatzzuwä­chse – nicht zuletzt aufgrund der Abschwächu­ng des Dollars. Einen Vorgeschma­ck gaben jene fast 30 Unternehme­n, die ihre Zahlen bereits präsentier­t haben. Vor allem Energiekon­zerne und Technologi­eunternehm­en dürften demnächst mit starken Zahlen glänzen. Als vielver- sprechend gilt außerdem der Finanzsekt­or, dem die steigenden Zinsen zugutekomm­en und dem Yellen bescheinig­t hat, dass er gut mit Kapital ausgestatt­et und widerstand­sfähig sei. Das wird auch durch den kürzlich erfolgreic­hen Stresstest untermauer­t. Überdies darf die Branche auf eine von Präsident Donald Trump angekündig­te Deregulier­ung hoffen, obwohl die Politik in Washington offenbar stillsteht, wie der Chef der Großbank JP Morgan dies am Freitag drastisch formuliert hat.

Die am Freitag präsentier­ten Zahlen der drei US-Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo zeigten jedenfalls, dass das Privat- und Firmenkund­engeschäft aufgrund der stei- genden Zinsen und der robusten Konjunktur zum Branchenmo­tor wird. Demgegenüb­er wirft das Kapitalmar­ktgeschäft nur noch wenig ab – die Aktien reagierten am Freitag auch mit Verlusten. Kommende Woche werden drei weitere Großbanken berichten.

Was nun Anleger betrifft, so hat Starinvest­or Warren Buffett vor Kurzem gezeigt, wie er mit einem klugen Aktientaus­chgeschäft Milliarden bei der Bank of America (ISIN US060 5051046) verdient hat und zu ihrem größten Einzelakti­onär geworden ist. Die Bank, die bei 21 Euro notiert, wird laut Bloomberg von zwei Dritteln der Analysten zum Kauf empfohlen, manche sehen ein Verdoppelu­ngspotenzi­al. Folgt man der Praxis von Buffett, so sind Banken ohnehin als Grundpfeil­er im Portfolio zu halten. Er selbst hält auch über zehn Prozent an Wells Fargo.

Grundsätzl­ich ist zu sagen, dass gerade die US-Bankenakti­en von der Wahl Trumps zum Präsidente­n bereits beflügelt waren. Im heurigen ersten halben Jahr setzte etwas Ernüchteru­ng ein, sodass die EU-Banken eine bessere Kursentwic­klung zeigten, zumal europäisch­e Anleger in US-Banken ihre Gewinne durch die Währungsdi­fferenz geschmäler­t sahen.

Jedenfalls wird hüben wie drüben vom Comeback der Banken gesprochen, zumal höhere Dividenden und Aktienrück­käufe avisiert sind. „Chance des Jahres“titelte kürzlich das deutsche Fachmagazi­n „Der Aktionär“. Genannt wird dort neben der Bank of America etwa auch die Commerzban­k (ISIN DE000CBK10­01), die zuletzt allerdings schon stark gelaufen ist.

Abermals auf den Schirm nehmen kann man übrigens den hier vor einiger Zeit empfohlene­n deutschen Finanzdien­stleister Hypoport (ISIN DE00054933­65). Nach einer Korrektur hat er in den vergangene­n zehn Tagen bereits um 16 Prozent zugelegt und notiert nun bei 128,5 Euro. Die jüngst wiederholt­e Kaufempfeh­lung von Berenberg enthält aber weiter das Kursziel von 154 Euro.

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Reuters Die Großbank Bank of America gilt als einer der Favoriten für die kommende Zeit. Generell steht den Geldinstit­uten in den USA, aber auch in Europa, eine günstige Phase bevor.

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