Geld – mit und durch die Bank
Den Ton an der Börse geben weiter die Notenbanken an. Aber mit der Berichtssaison werden auch Firmengewinne zum Motor. Den Aktien der Finanzbranche kommt beides zugute.
Sollte jemand vergessen haben, wer auf den Aktien- und Anleihenmärkten der Gegenwart den Ton angibt, wurde er in der Vorwoche wieder deutlich daran erinnert: Es bleiben die Notenbanken. So bewirkte die Chefin der amerikanischen Fed, Janet Yellen, mit ihren Aussagen vor dem US-Kongress, die Zinserhöhung nicht beschleunigt, sondern nur behutsam fortzusetzen, eine Euphorie bei Anlegern. Der amerikanische Dow Jones sprang zeitweise gar auf ein Rekordhoch. Für eine gewisse Ernüchterung sorgte dann tags darauf ein Bericht des „Wall Street Journal“, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nach Aussage eines ihrer Vertreter bald eine Reduktion der Anleihenkäufe in Aussicht stellen werde.
Substanziell Neues enthielten beide Aussagen nicht. Die Investorenwelt reagiert aber offenbar auf jeden Buchstaben auch dann sensibel bis hysterisch, wenn er nur wiederholt wird.
In Wahrheit wissen alle Marktteilnehmer, dass eine Übergangsphase zu einer strafferen Geldpolitik begonnen hat. Psychologisch freilich blenden sie das aus und setzen die Feier fort, solange es nur irgendwie geht. Zwar wissen die, die es wahrhaben wollen, dass die Märkte nach jahrelangen Anstiegen auf Rekordniveaus notieren und heiß geworden sind. Aber die anziehende Wirtschaft und die Überschüsse der Unternehmen verleiten zur Annahme, dass nun sie als Pfeiler die Kurse auch dann tragen, wenn die Notenbanken die Geldschwemme abflauen lassen.
So dürfte auch die anlaufende Berichtssaison in den USA – Europas Firmen berichten etwas später – zumindest die US-Rallye weiter stützen. Erwartet werden deutliche Gewinn- und Umsatzzuwächse – nicht zuletzt aufgrund der Abschwächung des Dollars. Einen Vorgeschmack gaben jene fast 30 Unternehmen, die ihre Zahlen bereits präsentiert haben. Vor allem Energiekonzerne und Technologieunternehmen dürften demnächst mit starken Zahlen glänzen. Als vielver- sprechend gilt außerdem der Finanzsektor, dem die steigenden Zinsen zugutekommen und dem Yellen bescheinigt hat, dass er gut mit Kapital ausgestattet und widerstandsfähig sei. Das wird auch durch den kürzlich erfolgreichen Stresstest untermauert. Überdies darf die Branche auf eine von Präsident Donald Trump angekündigte Deregulierung hoffen, obwohl die Politik in Washington offenbar stillsteht, wie der Chef der Großbank JP Morgan dies am Freitag drastisch formuliert hat.
Die am Freitag präsentierten Zahlen der drei US-Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo zeigten jedenfalls, dass das Privat- und Firmenkundengeschäft aufgrund der stei- genden Zinsen und der robusten Konjunktur zum Branchenmotor wird. Demgegenüber wirft das Kapitalmarktgeschäft nur noch wenig ab – die Aktien reagierten am Freitag auch mit Verlusten. Kommende Woche werden drei weitere Großbanken berichten.
Was nun Anleger betrifft, so hat Starinvestor Warren Buffett vor Kurzem gezeigt, wie er mit einem klugen Aktientauschgeschäft Milliarden bei der Bank of America (ISIN US060 5051046) verdient hat und zu ihrem größten Einzelaktionär geworden ist. Die Bank, die bei 21 Euro notiert, wird laut Bloomberg von zwei Dritteln der Analysten zum Kauf empfohlen, manche sehen ein Verdoppelungspotenzial. Folgt man der Praxis von Buffett, so sind Banken ohnehin als Grundpfeiler im Portfolio zu halten. Er selbst hält auch über zehn Prozent an Wells Fargo.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass gerade die US-Bankenaktien von der Wahl Trumps zum Präsidenten bereits beflügelt waren. Im heurigen ersten halben Jahr setzte etwas Ernüchterung ein, sodass die EU-Banken eine bessere Kursentwicklung zeigten, zumal europäische Anleger in US-Banken ihre Gewinne durch die Währungsdifferenz geschmälert sahen.
Jedenfalls wird hüben wie drüben vom Comeback der Banken gesprochen, zumal höhere Dividenden und Aktienrückkäufe avisiert sind. „Chance des Jahres“titelte kürzlich das deutsche Fachmagazin „Der Aktionär“. Genannt wird dort neben der Bank of America etwa auch die Commerzbank (ISIN DE000CBK1001), die zuletzt allerdings schon stark gelaufen ist.
Abermals auf den Schirm nehmen kann man übrigens den hier vor einiger Zeit empfohlenen deutschen Finanzdienstleister Hypoport (ISIN DE0005493365). Nach einer Korrektur hat er in den vergangenen zehn Tagen bereits um 16 Prozent zugelegt und notiert nun bei 128,5 Euro. Die jüngst wiederholte Kaufempfehlung von Berenberg enthält aber weiter das Kursziel von 154 Euro.