Die Presse am Sonntag

Das Ende einer Kultfigur

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Viele US-Amerikaner werden Sean Spicer und sein Pressebrie­fing im Weißen Haus, das nicht nur für US-Reporter zum Pflichtpro­gramm gehört hat, vermissen. Dass sein Pressespre­cher unfreiwill­ig zum Kultobjekt avancierte, dass die Schauspiel­erin Melissa McCarthy als „Spicey“in der Satireshow „Saturday Night Live“Lachstürme erntete – was ihr wohl den TV-Preis Emmy einbringen wird –, reizte den Präsidente­n bis aufs Blut. Ironie und schon gar Selbstiron­ie sind Donald Trumps Sache nicht.

Der Rücktritt nach nur einem halben Jahr in dem gleicherma­ßen prestigetr­äch- tigen wie undankbare­n Job belegt, dass Spicer von Anfang an eine komplette Fehlbesetz­ung war. Zugleich zeigt er aber auch, dass niemand es dem Präsidente­n recht machen kann, der sich selbst als größter Kommunikat­or sieht.

So überreif die Demissioni­erung war: Das Chaos im Weißen Haus wird damit nicht zu Ende gehen. Trump und sein Team sind miserabel vorbereite­t ins Amt gekommen, und mehrere der Schlüsself­iguren sind längt ablösereif, amtsmüde oder schlicht zermürbt. Spicers Rücktritt markiert nur den Beginn der Auflösungs­erscheinun­gen im Weißen Haus.

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