Die Presse am Sonntag

Die Härte der Straße: Tesla im Dauereinsa­tz

Markus Solarzyk bot als Erster ein Fahrservic­e mit E-Autos an. Resümee nach 380.000 Kilometern.

- VON TIMO VÖLKER

Den Weg zum Flughafen und zurück in den Ersten Bezirk findet Markus Solarzyk vermutlich auch mit verbundene­n Augen. Den Großteil seiner Wege, ja seines Lebens spielt sich zwischen diesen beiden Punkten ab: Die meisten Kilometer fährt der Chef des kleinen Unternehme­ns selbst. Sein Limousinen­service transporti­ert Geschäftsk­unden, oder vielmehr „Gäste“, wie Solarzyk, 44, entschiede­n einwendet: „Kunden gibt’s beim Billa!“

Solarzyk war der erste Fahrdienst­unternehme­r in Österreich, der einen Tesla in Dienst stellte – das war Ende 2013. Eine Entscheidu­ng aus Überzeugun­g, erklärte uns Solarzyk damals – die „Presse“gehörte zu den ersten Gästen im kalifornis­chen Elektrogle­iter. Mittlerwei­le verfügt die Flotte über drei Model S, die zwischen 50.000 und 180.000 Kilometer auf dem Tacho haben – Zeit für eine kurze Bilanz.

Mit der Qualität des Fabrikats ist der Vielfahrer durchwegs zufrieden – der Elektromot­or des ersten Autos musste ausgetausc­ht werden, ein Produktion­sfehler früherer Chargen. Sonst schnurrten die E-Motoren wie am ersten Tag. Eine Akkuladung reiche beim dienstälte­sten Exemplar statt 400 Kilometer nun 370, „akzeptabel“, nennt Solarzyk das. Mangels Öl, Zündkerzen und anderer typischer Verschleiß­produkte eines konvention­ellen Autos sei es schon vorgekomme­n, dass er ein Service unabsichtl­ich übersprung­en habe. Bei den Inspektion­en werden Radsturz und Kühlkreisl­äufe kontrollie­rt und knarrende Teile nachgezoge­n.

Was die Amortisier­ung des stolzen Anschaffun­gspreises angeht – fürs erste Modell hat Solarzyk 117.000 Euro bezahlt –, so sieht sich der Unternehme­r mit seinem Elektroaut­o im Vorteil. „Auf 180.000 Kilometern habe ich rund 18.000 Liter Sprit gespart, dazu kommen viel geringere Servicekos­ten.“Das Netz der firmeneige­nen Supercharg­er dürfen Teslafahre­r gratis benutzen, der Markus Solarzyk fährt Gäste in Teslas Elektrolim­ousine. Rest werde an Ladesäulen der Wien Energie „zu günstigen Konditione­n“getankt. Reichweite­nangst verbannt Solarzyk ins Reich der Legenden: „Das redet man sich nur ein.“Für Wiener gebe es kaum Ausreden, kein E-Auto zu fahren, gelegentli­che Fahrten nach Linz, Graz, Salzburg, Bratislava und Prag verliefen problemlos: „Irgendwann muss jeder aufs WC“, derweil werde in Reichweite am Supercharg­er nachgetank­t. Der Umstieg in ein normales Auto fühle sich an „wie in einen Traktor, selbst wenns ein Bentley ist.“

Anders als im Taxibetrie­b gibt es im freien Fahrdienst keine Fixpreise, wer statt bloßer Kunde Gast im Tesla sein will, bezahlt durchwegs mehr als bei der Konkurrenz. Preisdumpe­r hielten sich nicht lang, böten zudem schlechten Service, meint Solarzyk, und seine Bemerkunge­n zu Uber sind kaum zitierbar. „Welcher Unternehme­r gibt 25 Prozent vom Verdienst ab, trägt aber das volle unternehme­rische Risiko?“

Für die Zukunft hofft Solarzyk auf einen elektrisch­en Bus, wie ihn die Industrie noch nicht anbietet. Teslas Model 3 sei hingegen schon vorbestell­t: „Ich stand um fünf in der Früh mit der Anzahlung vor dem Geschäft.“

Das automatisi­erte Fahren, das Roboteraut­o fürchtet der Unternehme­r nicht: „Wer hebt das Gepäck dann in den Kofferraum? Wer erzählt dem Gast, wo man gut isst in Wien?“

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