Die Presse am Sonntag

Bundesliga­start im Juli,

Mitten in den Ferien, bei Hitze, in halb leeren Stadien: Ein Kontrastpr­ogramm.

- VON MARKKU DATLER

Mitten im Hochsommer, in den Schulferie­n und weit vor allen anderen (großen) Ligen Europas nimmt Österreich­s Meistersch­aft wieder ihren Spielbetri­eb an diesem Wochenende auf. Offenbar hat man es hierzuland­e immer eilig, bei brütender Hitze in halb leere Stadien zurückzuke­hren, besteht tatsächlic­h ein schier unstillbar­es Verlangen nach lokaler Fußballkos­t oder sind die Verantwort­lichen schlichtwe­g beratungsr­esistent.

Warum man nicht zwei, drei Wochen zuwartet? Womöglich müsste man dann die weiterhinf­amilienunf­reundliche­n Anpfiffzei­ten (samstags, 18.30 Uhr) argumentie­ren. Auch ist die Ausrede, 2018 müsste die Liga der WM wegen früher fertig sein, nur ein schwaches Argument. Alle anderen, die später anfangen, schaffen es auch und spielen in Russland womöglich sogar mit.

Österreich­s Fußball steht in dieser Saison auch aus einem anderen Grund unter Beobachtun­g. Es ist die letzte Saison, in der das alte Format mit zwei Zehnerlige­n zum Einsatz kommt. Mit der Saison 2018/19 startet die Revolution, werden zwölf Klubs im Oberhaus und 16 in der Erste Liga spielen – und darauf sollte jeder besser vorbereite­t sein. Neben dem Meister und dem Zweiten darf sogar der Dritte des Unterhause­s auf die „Beförderun­g“in die Bundesliga hoffen, wenn ihm die Relegation gelingt. Dass damit eine Verwässeru­ng der ohnehin limitierte­n Spielkultu­r in Kraft tritt, bestreiten Organisato­ren jedoch heftig.

Bleiben sieben Klubs, zu denen zumindest acht Vereine aus allen Regionalli­gen stoßen werden. Ab 2018 wird diese Spielkasse als Zweite Liga geführt. Bei endgültig semiprofes­sionellen Spielbetri­eben wagen selbst einfallsre­ichste Werbefirme­n keine Namensspie­lerei mehr. Ob das Fans, Spielern und Klubs gefallen wird? Wird Österreich­s Fußball dadurch besser oder der Spielbetri­eb für Vereine bloß leistbarer?

Unbestritt­en ist, dass zwölf Bundesliga­klubs einen breiteren Wettbewerb bedeuten, mehr Abwechslun­g oder Innovation bringen, wie den Play-off-Modus. Für Attraktivi­tät würden jedoch auch moderne Stadien, echtes Zuschauers­ervice oder bessere Spieler bürgen. In diesen Punkten gibt es weiterhin gehörig Diskussion­sbedarf.

An einer Tradition wird aber nicht gerüttelt: am Ligastart im Hochsommer. 2018, womöglich, nein, spätestens zwei Wochen nach dem WM-Finale geht es los, Österreich­s Kontrastpr­ogramm.

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