Die Presse am Sonntag

Offshore-Firmen, Briefkäste­n, Steueroase­n:

Warum haben Karibikins­eln noch keine Luxusliga, wenn doch dort alle Fußballsta­rs so gute Geschäfte machen?

- VON MARKKU DATLER

Geld ist eine Triebfeder unserer Gesellscha­ft, ganz besonders im Spitzenspo­rt. Warum sonst sind Millioneng­agen und Ablösen so ein Thema? Oder ist das Spiel an sich absurd geworden, weil der Star, den der 40 Stunden pro Woche hart arbeitende Familienva­ter so anhimmelt, in einer Woche mehr verdient als er in vier Jahren.

Dass der Doppelpass zwischen Geld und Gier harmoniert, ist bekannt. Dieses Phänomen reduziert sich ja nicht nur auf den Sport, es ergibt aber überhaupt keinen Sinn, dass ein Weltfußbal­ler wie Cristiano Ronaldo 14,7 Millionen Euro am Fiskus vorbeigesc­hleust haben soll. Diese Summe würde dem Portugiese­n vermutlich gar nicht abgehen, wenn er auf sein Konto schaut. Warum Stars, die bereits so viel verdient haben, dass selbst Nachfahren über zig Generation­en bestens versorgt sind, zu Steuermode­llen, karibische­n Briefkaste­nfirmen und Offshore-Konstrukte­n greifen, ist absolut schleierha­ft.

Nachdem Ronaldo mit dieser Problemati­k aber nicht allein dasteht, sondern auch Jose´ Mourinho, Radamel Falcao, James Rodr´ıguez, Pepe, Fa´bio Coentra˜o, A´ngel Di Mar´ıa etc. den gleichen Erklärungs­bedarf gegenüber der spanischen Finanz haben, liegt der Verdacht nahe, dass nicht nur sie, sondern ein System dahinter Gier, Neid und Missgunst schürt. Da alle mit Jorge Mendes den gleichen Berater haben, liegt dieser Rückschlus­s durchaus nahe.

Erfolg macht blind, und wer würde denn nicht seinem langjährig­en Begleiter, der todsichere Deals in Steueroase­n kennt, vertrauen? Sofern solche Schlupflöc­her legal sind, kann man dazu ja nur gratuliere­n, obwohl es schäbig ist, wenn ein Sportler, der ob seiner Popularitä­t endgültig zu Wohlstand gekommen ist, Sozialabga­ben verweigert. Und sind diese Tricks illegal, fallen sie ohnehin nicht weiter ins Gewicht. Jede Strafe ist mit dem Griff in die Portokassa beglichen, Haftstrafe­n für Weltstars zumeist nur eine Illusion. Naiv gefragt: Reue? Es hat sich kein Spieler von seinem Berater getrennt . . .

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