Die Presse am Sonntag

FPÖ fordert Heimatschu­tzminister­ium

Blaue greifen Kurz und das Islamgeset­z an. Für Fischler ist die Wahl die „letzte Chance“der ÖVP.

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FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache nennt zwar sein ORF-Sommergesp­räch am 21. August als Starttermi­n für den Nationalra­tswahlkamp­f seiner Partei. Allerdings verschärft FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl bereits die Linie beim Ausländert­hema deutlich. Er schießt sich dabei vor allem auf ÖVPSpitzen­kandidat Sebastian Kurz in seiner bisherigen Funktion als Außenund Integratio­nsminister ein.

Hintergrun­d für den jetzt ausgerufen­en härteren FPÖ-Kurs in der Ausländer- und Integratio­nspolitik dürfte sein, dass die FPÖ, die lange Zeit in Umfragen klar vor SPÖ und ÖVP lag, inzwischen nach übereinsti­mmenden Befragunge­n mit der SPÖ um Platz zwei bei der Wahl am 15. Oktober kämpfen muss. Die ÖVP mit Spitzenkan­didat Kurz liegt klar voran.

Konkret warf der Generalsek­retär der Blauen dem schwarzen Ressortche­f am Samstag vor, dessen Islamgeset­z sei „ein Fall für den Reißwolf“und „der Kniefall von Minister Kurz vor dem politische­n Islam“. Das Gesetz sei daher völlig neu aufzusetze­n, Reparaturm­aßnahmen reichten nicht aus, lautet Kickls Befund. Dies belegten im Wochentakt erscheinen­de Studien.

Der FPÖ-Generalsek­retär nimmt Anleihe bei den USA. Er verlangt in Österreich ein „Ministeriu­m für Heimatschu­tz und Leitkultur“. Dies sei ein „Gebot der Stunde“und verspreche mehr Erfolg als das „ineffizien­te Integratio­nsminister­ium“. Den immer stärker werdenden Parallelge­sellschaft­en müsse die österreich­ische Leitkultur entgegenge­setzt werden, bevor es für Österreich­s Kultur, Lebensart und Werte zu spät sei. Die Integratio­nspolitik unter Minister Kurz sei gescheiter­t.

In Oberösterr­eich, das seit Herbst 2015 von einer schwarz-blauen Koalition geführt wird, gibt es bereits seit Monaten zumindest das Ziel, eine „Leitkultur“auf Landeseben­e zu entwickeln. Die Arbeiten sind im Laufen. Absage an „Ewiggestri­ge“. In den Reihen der ÖVP gibt es umgekehrt Vorbehalte gegen eine schwarz-blaue Koali- tion nach dem 15. Oktober. Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler kritisiert­e in der ORF-Radio-Reihe „Im Journal zu Gast“, es gebe bei den Freiheitli­chen „einen Bodensatz Ewiggestri­ger“, weshalb er diese Partei nicht unterstütz­en würde.

Allerdings rechnet er im Falle einer schwarz-blauen Bundesregi­erung nach der Nationalra­tswahl nicht mit einer Isolierung Österreich­s in der EU wie zu Beginn der schwarz-blauen Regierung Schüssel im Jahr 2000: „Man sollte da nicht ein Drama erfinden, das es nicht gibt.“

Zugleich warnte Fischler die ÖVP nach dem Obmannwech­sel im Frühsommer zu Kurz eindringli­ch. Die Wahl am 15. Oktober sei für die Volksparte­i „die letzte Chance, eine zweite wird es nicht geben“. Sonst werde die Bundespart­ei zerfallen. Fischler unterstütz­t auch, dass der ÖVP-Bundesobma­nn gegenüber den Landespart­eien gestärkt wurde. „Es war höchste Zeit, dass eine solche Umgestaltu­ng erfolgt ist“, meinte er. red.

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