Die Presse am Sonntag

NGO stoppt Flüchtling­srettung

Ärzte ohne Grenzen fühlt sich von Libyens Küstenwach­e bedroht und setzt die Flüchtling­srettung im Mittelmeer aus.

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Rom. Die Organisati­on Ärzte ohne Grenzen (MSF) setzt nach eigenen Angaben ihre Flüchtling­srettungsm­ission im Mittelmeer aus. Die Hilfsorgan­isation fühlt sich von der libyschen Küstenwach­e bedroht. Außerdem habe die Politik der italienisc­hen Regierung ihre Arbeit erschwert, berichtete gestern die Nachrichte­nagentur Reuters.

„Wir setzen unsere Aktivitäte­n aus, weil wir nun das Gefühl haben, dass das bedrohende Verhalten durch die libysche Küstenwach­e sehr ernst ist“, erklärte Loris De Filippi, Italiens MSFChef. „Wir dürfen unsere Kollegen keiner Gefahr aussetzen.“Die libysche Marine hatte angekündig­t, ausländisc­hen Rettungssc­hiffen den Einsatz in einer Such- und Rettungszo­ne vor der Küste zu verbieten.

Ärzte ohne Grenzen haben den Verhaltens­kodex der italienisc­hen Regierung für Rettungsmi­ssionen im Mittelmeer im Gegensatz zu anderen Hilfsorgan­isationen nicht unterschri­eben. Rom wolle alle NGOs kriminalis­ieren, begründete De Filippi diese Entscheidu­ng. Die Liste der Hilfsorgan­isationen, die dem von der italienisc­hen Regie- rung verfassten Verhaltens­kodex für Rettungsmi­ssionen im Mittelmeer zustimmen, wird freilich länger.

Nachdem diese Woche bereits Proactiva Open Arms und Sea Eye den Regelkatal­og unterzeich­net hatten, wurde das Dokument nun auch von der NGO SOS Mediterran­e unterschri­eben. Dem Verhaltens­katalog hatten bereits MOAS und Save the Children zugestimmt. Ärzte ohne Grenzen und die deutsche NGO Jugend Rettet, gegen die wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderu­ng ermittelt wird, weigern sich weiterhin, den Verhaltens­katalog zu unterschre­iben. C-StŻr mŻnövrieru­nf´hig. Unterdesse­n ist die C-Star, ein, von rechten Flüchtling­sgegnern gechartete­s Schiff, vor der libyschen Küste in Seenot geraten. Hilfe durch andere Schiffe wurde aber abgelehnt. Die Aktivisten schrieben auf Twitter: In der Nacht sei ein „kleineres technische­s Problem“aufgetrete­n. „Wir arbeiten an der Lösung. Es ist kein Notfall“. Der Hauptmotor sei gestoppt worden und das Schiff gelte somit als „nicht unter Kontrolle“. Andere Schiffe in der Nähe seien informiert worden.

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