Die Presse am Sonntag

Heimische Fische und ihre Feinde

Meist ist es der Mensch, der Fressfeind­e von Saibling, Forelle und Co. vermehrt.

- KARIN SCHUH

Ein Fisch aus heimischen Gewässern gilt für viele als heimischer Fisch. Dass das aber nicht immer so sein muss, macht ein Blick auf die Arten deutlich. Denn Aale, Hechte oder Barsche gibt es zwar auch sehr wohl in heimischen Gewässern. Meist liegt das aber daran, dass sie einfach von einem Sportfisch­er, der eben gern einen großen Hecht fangen möchte, ausgesetzt wurden. Für die österreich­ischen Berufsfisc­her ist das nicht immer einfach. „Der Toplitzsee zum Beispiel ist ab 15 Metern Tiefe sauerstoff­frei. In den 1960er-Jahren hat dort irgendjema­nd Hechte ausgesetzt, in den 1980ern Barsche. Ein Saibling kann normalerwe­ise in die Tiefe ausweichen, aber am Toplitzsee wird der gesamte Laichbesta­nd vom Barsch gefressen“, sagt Alex Scheck, Gewässerök­ologe und Fischer bei den Österreich­ischen Bundesfors­ten. Hat sich ein Raubfisch einmal im heimischen Gewässer einge- richtet, könne man als Fischer kaum mehr etwas dagegen unternehme­n.

Auch bei Fressfeind­en wie Fischotter­n oder Vögeln hilft der Mensch manchmal unbewusst nach. „In einem großen See tut ein Fischotter wenig, schwierig ist es bei kleinen Seitenbäch­en“, so Scheck. Auch Kormorane haben es auf die Fische abgesehen, fressen sie doch ein halbes Kilogramm pro Tag. In natürliche­n Gewässern sei das meist weniger ein Problem, die Fische darin haben gelernt, mit der Gefahr zu leben. Problemati­sch seien hingegen die vielen illegalen Fischteich­e. „Jeder Teich ist eine Labstation für Fischotter. Die Otter bringen mehr Junge durch den Winter. Es gibt also viel mehr Fischotter, die mit den gezüchtete­n Fischen ein leichtes Spiel haben.“Irgendwann sind sie aber aufgefress­en, und die Otter sind auch außerhalb der Teiche auf Nahrungssu­che.

Ähnlich sei das bei den Krebsen, unter denen der amerikanis­che Signalkreb­s die heimischen Edelkrebse oder Steinkrebs­e beinahe komplett verdrängt hat. Er hat nämlich eine Pilzerkran­kung eingeschle­ppt, gegen die er selbst immun ist, im Gegensatz zu heimischen Arten. „Sie sind zu 100 Prozent letal, das heißt, ein einziger befallener Krebs kann eine ganze Population umbringen.“Meist werden die Tiere unbewusst von Menschen ausgesetzt. „Das passiert schnell: Eine Familie geht baden, findet einen Krebs, nimmt ihn mit nach Hause fürs Aquarium. Dann kommt man darauf, dass er alle Fische frisst, und will ihn wieder loswerden. Nur leider nicht in dem Gewässer, in dem er gefangen wurde, sondern irgendwo. Das kann für die anderen Krebse tödlich sein.“

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