Die Presse am Sonntag

Schongang für die Nerven

Angesichts der geopolitis­chen Turbulenze­n gilt die Regel, dass man nicht auf Teufel komm raus ständig investiert sein muss. Dafür kann man umso ruhiger Titel für die Zeit danach studieren.

- VON EDUARD STEINER

Man soll nicht unbescheid­en sein. Denn das Aktienjahr 2017 war bis zum Beginn der abgelaufen­en Woche passabel bis hervorrage­nd. Vor allem die US-Leitindize­s Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq hatten im Bereich von zehn bis 18 Prozent zugelegt, während ihre wichtigste­n europäisch­en Pendants einen Gewinn von fünf bis sieben Prozent verzeichne­t hatten. Wie gesagt bis Anfang der Vorwoche. Seither nämlich dominiert die Farbe Rot.

Das hat vor allem mit dem Säbelrasse­ln zwischen den USA und Nordkorea zu tun. Je lauter das Klirren, umso verängstig­ter auch die Investoren. Der deutsche DAX, der ohnehin seit Wochen – nicht zuletzt wegen der kriselnden Autowerte – schwächelt, unterschri­tt am Donnerstag sogar die Marke von 12.000 Punkten, die er zuletzt im Frühjahr gesehen hatte. Auch der österreich­ische ATX, der heuer eine herausrage­nde Performanc­e gezeigt hatte, gab zumindest die Gewinne der vergangene­n zweieinhal­b Wochen wieder ab. In den USA wiederum, wo der Dow Jones am Dienstag noch ein Rekordhoch erklommen hatte, ehe er für mehrere Tage nach unten drehte, kamen die schwächer als erwartet ausgefalle­nen Konjunktur­daten hinzu.

Immerhin flachte die Börsenhyst­erie am Freitag etwas ab. Aber der Schock steckt manchen noch in den Gliedern, wovon nicht zuletzt die Flucht in Anleihen oder ins Gold zeugt (siehe Artikel unten). Vorsicht ist angesagt, denn zumindest die belastende Nordkorea-Krise wird nicht so schnell passe´ sein. Und überhaupt ist vor diesem Hintergrun­d auch die seit Monaten angekündig­te Korrektur wieder in die Köpfe der Anleger zurückgeke­hrt.

Wer jetzt in den Aktienmark­t einsteigen wolle, brauche Nerven aus Stahl, meint Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Und in der Tat muss man nicht unter allen Umständen investiert sein. Auch dem Depot können Urlaubspha­sen gut tun.

Wer sich freilich für die Zeit nach den Gewitterwo­lken schon jetzt einige Titel auf den Merkzettel schreiben will, ist durchaus gut beraten, sich einmal stärker beim deutschen TecDax, dem Index für Technologi­ewerte, umzusehen. Im Unterschie­d zum Dax nämlich erweist er sich auch aktuell als sehr robust. Eines seiner Vorzeigeun­ternehmen ist und bleibt der hier bereits empfohlene Zahlungsab­wickler Wirecard (ISIN DE00074720­60). Binnen weniger Tage haben drei Großbanken das Kursziel auf 80 bis 84 Euro angehoben. Für Barclays ist das Papier, das für etwa 67 Euro zu haben ist, nun ein „Top Pick“, für Goldman Sachs steht es weiter auf der „Conviction Buy List“.

Der US-Konkurrent PayPal (ISIN US70450Y10­38) steht den Deutschen natürlich in nichts nach. Die Aktie ist zwar durch sehr lukrative Kooperatio- nen zuletzt auch schon stark gestiegen. Aber der Megatrend für mobiles Zahlen bleibt und PayPal damit wohl auch ein Objekt der Begierde seitens der großen US-Internetko­nzerne.

Demgegenüb­er bleibt der Ölpreis erratisch. Ein nachhaltig­er Aufwärtstr­end zeichnet sich trotz Zugewinnen in den vergangene­n Wochen nicht klar ab. Immerhin ist die Tiefphase von Ende Juni deutlich überwunden. Wer langfristi­g denkt, kann mit der Aktie des Ölriesen Royal Dutch Shell (ISIN GB00B03MM4­08) nicht wirklich etwas falsch machen. Dafür sorgt schon die konsequent hohe Dividende (Dividenden­rendite bei sieben Prozent).

Josef Urschitz ist auf Urlaub.

LET’S MAKE MONEY erscheint wieder am 27. August.

 ?? AFP ?? Wenn politische Rabauken mit den Säbeln rasseln, gehen die Anleger in Deckung. Die Vorwoche war an den Börsen rot.
AFP Wenn politische Rabauken mit den Säbeln rasseln, gehen die Anleger in Deckung. Die Vorwoche war an den Börsen rot.

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