Die Presse am Sonntag

Nur Männer werfen ihm Sexismus vor

Der Schweizer Faber ist ein Revoluzzer und hält nichts von Political Correctnes­s und stromlinie­nförmigen Songs.

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„Plötzlich hab ich sie am Zürcher Stadtfest gesehen. Sie sah sich wie ich ein Konzert der Bluesband Stiller Has an. Ich fragte sie einfach, ob ich ihr vorsingen dürfte.“Sie, das ist Sophie Hunger, eine der interessan­testen Sängerinne­n Europas. Er, das ist Faber, eine Generation jünger und einer der wenigen frechen Songwriter im deutschen Sprachraum. Und so trug er, der eigentlich Julian Pollina heißt, seine Lieder zur Gitarre vor, während Hunger mit ihrer Schwester gerade Wände strich.

Hunger nahm den aufmüpfige­n Faber als Vorprogram­m ihrer nächsten Tour mit. Faber nutzte die Gelegenhei­t und machte sich einen Namen mit Liedern, die gegen den Strich gebürstet sind und Titel wie „In Paris brennen die Autos“und „Wem du’s heute kannst besorgen“tragen. Dass er aufgeregt war, gibt er zu. „Etwas nervös machte mich, dass mich Sophie jederzeit beobachten konnte. Menschenma­ssen sind mir egal. Aber wenn Freunde da sind oder Familie, dann mag ich das nicht so.“Seine ersten Lieder hat sich der Sohn des berühmten italienisc­h-schweizeri­schen Sängers Pippo Pollina mit 14, 15 Jahren gebastelt. „Der einzige Vorteil, Auch musikalisc­h greift der Sohn des berühmten Liedermach­ers Pippo Pollina tief. Spross eines Musikers zu sein, ist, dass man früh weiß, dass Musikmache­n ein richtiger Beruf ist. Es ist vielen jungen Leuten nicht bewusst, dass man es einfach machen kann.“Bald hat er auf der Straße gesungen und in Restaurant­s. „Das war gut. Ein wenig wie eine Berufslehr­e. Ich habe sehr davon profitiert. Es gab auch weniger schöne Momente. Da waren Gäste, die mich partout nicht hören wollten, ich musste aber auf Weisung des Chefs weitermach­en.“2015 veröffentl­ichte er „J’ai toujours revˆe´ d’etreˆ un gangster“, in dem er davon sang, dass man nicht in die Falle der Schönheit tappen solle. „Sei ein Faber im Wind“. Seine frühreife Sentenz sang er lautstark. „Um gut zu ficken, muss man ja nicht unbedingt ein Model haben, an dicken Titten nippen ist auch schön.“Seine teils derben, teils politische­n Texte auf dem grandiosen Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“heben ihn vom Gros der deutschspr­achigen Liedermach­er ab. Auch musikalisc­h greift er tiefer. Seine Wurzeln sind Weltmusik, französisc­he Chansons. „Leo´ Ferre´ und Jacques Brel mit ihren seltsamen Texten und ungewöhnli­chen Melodien berühren mich sehr. Bei Ferre´ mag ich, dass im Schmerz so viel Lebensfreu­de durchschei­nt.“Beschweren sich Menschen über seine Musik? „Den Sexismusvo­rwurf kriege ich immer wieder hingeknall­t. Kurioserwe­ise immer von Männern.“Auch Rechte reagieren. „Kuschel nur mit Arabern und Negern. Wenn du in Dresden bist, dann wird Blut fließen“, lautete eine Drohung. Faber nimmt’s gelassen. sam

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