Johannes Vetter, der stressresiliente Liberale in der Löwelstraße
Er war Stellvertreter von Heide Schmidt, seine Frau ist bei den Neos, und er leitet nun die Kampagne der SPÖ: Nur wegen Christian Kern, sagt Johannes Vetter. „Ich kenne keinen, der stressresilienter ist als er“, sagt seine Frau, Anna Vetter, die selbst bei den Neos aktiv ist. Auch Johannes Vetter (41) kommt politisch aus diesem Eck. Mit 17 Jahren war er Stellvertreter von Heide Schmidt der Wiener Landesgruppe des Liberalen Forums (LIF). Danach war er Spitzenkandidat des Liberalen Studentenforums (LSF) bei der ÖH-Wahl. Aus dem LSF sollten dann die JuLis hervorgehen, die später die Neos mitbegründeten.
Johannes Vetter wirkt tatsächlich wie die Ruhe in Person. Selbst mit dem schwierigen Tal Silberstein, mit dem andere aneinandergekracht waren, hatte er einen entspannten Umgang, wird erzählt. Und vom Typ her ist Vetter auch so ziemlich das Gegenteil: umgänglich, eher ruhig, unaggressiv. Ein gemütlicher Zeitgenosse also. Der sich allerdings in Stürmen durchaus wohlfühlt. Sein Spezialgebiet ist Krisenkommunikation. Früher in der Mineralölbranche, zuerst bei der ungarischen Mol, dann bei der österreichischen OMV und nun eben in der Löwelstraße.
Warum er, der Liberale, jetzt ausgerechnet für die SPÖ arbeitet? „Wegen Christian Kern. Es passiert ja nicht jeden Tag, dass der Bundeskanzler einen kleinen liberalen Weltbürger anruft und fragt, ob er für ihn arbeiten wolle. Ich finde ihn großartig.“Kern, der „Sach- und Detailmensch“, verbinde Ernst mit Lebensfreude. „Und ich möchte – auch wenn das jetzt pathetisch klingen mag – ein Stück des Weges mit ihm gehen.“Vetters Vertrag endet mit 15. Oktober. Was er danach tun werde, wisse er nicht.
Vetters politische Karriere, wenn man so will, hat begonnen, als er mit seiner unabhängigen Liste Sapperlot der ÖVP-nahen Schülerunion den Wiener Landesschulsprecher abnahm. Die Kampagne der sozialdemokratischen AKS habe damals übrigens ein gewisser Stefan Bachleitner geleitet, erzählt Vetter. Bachleitner heißt heute Sengl.
Und ebendiesem Stefan Sengl ist Vetter vor wenigen Wochen als Kampagnenmanager der SPÖ nachgefolgt. Stilistisch sei er sicher der Stillere, sagt Vetter, der sich im Hintergrund wohler fühlt. Sein Ziel sei es, den „echten Christian Kern“in den Vordergrund zu stellen, dessen Authentizität. Negative oder Dirty Campaigning sei nicht das Seine, „wiewohl ich die harte inhaltliche Auseinandersetzung nicht scheue“. Ölbranche. Johannes Vetter stammt nach eigenem Bekunden aus einer bürgerlichen, liberal und grün angehauchten Familie, der Vater Uni-Professor für Philosophie, die Mutter Bibliothekarin. Er selbst studierte zunächst Jus in Wien – als ÖH-Vertreter wurde er einmal von kommunistischen Studenten von der Bühne getragen, da er die Privatisierung der Mensa gefordert hatte. Dann in Brüssel. Zurück in Österreich absolvierte er die Fachhochschule für Informationsmanagement, arbeite für die PR-Agentur Trimedia und gründete dann mit seiner Frau seine eigene namens Iipa. Der ungarische Ölkonzern MOL, der sich im Konflikt mit der OMV befand, engagierte ihn. Später wechselte er nach Budapest in die MOL-Zentrale. Auch das Comeback Viktor Orbans´ erlebte er dort mit: „Große Versprechungen, aus denen dann die Schatten hervorkamen.“
2011 wechselte er zur OMV, deren Kommunikationschef er war, ehe heuer der Kanzler anrief. Vetter wurde Kommunikationschef im Kanzleramt. Und sollte dann als Kampagnenchef in die Löwelstraße gehen. „Krisenkommunikation“kann er ja. „Jetzt erst recht“, sagt Johannes Vetter.