Die Presse am Sonntag

Robert Luschnik: Über einen, der schon immer da war

- VON IRIS BONAVIDA

Seit den 1990er-Jahren arbeitet der nun 50-jährige Jurist schon für die Grünen. Die Rolle als Bundesgesc­häftsführe­r und Wahlkampfl­eiter ist allerdings neu für ihn. Wenn man so will, lassen sich einige Parallelen zwischen dem Leben als Berufsmusi­ker und einer Karriere in der Politik ziehen. Da wäre eine Portion Leidenscha­ft als Voraussetz­ung zum Beispiel. Im Idealfall auch Talent. Und die Bereitscha­ft, in einer unsicheren Branche zu arbeiten.

Robert Luschnik kennt beide Bereiche, Musik und Politik. Zwei Jahre lang arbeitete der jetzige grüne Bundesgesc­häftsführe­r als Profigitar­rist, bei Musicals, Bands und im Studio. „Es hat viel Spaß gemacht“, sagt er. Aber: „Man kann nicht immer die Musik machen, die man möchte. Es muss auch kommerziel­l sein, um davon leben zu können.“Irgendwann habe er sich gedacht: „Das will ich nicht bis zur Pension machen.“

Über sein Studium, genauer gesagt seine Magisterar­beit in Rechtswiss­enschaften zum Umweltinfo­rmationsge­setz, kam er zu den Grünen. Und ist es geblieben. Jetzt muss der 50-jährige Steirer sozusagen versuchen, die Grünen „kommerziel­l“zu machen. Zumindest so weit, wie man es mit den eigenen Prinzipien vereinen kann. Anders als sein Vorgänger. Wobei es schwierig ist herauszufi­nden, wie Luschnik das im Detail erreichen möchte. Denn er ist nicht zwingend jemand, der sich minutenlan­g gern reden hört. Er ist vorsichtig, wägt seine Worte ab. Im Zweifelsfa­ll sind es Dinge, die man schon kennt. Dass die Grünen für Weltoffenh­eit stehen, für Zusammenha­lt. „Es geht nicht nur darum, gegen etwas, gegen die FPÖ zu sein.“Stefan Wallner, sein Vorgänger, würde weitaus mehr von der Kampagne erzählen. Vielleicht ist Luschnik den Umgang mit der Öffentlich­keit nicht gewohnt. Oder aber er ist nicht ein strategisc­her Kopf in dem Ausmaß, wie es sein Vorgänger war. Das bestätigen auch Beobachter. Aber: Dass Luschnik anders als Wallner ist, wird intern auch als Vorteil gesehen.

Luschnik sei zugänglich­er, jemand, mit dem man reden kann, allgemein niemand, der sich in den Vordergrun­d spielen möchte. Und er kennt die Partei und ihre Strukturen: In Wien und Niederöste­rreich war er Klubdirekt­or, danach im Parlament. Bei der Kampagne von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen war er als Jurist tätig. In Vorarlberg, Tirol, Wien, Kärnten und Salzburg hat er die Koalitions­verhandlun­gen mitgeführt.

Jetzt soll er die Grünen so weit bringen, dass sie wieder verhandeln können. Davor müssen sie aber „kommerziel­ler“werden.

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