Herbert Kickl, der Mann, auf den die Sozialdemokraten hoffen
Wenn die Freiheitlichen diese Woche in den Wahlkampf einsteigen, könnte es an der Spitze wieder spannend werden. Aus Sicht der SPÖ geht die politische Rechnung im Moment so: Sebastian Kurz hat sein Umfragehoch Wählern zu verdanken, die vor Kurzem noch zur FPÖ tendiert haben. Weil er neu ist. Und weil die Freiheitlichen zuletzt sehr passiv waren. Diese Woche aber steigen sie in den Wahlkampf ein. Parteichef Heinz-Christian Strache ist am Montag im ORF-„Sommergespräch“an der Reihe. Danach werden das Wirtschaftsprogramm und die erste Plakatwelle präsentiert. Bei den Wählerströmen könnte also wieder einiges in Bewegung kommen. Unter Umständen gibt es einen Rückfluss von der ÖVP zur FPÖ. Darauf hoffen auch die Sozialdemokraten, sie wollen die lachenden Dritten sein.
So weit die Theorie. Praktisch wird vieles von der Vorstellung der FPÖ im Wahlkampf abhängen. Und damit wären wir bei Generalsekretär Herbert Kickl angelangt, dem Spiritus Rector der freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft und dem erfahrensten unter den aktuellen Wahlkampfstrategen. Der 48-jährige Kärntner ist vielen nicht geheuer, aber es gibt niemanden in Österreich, der behaupten würde, dass er von seinem Handwerk nichts verstünde.
Im Grunde lässt Kickl, der einst Jörg Haiders Reden geschrieben hat, den jeweiligen Spitzenkandidaten der FPÖ – Heinz-Christian Strache in der Regel, im Vorjahr Norbert Hofer – die immer gleiche Botschaft verkünden, verpackt allerdings in immer neue Geschichten. So war etwa Straches „Nächstenliebe“Tour im Jahr 2013 in ihrem Kern nichts anderes als die Forderung, dass Österreich und seine autochthone Bevölkerung an erster Stelle stehen müssten. Match um die Protestwähler. Im Lauf der Jahre hat Herbert Kickl den Holzhammer („Daham statt Islam“) gegen eine etwas feinere Klinge eingetauscht. Auch deshalb, weil die FPÖ in bürgerlichen Schichten salonfähig werden wollte. Inzwischen hat sie aber Konkurrenz im Protestwählermilieu bekommen. Etwa vom Ex-Grünen Peter Pilz, der mit seiner Liste die Gefahren des politischen Islam thematisieren will. Vor allem aber von Sebastian Kurz, unter dem die ÖVP in Zuwanderungsfragen deutlich weiter rechts tickt.
Man muss kein Hellseher sein, um die freiheitliche Strategie für diesen Wahlkampf voraussagen zu können. In einem Nebenstrang zumindest wird Herbert Kickl Heinz-Christian Strache die Geschichte vom Plagiator Sebastian Kurz erzählen lassen, der FPÖ-Forderungen aufgreife, aber leider nicht umsetzen könne. Weil „durch das Türkis der neuen Volkspartei dann doch das alte Schwarz wuchert“– so formuliert es vorab schon einmal ein Freiheitlicher.
Bleibt die Frage nach der Intensität. Mit „Nächstenliebe“wird man gegen einen unangenehmen neuen Gegner eher wenig ausrichten können. Möglicherweise muss Herbert Kickl also doch wieder zum Holzhammer greifen.