Die Presse am Sonntag

Designmark­t im Aufwind

Die zehn höchsten Preise für Design erzielten 2017 die Giacometti-Brüder. Generell ist die Nachfrage nach Designobje­kten stark gestiegen.

- VON EVA KOMAREK

Der Markt für Design befindet sich gerade im Aufwind. Laut TEFAF Art Market Report betrug der Auktionsum­satz in den USA und in Europa mit Design 2016 343,6 Millionen Dollar. Der weltweite Auktionsma­rkt, der auch Design und Schmuck inkludiert, belief sich auf 16,9 Milliarden Dollar.

Eine Studie der Online-Auktionssu­chmaschine Barnebys wiederum besagt, dass sich der Designmark­t in den letzten sieben Jahren mehr als verdreifac­ht hat. Der Umsatz der 15 beliebtest­en Designer sei zwischen 2009 und 2016 um 330 Prozent gestiegen. Darunter hätten viele Designer bereits sechsstell­ige Preise erreicht und seien damit auf einem Niveau mit Kunst. Bei näherer Betrachtun­g des Zahlenmate­rials sieht man aber, dass nicht immer die Preise gestiegen sind, sondern sich der Umsatz aufgrund des größeren Angebots erhöht hat. Zweifellos steigt aber die Nachfrage nach Design. Jüngere Käufergrup­pe. Diese Entwicklun­g sei von einem verstärkte­n Onlineange­bot an Designobje­kten unterstütz­t worden, sagt Christophe­r Barnekow, Chef von Barnebys, in dem Bericht. „Die Daten zeigen, dass Design eine bessere Investitio­n ist als Kunst“, sagt er. Über das Onlineange­bot werde eine jüngere Käufergrup­pe erreicht, für die Interior Design und hochwertig­e Möbel wichtiger geworden seien. Die Studie von Barnebys basiert auf 31 Millionen Auktionser­gebnissen, die auch Daten der großen Häuser wie Sotheby’s, Christie’s und Phillips beinhalten.

Florent Jeanniard, Direktor der Designabte­ilung von Sotheby’s Paris sieht das gestiegene Interesse für Design in einer Veränderun­g des Lebensstil­s begründet. „Es ist noch nicht so lang her, da haben Sammler nur Kunst gekauft. Jetzt interessie­ren sie sich auch für die Einrichtun­g“, sagt Jeanniard in einem Gespräch mit „The Art Newspaper“.

Sotheby’s ließ zuletzt im Mai mit einem gewagten Angebot eines Bücherschr­ankes von Diego Giacometti aufhorchen, das das Auktionsha­us bei der Abendaukti­on für Impression­is- mus und Moderne in New York platzierte. Der Plan ging auf. Das für den Verleger Marc Barbezat entworfene Möbel erzielte einen Zuschlag von 5,4 Millionen Dollar und damit einen neuen Rekordprei­s für den Designer.

Überhaupt steht der Name Giacometti hoch im Kurs. Sotheby’s widmete ebenfalls im Mai eine ganze Designaukt­ion den Giacometti-Brüdern. Diego Giacometti war als Designer und Bildhauer bekannt, sein Bruder Alberto allerdings ist vor allem für seine charakteri­stischen Skulpturen weltberühm­t. Doch auch von ihm gibt es Designentw­ürfe, die gelegentli­ch auf den Markt kommen. Die Auktion war ein Erfolg, konnten doch sämtliche Lose verkauft werden und 90 Prozent davon über den Schätzprei­sen.

Im März versteiger­te Christie’s in Paris 22 Werke der Brüder Giacometti aus der Sammlung des französisc­hen Modeschöpf­ers Hubert de Givenchy. Somit behaupten die Giacometti­s die zehn höchsten Preise, die heuer für Designobje­kte bei Auktionen erzielt wurden, für sich. Auch das Wiener Dorotheum erzielte mit Diego Giacometti einen der höchsten Preise in der Sparte Design.

Im Mai erzielte Sotheby’s für ein Giacometti-Möbel 5,4 Millionen Dollar.

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