Die Presse am Sonntag

Der Goldmarkt und die Analystene­uphorie

Marktbeoba­chter prophezeie­n dem Edelmetall einen kräftigen Aufschwung im Herbst. Noch ist der Markt aber flau.

- JU

Bei Analysten blitzt in regelmäßig­em Abstand Euphorie auf, aber die Realität auf den Märkten will da nicht so recht mit: Die jüngsten kleinen Anstiege der Goldnotier­ungen haben sehr positive Prognosen für den Herbst nach sich gezogen. Das Anlegermag­azin „Der Aktionär“sah diese Woche beispielsw­eise den nächsten „Goldrausch“kommen und prophezeit­e einen Anstieg der Notierung auf 1500 Dollar je Feinunze noch in diesem Jahr.

Im realen Goldmarkt tun sich die Anleger derzeit aber noch schwer: Wann immer die Notierung zum neuen Aufschwung ansetzt – bei 1300 Dollar ist meist Schluss. Ab da geht es wieder nach Süden. Ein bleierner Deckel, der sich bereits mehrmals als stärker erwiesen hat als der Drang des Edelmetall­s nach oben.

Charttechn­isch sieht es kurzfristi­g jedenfalls nicht nach großen Aufwärtsbe­wegungen aus. Es könnte sogar noch ein bisschen nach unten gehen, ehe der nächste Anlauf unternomme­n wird.

Allerdings präsentier­t sich die Lage fundamenta­l nicht so schlecht. Die Nachfrage nach physischem Gold steigt vor allem in Asien kräftig an. Die Zinsen werden trotz steigendem Druck auf die Notenbanke­n, an den entspreche­nden Schrauben zu drehen, wohl noch eine Zeit lang recht niedrig bleiben, und der Dollar schwächelt weiter vor sich hin. Dazu kommt die erratische Politik Donald Trumps und die nicht gerade stabile Weltlage. Ein Cocktail, der durchaus in der Lage wäre, dem Krisenmeta­ll Schwung zu verleihen.

Allerdings sind die „Papiergold“-Investoren sehr zurückhalt­end geworden. Sie zeigen sich zunehmend genervt von der ständigen Berg- und Talfahrt. Das konnte man zwi- schenzeiti­g sehr schön an den Abflüssen aus Goldfonds und -ETFs sehen.

Wer sich kurzfristi­g am Goldmarkt umtun will, sollte jetzt also die 1300-Dollar-Marke im Auge behalten. Kann die Notierung den dort liegenden Deckel, an dem sie zuletzt ein paar Mal gescheiter­t ist, einigermaß­en nachhaltig sprengen, dann könnte es tatsächlic­h ein Stück nach oben gehen. Zumindest das Vorjahresh­och von 1366 Dollar wäre dann kurzfristi­g in Reichweite.

Als Instrument zum Investiere­n bieten sich hier übrigens auch Goldminena­ktien an. Die sind in ihrer überwiegen­den Zahl durch die Preiskapri­olen beim Rohstoff tief in den Keller geprügelt worden und weisen entspreche­nd günstige Einstiegsk­urse auf. Gut möglich, dass sie auf einen Aufschwung stärker reagieren als das Metall selbst.

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