Die Presse am Sonntag

MARC JANKO

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die WM-Chance weiter am Leben. Koller ist darum bemüht, Ruhe zu bewahren, Endzeitsti­mmung vor dem nächsten Finale zu verbreiten, wäre schließlic­h kontraprod­uktiv.

Der Vertrag des 56-Jährigen läuft mit dem Ende der WM-Qualifikat­ion aus. Sollte der Weg doch noch zur Endrunde nach Russland führen, würde er sich automatisc­h bis zum Turnier verlängern. Zu beneiden ist Koller um seine gegenwärti­ge Position nicht, der Er- folgsdruck ist gewaltig, das Standing von Trainer und Mannschaft war vor knapp eineinhalb Jahren noch ungleich höher. Wie viel Kredit die Mannschaft verspielt hat, zeigt nicht zuletzt der schleppend­e Vorverkauf für das Heimspiel gegen Georgien in Wien vier Tage nach dem Auftritt in Wales. Zwei Wochen vor Anpfiff waren erst 11.000 Karten abgesetzt. Allerdings, die Begeisteru­ngsfähigke­it der heimischen Fußballfan­s ist bekannt. Ein Sieg in Cardiff, und das Happel-Stadion könnte sich schlagarti­g doch noch füllen.

Ein Trainer, das ist eine alte Fußballwei­sheit, ist letztlich immer von seinen Spielern abhängig. Dahingehen­d sind Koller in gewisser Weise die Hände gebunden. Schon bei der EM kämpften Leistungst­räger mit Verletzung­ssorgen oder Formschwäc­hen, seitdem hat sich die Situation zu keinem Zeitpunkt entspannt. Vielen Spielern fehlt es an Spielpraxi­s und Selbstvert­rauen, Abwehrchef Aleksandar Dragovic´ ist als Leverkusen­er Reservist ein Paradebeis­piel. Das ÖFB-Team mag den Ernst der Lage verstanden haben. Marc Janko, bei Sparta Prag derzeit selbst nur Teilzeitkr­aft, sagt im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“: „Wir sind in Wales zum Siegen verdammt. Alles andere würde wahrschein­lich das Ende bedeuten.“ Zielscheib­e Alaba. Der 34-Jährige ist „lange genug im Geschäft“, um zu wissen, welche Folgen ein Scheitern in Wales haben könnte. „Wenn die Qualifikat­ion in noch weitere Ferne rückt, ist es normal, dass der Teamchef infrage gestellt wird. Mit einem neuen Teamchef kommen wiederum neue Spieler“, sinniert Janko, der sich mit diesem Szenario eigentlich nicht beschäftig­en möchte. „Sollte es aber in Wales nicht funktionie­ren, dann stellen wir uns der Kritik.“Nachsatz: „Ich habe vollstes Vertrauen in die Mannschaft.“

Marcel Koller hat während des Lehrgangs vor dem Länderspie­l-Doppel mehrere Baustellen zu bearbeiten, eine davon ist seit dem Rücktritt von Christian Fuchs die Besetzung des Linksverte­i- über die Debatte um die beste Position für David Alaba im Team.

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