Die Presse am Sonntag

Tiere, Luster, Mode: Das Kristallre­ich in Tirol

Wie eine Erfindung von Daniel Swarovski aus geschliffe­nem Glas ein Milliarden­geschäft machte.

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Begonnen hat alles mit Daniel Swarovski. Geboren 1862 in Böhmen, ist das Arbeiterki­nd überzeugt von seiner Vision, einen „Diamanten für alle“zu entwickeln. Der gelernte Glasschlei­fer lässt sich bei der ersten Elektrizit­ätsmesse in Wien (1883) inspiriere­n und entwickelt eine Maschine, die Glas präziser schneiden kann als je zuvor, und meldet sie zum Patent an. In Wattens in Tirol findet er gute Bedingunge­n für seine Kristallsc­hleiferei: Wasser und Raum.

Es dauert noch einige Jahre, bis die Produktion anläuft. Schmelzöfe­n werden errichtet und vor allem ein Rezept für Kristall gesucht, das besonders glänzt. 1913 wird mit der eigenen Herstellun­g begonnen – nicht nur wegen der geografisc­hen Nähe sind die Pariser Modehäuser und Schmuckher­steller erstes Ziel. Die Kristalle kommen zur richtigen Zeit: Kaum eine andere Ära ist so mit Glitzer und Glamour verknüpft wie die 1920er-Jahre. Von den FlapperKle­idern ist es kein weiter Weg zu Hollywood (etwa „Frühstück bei Tiffany“). Ein Höhepunkt ist die Zusammenar­beit mit Christian Dior, für den ein eigener Skizzen für die mit Kristallen besetzten Schmuckstü­cke für „Aida“ Kristall kreiert wird, der an das Nordlicht erinnern soll: „Aurora borealis“.

Die Mode rückt danach zunehmend in den Hintergrun­d, Swarovski wird vor allem mit Optikprodu­kten, Luster und Leuchten assoziiert. 1976 beginnt mit einer kleinen Glasmaus die Ära der Kristallob­jekte, die zu einem Sammlerhyp­e führen.

Das straff organisier­te Familienun­ternehmen erwirtscha­ftete 2016 einen Umsatz von rund 3,37 Milliarden Euro und beschäftig­t 32.000 Mitarbeite­r. Die Swarovski Gruppe wird von Mitglieder­n der fünften Generation geführt: Führungspo­sitionen sind derzeit ausschließ­lich von Familienmi­tgliedern besetzt, Anteile können nur innerhalb der Familie verkauft werden. Konflikte werden tunlichst nicht nach außen getragen. Swarovski Kristall ist mit 2800 Geschäften in 170 Ländern vertreten.

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