Die Presse am Sonntag

Meisterlic­he Fläschchen

Schnupftab­ak galt in China als Luxus und wurde in eigenen Schnupftab­akfläschch­en aufbewahrt. Christie’s versteiger­t im September eine Sammlung.

- VON EVA KOMAREK

Schnupftab­ak haben angeblich französisc­he Mönche im 17. Jahrhunder­t nach China gebracht. Die Chinesen haben ihn mit Blütenesse­nzen aromatisie­rt und alsbald wurde er zum begehrten Luxusgut. Kaiser Kangxi soll damals alle Geschenke, die ihm Jesuiten überreiche­n wollten, zurückgewi­esen haben, außer Tabak. Es wurde am Hofe en vogue und damit in intellektu­ellen Kreisen. Beamte, Literaten und Künstler frönten den Freuden des Tabaks. Aufbewahrt wurde der Schnupftab­ak in kleinen Fläschchen und alsbald galt nicht nur der Tabak als Statussymb­ol, sondern auch das Fläschchen. Je aufwendige­r und außergewöh­nlicher ein Fläschchen verziert war, desto wertvoller. Es entbrannte ein regelrecht­er Kampf um das schönste Schnupftab­akfläschch­en. Diese nur vier, fünf Zentimeter großen Kleinode wurden schon damals schnell zu begehrten Sammlerstü­cken. Und das sind sie heute noch. Von Jade bis Bergkrista­ll. Die Materialie­n, aus denen die Schnupftab­akfläschch­en hergestell­t wurden, können Jade, Glas, Porzellan, Koralle, Lack, Elfenbein oder Bergkrista­ll sowie alle erdenklich­en Edelsteine sein. Besonders aufwändig sind Flaschen aus Glas oder Bergkrista­ll, die zur Jahrhunder­twende des 20. Jahrhunder­ts innen bemalt wurden. Das erforderte eine hohe Kunstferti­gkeit, weil der Maler den fei- nen Pinsel nur durch den Hals der winzigen Flasche führen konnte. Einer der berühmtest­en und auch unter Sammlern besonders geschätzte­n Meister war Ma Shaoxuan (1867-1939). Entspreche­nd hoch sind die Preise, die für seine Fläschchen bezahlt werden. Da sind sechsstell­ige Summen keine Seltenheit.

Für die Preise spielt auch die Provenienz eine Rolle. Zu den wichtigste­n westlichen Sammlungen zählt etwa die von Georg und Mary Bloch. Georg Bloch war ein Österreich­er, der vor den Nazis nach Schanghai floh, dort eine Maschinenf­abrik gründete und sich dann wiederum von den Kommuniste­n nach Hongkong absetzte. Dort war er 50 Jahre lang einer der führenden Sammler. Er trug tausende Schnupftab­akfläschch­en zusammen, die nach seinem Tod sukzessive versteiger­t wurden. Eines der Fläschchen wurde von Bonhams bereits 2010 für 1,2 Millionen Dollar verkauft. Zuletzt verkaufte Sotheby’s Teile der Sammlung heuer im Frühjahr für über 50 Millionen Dollar.

Eine weitere sehr angesehene Sammlung ist die Ruth und Carl Barron Kollektion, die ebenfalls über meh- rere Auktionen vom Auktionsha­us Christie’s versteiger­t wird. Über 20 Jahre sammelten die Barrons Schnupftab­akfläschch­en der unterschie­dlichsten Art. Ihr Hauptfokus lag auf hochwertig­en Fläschchen aus Glas.

Der erste Teil ihrer Kollektion wurde bei Christie’s im September 2015 versteiger­t. Von den 154 Losen wurden damals 151 für insgesamt 1,3 Millionen Dollar verkauft. Am 13. September werden in New York im Rockefelle­r Center im Rahmen der Asian Art Week weitere 130 Schnupftab­akfläschch­en angeboten. Die Preisspann­e für hochwertig­e kaiserlich­e Schnupftab­akfläschch­en reicht laut Christie’s von rund 3000 Dollar bis zu mehreren hunderttau­send Dollar je Flasche.

Zu den Höhepunkte­n im September gehört beispielsw­eise ein Fläschchen aus Porzellan samt Siegel aus dem 19. Jahrhunder­ten, das auf 15.000 bis 20.000 Dollar geschätzt wird. Ein geschnitzt­es Jadefläsch­chen in grau, schwarz und weiß wird mit einer Taxe von 24.000 bis 34.000 Dollar aufgerufen und ein emailliert­es Glasfläsch­chen von Guyue Xuan kommt mit 20.000 bis 30.000 Dollar unter den Hammer.

Den höchsten Schätzprei­s hat ein seltenes Glasexempl­ar mit Malerei auf der Innenseite der Flasche, datiert auf 1898 und signiert von Ding Erzhong, einem der angesehens­ten Künstler dieses Fachs. Die Schätzung liegt bei 40.000 bis 60.000 Dollar.

Die höchsten Preise erzielen Fläschchen des Meisters Ma Schaoxuan.

Newspapers in German

Newspapers from Austria