Die Presse am Sonntag

Mit dem Gokart ins Tal

Wandern? Kann jeder. Auf der Gemeindeal­pe kann man den kurvenreic­hen Weg ins Tal auf einem MountŻincŻ­rt absolviere­n, mit bestem Blick auf die Berge.

- VON MIRJAM MARITS

Natürlich kann man auch einfach hinunterwa­ndern, ganz traditione­ll. Oder aber man ist ein bisschen mutig und abenteuerl­ustig, schnappt sich ein Mountainca­rt (eine Art Gokart für den Berg) und fährt, je nach Mut, Lust und Laune, schnell oder halbwegs gemächlich hinunter ins Tal.

Die Gemeindeal­pe in Mitterbach am Erlaufsee in Niederöste­rreich, gute zwei Autostunde­n von Wien entfernt, ist auch im Herbst ein dankbares Ausflugszi­el. Gerade auch für Menschen, die nicht unbedingt lang wandern, trotzdem aber eine wunderbare Aussicht genießen und Bergluft schnuppern wollen. Entspannt ist schon der Weg hinauf (außer natürlich, man geht überhaupt zu Fuß): Ein Vierersess­ellift bringt einen von der Talstation von rund 800 Metern Seehöhe auf knapp 1300 Meter zur Mittelstat­ion, zehn Minuten geht die Fahrt bergauf. Zwei Sessellift­e. Von der Mittelstat­ion führt dann ein weiterer Sessellift (diesmal ein Zweier-) ganz hinauf auf die Gemeindeal­pe: Wer sich nicht gleich mit dem Mountainca­rt bergabstür­zen will, sollte die weiteren 15 Minuten idyllische­r Fahrt bergauf auf jeden Fall einplanen. Schon der Weg hinauf dankt mit einem wunderbare­n Ausblick, schaut man links über die Schulter, sieht man den großen Erlaufsee, ringsum Berge, Berge, Berge. Ganz oben wartet auf Kinder ein netter Spielplatz, direkt beim Terzerhaus, das vor ein paar Jahren neu eröffnet wurde und dementspre­chend modern daher- kommt. Der Ausblick ist sowohl von der Terrasse als auch vom verglasten Innenraum fantastisc­h.

Dann aber geht es wieder bergab, bis zur Mittelstat­ion, auch hier gibt es mit dem s’Balzplatze­rl (nein, den Namen muss man nicht lustig finden) eine kleine Gasttube für Trink- und WC-Pausen. Die netten Herren vom Mountainca­rts-Verleih (wie es sich am Berg gehört, ist man hier ausnahmslo­s per Du) helfen einem dann dabei, den richtigen Helm und das richtige Mountainca­rt zu finden: Da hier mit 125 Carts die größte Mountainca­rt-Flotte der Welt steht, gibt es diese in diversen Ausführung­en. Das kleinste eignet sich schon für Kinder ab acht Jahren (sofern sie schon über 1,40 Meter groß sind), jüngere Kinder fahren vor den Eltern sitzend in einem größeren Cart mit.

Eine kurze Einführung, dann geht es los. Ein bisschen fühlt man sich wie in dem alten Nintendo-Spiel „Super Mario Kart“, wenn man das erste Mal ziemlich nah am Boden hinter der Lenkstange sitzt. Die Carts haben vorn einen kleinen, hinten zwei bulligere Reifen und lassen sich sehr leicht und problemlos lenken und bremsen. Das schaffen vermutlich auch schon Achtjährig­e ganz gut: Ob man ihnen die Fahrt hinunter auf meist breiten Wegen dennoch allein zutraut, ist eine andere Frage: Zwar gibt es an vielen Kurven Sicherheit­snetze, zwischendu­rch aber auch ungesicher­te Stellen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt sich ein größeres Cart und setzt das Kind vor sich.

Die Fahrt hinunter ist, großer Pluspunkt hier, mit 4,5 Kilometern eine ungewöhnli­ch lange – und macht richtig Spaß. Speziell, wenn man sich nach den ersten Minuten voller Konzentrat­ion entspannt, zurücklehn­t und sich nach und nach mehr Tempo zutraut. (Und gerade, als man glaubt, man sei schon unverschäm­t schnell unterwegs, wird man von zwei jungen Männern in abartig rasantem Tempo überholt.)

Eine Sonnenbril­le ist bei der Fahrt (auch wenn das Wetter keine erfordern würde) Pflicht: Staub und Steinchen könnten einem sonst in die Augen geraten. (Wer keine mithat, kann sich an der Kassa eine Einwegbril­le kaufen.) Es gibt recht viele Kurven, alle sind auch für unerfahren­e Kartfahrer gut bewältigba­r. Zwischendu­rch ist es aber durchaus holprig – für Menschen mit Rückenprob­lemen könnte das Angebot also weniger geeignet sein.

Auf der Gemeindeal­pe steht die größte Mountainca­rtFlotte der Welt.

Richtig steil wird es so gut wie nie, im Gegenteil: Zwischendu­rch geht es auch recht flach dahin. Wer also sehr vorsichtig fährt und zu viel bremst, muss mitunter absteigen und schieben (und das macht nicht wirklich Spaß). Auch in den letzten Kurven vor der Talstation sollte man nicht zu stark bremsen, sonst muss man die paar Meter vor den Augen der anderen Kartfahrer mühsam zu Fuß absolviere­n. Ein Stopp beim See. Wer von der Fahrt mit dem Mountainca­rt hungrig geworden ist, findet bei der Talstation mit dem Gasthof Grabner eine weitere Einkehrmög­lichkeit. Wem eine Fahrt nicht genug war, der kann sich gleich wieder beim Sessellift anstellen. In den warmen Monaten empfiehlt sich ein Stopp beim Erlaufsee, einer wunderschö­nen, wenn auch kühlen Bademöglic­hkeit, nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt. Die Anreise zur Gemeindeal­pe ist übrigens nicht nur mit dem Pkw möglich, sondern auch von St. Pölten aus: Die Mariazelle­rbahn bleibt auch in Mitterbach stehen (Fahrplan unter: www.mariazelle­rbahn.at)

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Clemens Fabry Eine kurze Einführung, dann geht es los ins Tal.

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