Die Presse am Sonntag

Bollwerk gegen Amazon und Co.

Seit 17 Jahren führt Robert Hartlauer die Elektronik­kette Hartlauer und bietet damit allen Onlinehänd­lern die Stirn.

- RIE

Sein Bekannthei­tsgrad dürfte sich jenseits der 90 Prozent bewegen: „Ihr Robert Hartlauer“– den Spruch kennt jeder, der TV schaut oder Radio hört. Jahrzehnte­lang lautete er „Ihr Franz Josef Hartlauer“und noch immer, erzählt Robert Hartlauer lachend, würden ihn manche Menschen Franz Josef nennen.

Robert Hartlauer war zarte 24 Jahre alt, als er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2000 die Elektronik­kette übernehmen musste. Seither hat er das Unternehme­n ausgebaut, mittlerwei­le beschäftig­t Hartlauer etwa 1500 Mitarbeite­r in 160 Filialen.

Die Kette ist die einzige von den vielen, die es einst in Österreich gegeben hat – Herlango, Cosmos, Köck, Niedermeye­r –, die die Konkurrenz durch internatio­nale Unternehme­n wie Saturn oder Mediamarkt und durch Onlinehänd­ler wie Amazon überlebt hat.

Robert Hartlauer erklärt das mit der persönlich­en Beratung: „Wir bauen eine Beziehung zum Kunden auf. Wir reden mit ihm, wir fragen ihn, was er will, dann empfehlen wir ihm ein Produkt.“Dass der Kunde es nach der Beratung billiger im Internet kauft, glaubt der 41-Jährige nicht: „Der anständige Kunde ist nicht so. Wenn er or- dentlich beraten worden ist, dann weiß er das zu schätzen, dann kauft er auch ein. Das ist auch unsere Stärke, deshalb funktionie­rt Hartlauer noch immer.“Deswegen berate man auch gern Kunden von Amazon, weil man sie so davon überzeugen könne, ihre Ware bei ihm einzukaufe­n.

Die Verkäufer werden in einer eigenen „Hartlauer-Akademie“nahe dem Firmensitz in Steyr in Oberösterr­eich geschult. Abgelegen auf einem Hügel hat man einen alten Vierkantba­uernhof renoviert und in ein Schulungsz­entrum umgestalte­t. Die Bindung der Mitarbeite­r an das Unternehme­n sei besonders wichtig, wenn man ein relativ kleiner Player sei. „Wir waren beispielsw­eise mit 250 Personen beim Wien-Marathon dabei“, erzählt Hartlauer (er selbst ist nicht mitgelaufe­n). Man mache auch Ausflüge zu Betriebsst­ätten von Lieferante­n, jetzt beispielsw­eise nach China zu Huawei. Campingfan. Das Angebot in den HartlauerF­ilialen wurde in den vergangene­n Jahren stark verändert und angepasst. TV-Geräte werden beispielsw­eise nicht mehr verkauft, dafür unter anderem Hörgeräte und Brillen. „Foto, Handy, Optik und Hörgeräte. Manche bezeichnen das spöttisch als Gemischtwa­renhandel, aber es funktionie­rt. Wir machen zarte Gewinne“, erklärt Hartlauer. Würde er heute noch immer Fernseher verkaufen, dann „könnte ich mir wahrschein­lich nicht einmal die Hälfte der Filialen leisten“.

Privat ist Robert Hartlauer ein leidenscha­ftlicher Hobbyfotog­raf und ein Naturfan. „Ich habe mir früh ein Dachzelt für meinen Geländewag­en gekauft und habe dann irgendwo in der Wildnis übernachte­t.“Die Leidenscha­ft ist etwas schwer auszuleben – weniger wegen des Berufs, mehr wegen der Zusammense­tzung der Familie, die nicht unbedingt wildes Campen liebt: Hartlauer hat mit seiner Frau vier Töchter. „Hin und wieder“, sagt er, „gehen die zwei älteren Töchter mit mir campen.“

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Clemens Fabry Robert Hartlauer.

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