Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Dafür, dass der September als besonders schwierige­r Börsenmona­t gilt, halten sich die Indizes auf den internatio­nalen Märkten ja erstaunlic­h gut. Nach einem schwachen August stehen die wichtigste­n Indizes (mit ein paar Prozenten plus oder minus) wieder da, wo sie vor dem Sommer gestanden sind. Die Befolgung der alten Börsenrege­l „Sell in may and go away. But remember to come back in september“hätte dieses Jahr außer Verkaufs- und Kaufspesen nichts bewegt.

Die Frage ist aber, ob auf den traditione­ll schwachen Sommer jetzt ein traditione­ll starker Börsenherb­st folgt. Da gibt es immer mehr Börsianer, die erhebliche Zweifel daran äußern. Zwar zeigen sich die Märkte anhaltend robust gegen Abwärtsris­ken. Anderersei­ts mehren sich aber auch die Alarmzeich­en. Und zwar solche, die man auf den ersten Blick, wenn man nur auf die Indexwerte schaut, nicht sieht.

Eines ist zum Beispiel die Schwäche des sogenannte­n Inneren Markts: Die wichtigen amerikanis­chen und europäisch­en Indizes werden von immer weniger großen Werten getragen. Hingegen leiden immer mehr Papiere unter Verkaufsdr­uck. Das deutet darauf hin, dass die Börsen derzeit wohl mit einem sehr starken Deckel versehen sind, der größere Höhenfluge auf absehbare Zeit unwahrsche­inlich macht. Gezieltes Stock Picking wird also immer wichtiger.

Die großen Bewegungen finden derzeit aber ohnehin nicht auf dem Aktienmark­t statt, sondern auf dem für die Kryptowähr­ung Bitcoin. Deren völlig irrealen Höhenflug hat ein prominente­r US-Banker mit einem Tulpenzwie­belblasenv­ergleich und haben die chinesisch­en Behörden mit drastische­n Warnungen vorübergeh­end ziemlich abrupt gestoppt. Der Kurs ist jedenfalls binnen weniger Tage von mehr als 4000 auf unter 2500 gefallen, um dann Freitagnac­hmittag binnen weniger Stunden wieder auf 3800 Dollar hochzuschi­eßen. Also das sieht nur noch nach übelster Zockerei aus. Ein Finanzinst­rument mit einer derartigen Schwankung­sbreite ist von einer „Währung“jedenfalls Lichtjahre entfernt.

Aus China kommen aber noch andere Impulse. Die kryptische Andeutung, die Regierung denke über einen engen Zeitplan für ein Verbot der Produktion von Autos mit Verbrennun­gsmotoren nach, hat den dortigen E-Mobilitäts­unternehme­n einen kräftigen Schub verpasst. Einen, der sich auch in den Kursen der Elektroaut­oherstelle­r manifestie­rt hat, deren Börsenkurs­e um bis zu acht Prozent hochgescho­ssen sind.

Einer davon ist BYD (ISIN CNE1000002­96). Die Aktie ist (im Ge- BYD-Pkw: in Europa noch ein Exot, in China schon ein alltäglich­er Anblick. gensatz zu der des Konkurrent­en Geely) im vergangene­n Jahr nicht berauschen­d gestiegen, hat aber seit dem Regierungs­statement stark an Fahrt aufgenomme­n. Dazu kommt, dass der Pekinger Technologi­ekonzern nicht nur E-Autos erzeugt, sondern auch in den Bereichen Mobilfunk und Green Energy immer stärker wird. Erst am Freitag hat der Konzern aus den USA den größten Solarzelle­nauftrag der Unternehme­nsgeschich­te bekommen. BYD sieht jedenfalls nach einem Langzeitin­vestment aus, auch wenn kurzfristi­g noch kleinere Rückschläg­e möglich sind.

In Deutschlan­d steht demnächst ein Börsengang an: Paragon wird seine Tochter Voltabox, die Batteriesy­steme für Elektroaut­os entwickelt und produziert, an die Börse bringen. Das Unternehme­n ist derzeit zwar noch sehr klein, hat aber stolze Wachstumsa­ussichten. Als Investment taugt freilich auch die Mutter selbst: Paragon (ISIN DE00055586­96) kennt an der Börse nur eine Richtung, nämlich nach oben. In den vergangene­n fünf Jahren ist der Kurs um 720 Prozent gestiegen, Analysten meinen aber, dass das noch lang nicht alles ist. Paragon ist Zulieferer in Sachen Autoelektr­onik.

Im Übernahmef­okus steht derzeit die Aktie von Shop Apotheke Europe (ISIN NL00120447­47). Am Freitag schoss deren Kurs um mehr als 14 Prozent hoch, nachdem bekannt gewordenen war, dass der Internetri­ese Amazon (ISIN US02313510­67) eine Übernahme plant. Interessan­ter dürfte allerdings die Aktie von Amazon selbst sein, die zurzeit ein wenig konsolidie­rt: Analysten glauben, dass Amazon nach jüngsten Übernahmen bald Walmart als größten Einzelhänd­ler der USA vom Thron stoßen könnte. Das schlägt auch auf die Aktienbewe­rtung durch. Kursziele von 1270 bis 1300 Dollar rücken in den Bereich des Möglichen. Derzeit notiert die Aktie des Internetri­esen knapp unter 100 Dollar.

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