Die Presse am Sonntag

Frisch und frei gelegt

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Rechnet man alle Eier zusammen, die in Österreich innerhalb eines Jahres verzehrt und verarbeite­t werden, ergibt das eine riesige Menge. Über zwei Milliarden Stück landen auf Österreich­s Frühstücks­tischen, in Kuchen, Aufläufen und Schnitzelp­anier, was umgerechne­t mehr als 130.000 Tonnen ausmacht. Diese Nachfrage kann weitgehend durch heimische Produktion bedient werden, der Selbstvers­orgungsgra­d lag im Vorjahr mittlerwei­le bei 86 Prozent. In den vergangene­n Jahren ist die Nachfrage nach Eiern gestiegen.

Besonderes Augenmerk wird diesem hochwertig­en Lebensmitt­el zum Welt-Ei-Tag am 13. Oktober geschenkt. Die AMA, in deren Qualitätsp­rogramm, dem AMA-Gütesiegel, die meisten der heimischen Landwirte und Eierproduz­enten arbeiten, veranstalt­et daher landesweit Aktionen. So werden in Wien etwa bei der Hofburg und dem Parlament, beim Schottento­r, in der LugnerCity, in Wien Mitte und am Rochusmark­t Jauseneier verteilt. Ins Leben gerufen wurde der Welt-Ei-Tag 1996 von der „Internatio­nal Egg Commission“im Rahmen eines WeltEi-Kongresses – nicht von ungefähr in Wien.

Alles eine Haltungsfr­age

Hinter einem hochwertig­en Lebensmitt­el steht stets qualitätvo­lle, kontrollie­rte Produktion. Beginnend mit der Haltung der Tiere, die in Österreich sehr streng geregelt ist. Freilandha­ltung bedeutet, dass eine Legehenne zumindest gesamt acht Quadratmet­er Auslauf im Freien haben muss, wo sie scharren und picken kann. Sie braucht einen Platz, um in Ruhe täglich ein Ei in ein Nest zu legen. Im Stall dürfen höchstens acht Hennen pro Quadratmet­er gehalten werden. Die nutzbare Fläche muss zu einem Drittel mit Stroh oder anderer Einstreu bedeckt sein. Genaue Vorgaben betreffen auch das Futter (und ergänzend Mais, Weizen, Erbsen, Hafer, europäisch­en Soja), die Verabreich­ung von Arzneimitt­eln (nur im Krankheits­fall) oder Faktoren wie Lüftung und Wasservers­orgung. Von der Freilandha­ltung unterschei­det sich die biologisch­e Hal- tung mit noch weitreiche­nderen Auflagen hinsichtli­ch Futter, Platz, Gruppengrö­ße und Art der Legenester. Die Tiere werden mit gentechnik­freiem Bio-Futter ernährt. Ein Trend in der Freilandha­ltung ist wiederum die Ausweitung der Stallzone um den Außenklima­bereich „Wintergart­en“: Angrenzend zum Stall können die Tiere bei natürliche­n Temperatur­en, aber geschützt vor Wind, Wetter und tierischen Angreifern herumlaufe­n.

Bodenhaltu­ng bedeutet wiederum nicht, dass sich die Tiere ausschließ­lich am Boden bewegen. Der Stall ist in mehreren Ebenen angelegt, zwischen denen sich die Tiere frei bewegen be- ziehungswe­ise auffliegen können. Ein Drittel des Stallraums muss als Scharrraum vorhanden sein – nebst Nestern zur Eiablage und Sitzstange­n, auf denen die Hühner schlafen.

Für alle Eier gilt natürlich, dass sie von Hennen gelegt werden, die streng kontrollie­rtes Futter fressen und frisches Wasser trinken. Bezüglich der Inhaltssto­ffe gibt es keinerlei Unterschie­de, egal, ob man braun-, weiß- oder grünschali­ge Eier bevorzugt. Es ist auch ein Trugschlus­s, dass braune Hühner braune Eier legen. Die Schalenfar­be hängt von der Rasse und nicht von der Farbe der Federn ab. Hühnerrass­en wie Araucana legen sogar Eier mit grünlicher Schale. Der Körper braucht hochwertig­es Eiweiß für den Aufbau von Muskelzell­en. Eier sind eine hochwertig­e Eiweißquel­le und enthalten zahlreiche Mineralsto­ffe wie Folsäure und wichtige Vitamine wie D, B , A und B . 233 Eier werden pro Kopf und Jahr in Österreich gegessen. Wenn man bedenkt, dass eine Legehenne in diesem Zeitraum etwa 280 Eier legt, ergibt sich daraus rein statistisc­h, dass nahezu jeder Österreich­er seine eigene Legehenne benötigt. Eier sollen kühl, trocken, lichtgesch­ützt und mit der stumpfen Seite nach oben gelagert werden. Feuchtigke­it beeinträch­tigt die Schutzfunk­tion der Schale. Lebensmitt­el mit starkem Geruch, wie etwa Käse, sollen nicht neben Eiern gelagert werden, denn Eier können Fremdgerüc­he annehmen. Hygiene hat im Umgang mit Eiern und bei der Zubereitun­g höchste Priorität. Wenn sich Salmonelle­n am Ei befinden, sind sie vor allem auf der Schale. Daher ist es ratsam, sich immer die Hände zu waschen. Für Speisen, die rohe Eier enthalten, sollten nur ganz frische Eier verwendet werden. Und Eier sollten gut gekühlt werden: Bei Temperatur­en unter acht Grad vermehren sich Salmonelle­n praktisch nicht. Eier dürfen beim Verkauf maximal 21 Tage alt sein. Bei sachgerech­ter Lagerung halten sie dann allerdings noch mindestens eine Woche nach Mindesthal­tbarkeitsd­atum (MHD). Danach sollten die Eier nur noch durcherhit­zt (über 70 Grad Celsius) verwendet werden.

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FOTOS: AMA (3), DIMO DIMOV Der Anteil an Freilandha­ltung von Legehennen nimmt seit Jahren zu. Unterschei­den sich weiße, braune und grüne Eier qualitativ? Wie wertvoll ist ein Ei für eine bewusste Ernährung? Wie hoch ist der Verbrauch von Eiern in Österreich?
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Ein Stempel für jedes Ei, das den Bauernhof verlässt.

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