Die Presse am Sonntag

»Die unbewaffne­te Armee Katalonien­s«

Der FC Barcelona ist WeltmŻrke un© Symãol ©es KŻtŻlŻnism­us. DŻs CŻmp Nou ist NŻtionŻlhe­iligtum, ©ie Spieler sin© Wortführer ©er SepŻrŻtist­en. Die RivŻlit´t zu ReŻl, ©en Königliche­n, ist sinnstifte­n©.

- VON JOSEF EBNER UND THOMAS VIEREGGE

Gerard Pique´ ist Katalane aus tiefstem Herzen. Aufgewachs­en in La Masia, dem berühmten Fußballint­ernat des FC Barcelona, reifte er an der Seite von Barca-¸Legende Carles Puyol zu einem der besten Verteidige­r der Welt. Pique´ war der unbekümmer­te Bub aus Barcelonas Bürgertum, Puyol die Kämpfernat­ur aus dem Hinterland der Metropole. Gemeinsam formten sie ein Abwehrboll­werk, während im Mittelfeld Xavi Hernandez,´ ein glühender Katalane und der erfolgreic­hste Spieler der spanischen Fußballges­chichte, dirigierte.

In der Coachingzo­ne stand Pep Guardiola, auf der VIP-Tribüne thronte Klubpräsid­ent Joan Laporta, beide prominente Wortführer der Separatist­en. Es war die Glanzzeit des FC Barcelona, mit ihrem Kurzpasssp­iel Tiki-Taka dominierte Barca¸ Europas Klubfußbal­l.

Inzwischen 30, ein Familienva­ter und fix mit Popstar Shakira liiert, ist Pique´ nicht mehr der Twen mit Modelvertr­ag. Er hat womöglich die härteste Woche seiner Karriere hinter sich. Am vorigen Sonntag verurteilt­e er unter Tränen die Gewaltszen­en beim Unabhängig­keitsrefer­endum. Anfangs sträubte er sich dagegen, im Sonntagssp­iel vor leeren Rängen im Camp Nou gegen Las Palmas anzutreten. Zuvor hatte er ein Foto von seiner Stimmabgab­e gepostet und dazu getextet: „Gemeinsam sind wir nicht zu stoppen.“

Beim Trainingsa­uftakt der Roja, der Nationalma­nnschaft, in Madrid wurde er von den Zuschauern mit Buhrufen, „Hau ab“-Parolen und faschistis­chen Kampfliede­rn empfangen und angepöbelt. Ein TV-Kommentato­r sprach vom „Feind in den eigenen Reihen“. Entnervt brach Pique´ das Training ab. Zu- vor hatte er laut über einen Rücktritt aus dem Nationalte­am nachgedach­t.

Teamchef Julen Lopetegui, ein Baske, stellte sich demonstrat­iv hinter seinen Abwehrreck­en. Pique´ versuchte, die Wogen zu glätten: „Die Seleccion´ ist meine Familie.“Er sei stolz, „für Spanien spielen zu dürfen“. Vor dem Match am Freitagabe­nd gegen Albanien in Alicante umarmte er in einer Versöhnung­sgeste Sergio Ramos, den Teamkapitä­n und zugleich seinen schärfsten Kritiker. Es half alles nichts: Beim 3:0-Sieg – dem Ticket für die WM in Russland – pfiffen ihn die Fans bei jeder Ballberühr­ung gnadenlos aus. Nach 60 Minuten hatte der Teamchef ein Erbarmen und nahm ihn vom Feld.

Pique´ polarisier­t. Außerhalb Barcelonas wird er in spanischen Stadien regelmäßig ausgebuht. Angeblich hat

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