Sex Sells auf der Frieze in London
Die Kunstmesse Frieze wi©met feministischer Kunst eine Son©erschŻu. Auf ©er MŻsters ©ominiert Mo©erne.
Ein Phallus, ein Meter hoch in einem Kinderkleidchen, ist nur einer von vielen Penissen, denen die Besucher der Sonderschau „Sex Work: Feminist Art and Radical Politics“auf der diesjährigen Kunstmesse Frieze in London begegnen. Die Schau zeigt neun Künstlerinnen, die in den 1970er- bis 1980er-Jahren mit ihrer radikal sexuellen, teils pornografischen Bildsprache für Aufsehen und Zensur sorgten. Der Penis im Kleidchen wurde übrigens von der Wienerin Renate Bertlmann geschaffen, einer jener Künstlerinnen, die mit dem jüngsten Aufschwung der feministischen Avantgarde auch internationale Aufmerksamkeit erfahren. Sie wird von der Londoner Galerie Richard Saltoun vertreten. Ihre Arbeiten kosten zwischen 20.000 und 150.000 Pfund, Papierarbeiten, Fotos und Videos zwischen 5000 und 30.000 Pfund.
Neben Bertlmann sind fotorealistische Bilder von heterosexuellem Geschlechtsverkehr von Betty Tompkins mit – der Name ist Programm – Titeln wie „Fuck Painting 5“zu sehen oder pornografische Filmszenen, gedreht von der polnischen Künstlerin Natalia LL. Ebenso vertreten ist jene Gruppe von fünf Künstlerinnen, die 1994 von der Ausstellung „Bad Girls“im New Museum in New York wegen sexuell zu explizitem Material ausgeschlossen wurde. Mary Beth Edelson, Judith Bernstein, Dorothy Iannone, Marilyn Minter und die Wienerin Birgit Jürgenssen sind inzwischen alle auf dem Kunstmarkt anerkannt. Dorothy Iannone beispielsweise wird von der Galerie Air de Paris vertreten, die unter anderem das Bild „Wiggle Your Ass for Me“ von 1970 anbietet. Preislich liegen ihre Arbeiten zwischen 20.000 und 200.000 Pfund. Aber auch auf der Messe selbst war mehr Kunst von Frauen präsent, wie beispielsweise bei Sprüth Magers Arbeiten von Barbara Kruger, Pamela Rosenkranz und Jenny Holzer. Die Arbeit „Survival“von Holzer wurde schon zu Messebeginn für 375.000 Dollar verkauft.
Generell ist auf der Frieze eine stärkere Präsenz reiferer Künstler zu merken. So hat beispielsweise Stephen Friedman eine Soloshow von Arbeiten des US-Künstlers Melvin Edwards im Angebot, der in letzter Zeit wieder mehr Aufmerksamkeit erhält. Seine Zeichnungen starten bei 25.000 Dollar, seine Skulpturen kosten zwischen 90.000 und 350.000 Dollar. Blum & Poe wiederum widmet den ganzen Stand Julian Schnabel, um den es in den vergangenen Jahren sehr ruhig geworden ist. Sehr junge Positionen, für die die Frieze ursprünglich gestanden ist, sind kaum mehr vorhanden. In der Sektion Fokus sind noch einige zu finden, darunter auch der Wiener Galerist Emanuel Layr, der eine Oper der Künstlerin Lili Reynaud-Dewar zeigt. Die Installation „Small Tragic Opera of Images and Bodies“kostet gesamt 85.000 Euro. Neben Layr sind aus Österreich noch Martin Janda, Ursula Krinzinger, Meyer Kainer, Hubert Winter und Thaddaeus Ropac vertreten Risikolos. Auf der Frieze Masters lautet das Motto wohl „Nummer sicher“. Hier zeigen die großen Händler vor allem moderne Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Inszenierung von Ständen wird immer mehr zum Thema. So setzt auf der Frieze Masters etwa Gagosian die Gemälde von Georg Baselitz in historischen Kontext und stellt sie Skulpturen von Roy Lichtenstein gegenüber. Waddington Custot stellt das Atelier des britischen Pop-Art-Künstlers Peter Blake nach.
Erfrischender ist da schon das Programm, das von Händlern der Antike oder der Stammeskunst gezeigt wird. Donald Ellis hat eine Schau von Kunst der Inuit zusammengestellt, darunter wichtige Masken der Yupik.