Die Presse am Sonntag

Warum ich wähle, wie ich wähle

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Fortsetzun­g von Seite 3 Bellen: Zuerst nachdenken und dann reden.“ Reinhard Großalber, 31, Steyr, Neos

Er sei in einer „typisch bürgerlich­en Familie“aufgewachs­en, sagt Reinhard Großalber. Seine Eltern, beide Lehrer, hätten ihm nicht nur die Faszinatio­n für den Lehrerberu­f weitergege­ben, sondern auch eher konservati­ve Werte. Auch die Religion habe in seiner Kindheit am Land eine große Rolle gespielt. Da liegt eine Stimme für die ÖVP politisch nahe.

Doch die Partei wird Großalber heute nicht wählen. Der 31-jährige Familienva­ter macht sein Kreuz bei den Neos. Beim Lehramtsst­udium in Wien hat er auch andere Weltanscha­uungen kennengele­rnt. „Der Konservati­smus und das Altbackene der ÖVP“sei ihm da immer bewusster geworden. Dass mit Sebastian Kurz ein Junger, der verspricht, alles anders und neu zu machen, die Partei übernommen hat, macht die ÖVP für ihn „wieder ganz interessan­t“. Schlussend­lich hat Kurz den AHS-Lehrer aber nicht überzeugt.

Ein großes politische­s Talent wolle er Kurz gar nicht absprechen. „Doch das Risiko, dass er so weitermach­t wie bisher, war mir zu groß.“Kurz habe zwar von einem neuen Weg gesprochen, „mir haben aber die konkreten Lösungen gefehlt“, sagt Großalber. „Ich habe immer nur gehört, ich habe das geschlosse­n und das gestoppt.“Dass sich Kurz so sehr auf das Flüchtling­s- thema konzentrie­rte, kam bei Großalber generell nicht gut an. Der neue ÖVP-Chef sei ihm in diesem Punkt „zu weit rechts“. Kurz vertrete ähnliche Inhalte wie die FPÖ. Mit dem Unterschie­d, dass er sie besser verkaufe.

Ausschlagg­ebend für die Wahlentsch­eidung ist für den jungen Familienva­ter die Zukunftsvi­sion der Partei gewesen. „Es ging mir nicht um die nächsten fünf Jahre, sondern um einen Plan für das große Ganze.“Hier traut er den Neos am meisten zu. Die würden das Thema Bildung, das ihm als Lehrer besonders am Herzen liegt, ins Zentrum stellen. Und auch in gesellscha­ftspolitis­chen Fragen – wie der Homo-Ehe oder der Gleichstel­lung zwischen Männern und Frauen – seien die Neos eben die „modernere Partei“.

Kurz habe er auch mit der SPÖ geliebäuge­lt. Nämlich zu dem Zeitpunkt, als Christian Kern die Partei übernahm. Schlussend­lich habe sich dort aber der alte Parteiappa­rat durchgeset­zt. So sind es doch die Neos geworden. Daran hat auch Parteichef Matthias Strolz einen Anteil. Der sei zwar „ein Duracell-Haserl“, aber „vielleicht braucht eine Kleinparte­i genau so jemanden“. Jürgen Hönig, 35, Steyr Liste Pilz

Eigentlich wollte Jürgen Hönig am 15. Oktober sein Kreuz bei der SPÖ machen – wegen des roten Spitzenkan­didaten Christian Kern, den er für den fähigsten SPÖ-Chef seit Langem halte, und weil er einer möglichen schwarz-blauen Koalition etwas entgegense­tzen wollte.

Doch in den vergangene­n Tagen begann der 35-jährige Oberösterr­eicher an diesem Plan zu zweifeln. Das

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Hermann Wakolbinge­r (2), Clemens Fabry (4), Privat (2) Jürgen Hönig will, dass Peter Pilz im Parlament bleibt.
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