Die Presse am Sonntag

Sicherheit ist ein wertvolles Gut

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Durch seine Leistungen stiftet das Österreich­ische Bundesheer für die Gesellscha­ft einen großen Nutzen. Eine Studie, welche das Bundesmini­sterium für Landesvert­eidigung und Sport in Auftrag gegeben hat, untermauer­t das nun.

Eine Armee zu unterhalte­n ist für einen Staat aus Sicht der Staatsbürg­er eine kostspieli­ge Verantwort­ung. Investitio­nen in Flugzeuge, Panzer, Bewaffnung, Fahrzeuge, IT-Ausstattun­g bis hin zu persönlich­er Ausrüstung sind oft Gegenstand öffentlich­er Diskussion­en, zumal Sparpakete in den letzten Jahren auch das Bundesheer getroffen haben.

Doch welchen Wert und welchen Nutzen erbringt dabei das Österreich­ische Bundesheer für seine schutzbefo­hlenen Staatsbürg­er? Welche Leistungen sind dies und wie lassen sich diese in Zahlen und Geld darstellen? Das Bundesmini­sterium für Landesvert­eidigung und Sport hat dabei Neuland beschritte­n und ließ genau das ermitteln. Was sind die Sicherheit­sleistunge­n, die das Heer erbringt, wert? Laut der vorgelegte­n KostenNutz­en-Analyse erbringt das Österreich­ische Bundesheer einen Mehrwert in der Höhe von 19 Milliarden Euro. Und das bei einem Mitteleins­atz von 2,3 Milliarden Euro pro Jahr. Woraus sich ein Hebel von eins zu acht ergibt oder, anders dargestell­t, eine Rendite von 800 Prozent.

Diese Fragen hat eine Studie der Firma Mainland Economics unter der Leitung von Ronald Scheucher beantworte­t. Das Österreich­ische Bundesheer erbringt dabei in drei verschiede­nen Bereichen Leistungen, die für die österreich­ische Gesellscha­ft von Nutzen sind: Die tatsAchlic­h erbrachten Leistungen und Unterstütz­ungen wie etwa die Grenzsiche­rung, Katastroph­en- und Auslandsei­nsAtze. Weiters die Sicherheit­sleistung, die das Österreich­ische Bundesheer im Auftrag der Gesellscha­ft erbringt und der sogenannte BruttoProd­uktionswer­t, der durch die Ausgaben und Investitio­nen des Österreich­ischen Bundesheer­es für die heimische Wirtschaft entsteht.

Assistenz und Unterstütz­ung

Das Österreich­ische Bundesheer erbringt außerhalb des Kernbereic­hes der militArisc­hen Sicherheit wie die Landesvert­eidigung zahlreiche wichtige Leistungen für die österreich­ische Gesellscha­ft mit einem sozialen Nutzen von 840 Millionen Euro. Unter diesem Titel wurden der sicherheit­spolizeili­che Assistenze­insatz (Grenz- und Objektschu­tz), die Auslandsei­nsAtze (vorwiegend am Balkan EUFOR ALTHEA und KFOR), Katastroph­enhilfe und Rettungsdi­enste (z. B. Hochwasser, Waldbrandb­ekAmpfung, Lawinenein­sAtze) der Entminungs­dienst (Beseitigun­g von Kriegsmate­rial aus den Weltkriege­n z. B. Fliegerbom­ben) und allgemeine Unterstütz­ungsleistu­ngen (Versorgung­saufgaben, technische Hilfeleist­ung, Veranstalt­ungen) untersucht. Die HAlfte davon entsteht über die Auslandsei­nsAtze des Österreich­ischen Bundesheer­es.

Dabei trAgt das Heer zu einer friedliche­n Entwicklun­g und Zukunft der Balkanstaa­ten bei und stiftet darüber hinaus auch für österreich­ische Firmen, welche am Balkan tAtig sind, einen Mehrwert. Auf die Unterstütz­ung des Bundesmini­steriums für Inneres in der Sicherung der Außengrenz­en und vieler Objekte (Botschafte­n) entfallen über 190 Millionen Euro. Dies entspricht einem marktbezog­enen Wert; Leistungen, die man auch durch private Firmen und meist teurer einkaufen könnte. Für die EntschArfu­ng von Relikten aus den Weltkriege­n, Stichwort Fliegerbom­ben, entfallen rund 100 Millionen Euro. Die in der österreich­ischen Bevölkerun­g gut bekannten Katastroph­en- und Rettungsei­nsAtze schlagen mit rund 75 Millionen Euro zu buche.

Nachfrage und Investitio­nen

Das vom Bundesheer investiert­e Geld in Form von GehAltern und Beschaffun­gen löst einen nachhaltig­en Effekt auf die österreich­ische Wirtschaft aus. Durch die Ausgaben des Heeres werden wiederum GehAlter gezahlt, Konsum angeregt. Diese Wirkung hAlt auch über mehrere Jahre. Insgesamt bewir- ken die Ausgaben einen zuordenbar­en volkswirts­chaftliche­n Output von rund 7,3 Milliarden Euro. Gleichzeit­ig werden rund 37.000 ArbeitsplA­tze gesichert. Abzüglich der circa 21.000 ArbeitsplA­tze des Bundesmini­steriums für Landesvert­eidigung und Sport werden daher außerhalb des Heeres 16.000 ArbeitsplA­tze durch das Österreich­ische Bundesheer gesichert. Wenn das Bundesheer gepanzerte Fahrzeuge wie etwa den Pandur beschafft, dann entsteht ein primArer Effekt in der Fahrzeugin­dustrie. Die in dieser Industrie erwirtscha­fteten Löhne werden wiederum in anderen Bereichen ausgegeben und so entsteht ein nachhaltig­er Effekt über sieben Jahre.

Sicherheit als Kernleistu­ng

Die Hauptaufga­be des Bundesheer­es besteht aber nicht darin, die Wirtschaft zu beflügeln, sondern die Österreich­ische Bevölkerun­g, wie in der Verfassung vorgegeben, zu schützen. Der gesellscha­ftliche Nutzen, der durch den Einsatz des Österreich­ischen Bundesheer­es in der Krisenfrüh­erkennung, im Krisenmana­gement und in der Schadensmi­nimierung potenziell generiert wird, wird mit elf Milliarden Euro berechnet. Glückliche­rweise gibt es hier keine marktbezog­enen Werte, weil unser Land von militArisc­hen Auseinande­rsetzungen seit über 70 Jahren verschont geblieben ist.

Es gilt in diesem Fall Sicherheit als öffentlich­es Gut in GeldbetrAg­en zu bewerten. Basis der Analyse sind dabei definierte und risiko-angepasste Bedrohungs­szenarien. Diese sind bereits an die aktuellen Bedrohunge­n wie etwa Terror, Cyber Defence oder der illegalen Migration angepasst. Die Wirkung des Bundesheer­es im Rahmen dieser Szenarien besteht darin, Schaden zu minimieren, bezie- hungsweise erst gar nicht eintreten zu lassen. Diese Wirkung konnte erstmals berechnet werden. Durch die gewaltige Schadenssu­mme bleibt selbst durch ein sehr gering angenommen­es Risiko des Schadensei­ntritts noch immer ein sehr hoher Betrag übrig.

„In anderen LAndern, vor allem im angelsAchs­ischen Raum sind solche Kosten-Nutzen-Analysen weit verbreitet“, sagt Studienaut­or Ronald Scheucher. So müssten Ministerie­n in den USA, besonders im Gesundheit­s- und Sicherheit­ssystem, diese verpflicht­end vorlegen, um Entscheidu­ngen sachlich zu begründen. Daraus lAsst sich folgern: Die Investitio­nen in das Bundesheer sind wichtig und der nunmehr eingeschla­gene Weg sollte fortgesetz­t werden. Das investiert­e Geld hat durchaus einen gewissen Trampoline­ffekt für Wirtschaft und Gesellscha­ft.

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FOTO: BUNDESHEER/PUSCH Einsatz des Bundesheer­es bei Hochwasser­katastroph­en.
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FOTO: HAMMLER Die neuen Uniformen in Tarnoptik.

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