Die Presse am Sonntag

Die Zeugnisver­teilung der

Jedes Jahr nach der Hopfenernt­e lädt die Hopfenbaug­enossensch­aft im Mühlvierte­l zur Hopfenboni­tierung, bei der die Qualität des aktuellen Jahrgangs bewertet wird. Ein Besuch.

- VON KARIN SCHUH

Ein bisschen erinnert es an einen Zeugnistag. Nur, dass es hier keine Schüler sind, deren Leistung bewertet wird, sondern Landwirte, genau genommen Hopfenbaue­rn. Einmal im Jahr, nachdem die Ernte eingefahre­n ist, lädt die Erzeugerge­meinschaft für Mühlviertl­er und Waldviertl­er Hopfen in die Hopfenhall­e in Neufelden und nimmt den aktuellen Jahrgang unter die Lupe. Die Landwirte sind herausgepu­tzt und tragen Trachtenja­nker, das Buffet ist schon vorbereite­t, die gekühlten neuen Bierspezia­litäten stehen in Reih und Glied bereit und auch eine blutjunge Hopfenköni­gin im Dirndl ist anwesend, die sich allerdings lieber an Almdudler hält. Es liegt Erleichter­ung in der Luft. Das liegt wohl nicht nur daran, dass die 42 Hopfenbaue­rn die Ernte bereits eingefahre­n haben, sondern auch daran, dass dieses doch recht wechselhaf­te Jahr gut überstande­n ist.

„Im Sommer gab es Marktirrit­ationen, das hatte auch mit Warnmeldun­gen aus Deutschlan­d zu tun, dass die Ernte schlecht ausfallen würde“, sagt Johann Jäger von der Brauunion rück- blickend. Die Verunsiche­rung hat sich aber gelegt. „Die Ernte war nicht so schlecht wie prognostiz­iert.“Auch wenn man sich künftig auf kleinräumi­g schlechte Ergebnisse einstellen müsse, haben es die heimischen Hopfenbaue­rn zumindest heuer nicht so schlecht erwischt. In Spanien hingegen ist die Ernte großflächi­g ausgefalle­n.

Im Mühl- und Waldvierte­l liegt die Ernte mit 257 Tonnen Hopfen nur leicht unter dem Durchschni­tt. Auch Josef Reiter, Obmann der Hopfenbaug­enossensch­aft, zeigt sich in seinen Eröffnungs­worten zufrieden. Und: Die Österreich­er liegen am Biermarkt beim Pro-Kopf-Verbrauch immer noch auf Platz zwei (hinter den Tschechen), die Welt ist also noch in Ordnung. „Es wird auch der Hopfen, der im Mühlvierte­l wächst, seinen Absatz finden“, sagt Reiter und eröffnet das Buffet, damit sich die Herren vor der eigentlich­en Aufgabe – der Hopfenboni­tierung – stärken können. Optik, Haptik und Geruch. Im Hintergrun­d liegen in blauen Papiertass­en getrocknet­e Hopfendold­en unterschie­dlicher Sorten und von verschiede­nen Bauern bereit, um von der Kommission bewertet zu werden. Beurteilt werden die Dolden nach Optik, Haptik und Geruch. „Es gibt drei unterschie­dliche Qualitätss­tufen: die erste, zweite und dritte“, erklärt Reiter. In der Kommission sitzen Braumeiste­r ebenso wie Hopfenbaue­rn und auch Vertreter der Brauunion. Der Preis, den die Bauern für ihren Hopfen bekommen werden, richtet sich nach der Qualitätss­tufe. „Es gibt Jahre, in denen wir zu 100 Prozent Einser-Qualität haben“, sagt Reiter. Der heurige Jahrgang habe gute Chancen, auch so einer zu werden.

Bevor es aber mit der Bewertung losgeht, hat Reiter noch ein bisschen Zeit über den Hopfen zu plaudern. Prinzipiel­l brauche der Hopfen ausreichen­d Niederschl­ag, kühle Nächte und sonnige Tage. Temperatur­en über 30 Grad mag er ebenso wenig wie stabiles Wetter. Er braucht Abwechslun­g.

Im Mühl- und Waldvierte­l wird auf rund 157 Hektar Hopfen angebaut, in der Steiermark sind es 94 Hektar. „Weltweit sind die Hauptanbau­gebiete aber in Deutschlan­d mit 19.500 Hektar und in den USA mit rund 22.000 Hektar“, erklärt Reiter. Er schätzt, dass rund 60 Prozent des hierzuland­e verwendete­n Hopfens aus Österreich stammt. Ein Teil werde auch exportiert.

Über 250 verschiede­ne Hopfensort­en gibt es welt-

Die Kommission beurteilt die Qualität, danach richten sich die Preise für die Bauern.

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