Kinder über Politik: »Ich
Politik-Dingsda. Auf die endlose Bundespräsidentenwahl folgte ein langer Nationalratswahlkampf. Kinder bekommen erstaunlich viel mit von den TV-Duellen und den Debatten ihrer Eltern. Sie erzählen hier von Plakaten, streitenden Politikern und diesem Mann,
Wenn wochenlang fast täglich mehrere Stunden Politik im Fernsehen läuft, Wahlplakate die Straßen zieren und Mama und Papa oft über die Politiker sprechen, die da dauernd und sehr oft beim Streiten zu sehen sind, dann beschäftigt das irgendwann auch die Kinder. Sie bekommen erstaunlich viel von dem mit, was rund um sie passiert, erzählen viele Eltern – und interpretieren es auf ihre Weise. Politik wird greifbarer, wenn sie so präsent ist, wie bereits im Vorjahr während der endlosen Bundespräsidentenwahl. Wir haben deshalb sieben Kindern zwischen sieben und zwölf zugehört, was sie über Wahlkampf, Wahlsonntag und die Politik generell zu erzählen haben: Ich glaube Politiker beschließen Gesetze und verhindern schlechte Gesetze. Mir fällt auf, dass sie viel miteinander streiten, aber da geht nie wer mit einem blauen Auge weg. Das ist eher so wie bei einer Gerichtsverhandlung: sie versuchen sich mit neunmalklugen Wörtern zu beeinflussen. Ich würde in der Politik nicht weit kommen, ich versteh nämlich gar nichts. Ich habe das Gefühl, die Politiker reden extra kompliziert, um einen schlauen Eindruck zu machen – und es hat gewirkt.
Die Plakate vom Kurz haben bei mir besser gewirkt. Es kommt mir so vor, dass er das richtig ernst nimmt alles. Was mir weniger gefallen hat, dass der Kurz nicht mal ansatzweise gelächelt hat. Der Kern ist mir auch sympathisch, aber er sieht aus wie der Strache. Ich hab irgendwie das Gefühl, im letzten Jahr waren die Grünen total beliebt und so. Aber jetzt haben sie den Pilz, ich weiß nicht genau, was da passiert ist, aber der hat dann gekündigt und eine eigene Partei gegründet. Das krieg ich dann schon mit, dass die Grünen jetzt total im Stress sind.
Für meine Eltern ist Politik ziemlich wichtig, glaube ich zumindest. Ich hör’ dann schon zu. Sie reden dann von dem, was der oder die gesagt hat – und dann versteh ich schon wieder nix. Ich frag dann immer nach, was sie genau reden. Ich geh gern zum Wählen ins Wahllokal mit. Es macht mich nur immer etwas nervös, wenn ich nicht zur Mama in die Wahlkabine darf. Ich muss auf sie aufpassen. Ferdinand, 9 Die Wahl beschäftigt mich viel mehr als meine ältere Schwester, die 12 ist. Ich lese schon jetzt gern Zeitung, meine Mama hat mir deswegen die Kinderzeitung bestellt. Ich frage meine Mama immer, wen sie wählen will. Wenn wir in die Stadt fahren, dann muss ich mich über manche Wahlplakate ärgern. Ich bin total gegen den Strache, den mag ich einfach nicht. Ich höre halt mit, wenn die Eltern mit Freunden und Verwandten darüber reden. Mittlerweile wird mir dieser ganze Wahlkampf aber zu viel. Wenn ich die Zeitung aufschlage oder im Fernsehen wieder eine Diskussion sehe, reagieren meine Schwester und ich schon genervt. Ich bin froh, wenn die Wahl vorbei ist. Trotzdem beschäftigt mich die Wahl weniger als die Bundespräsidentenwahl. In der Volksschule hat die Lehrerin damals gefragt, wer wen wählen würde. Und eine Mehrheit war für Hofer. Das hat mich furchtbar geärgert. Mir ist es da vor allem um die Flüchtlinge gegangen. Ich habe nicht verstanden, wie jemand Menschen nicht helfen will, die so arm dran sind. Marlene, 10 Ich würde Kern oder Lunacek wählen, weil ich finde, dass die Flüchtlinge auch ein Recht haben, in einem friedlichen Land zu leben. Die Kinder in meiner Klasse reden darüber, manche würden den Kern wählen, manche die Neos und manche auch den Kurz. Die Spitzenkandidaten von den Parteien treten gegeneinander an und alle wollen Bundeskanzler werden. Bei manchen Sendungen haben sie sehr gestritten. Ein bisschen hab ich zugeschaut. Es hat mich genervt, dass sie immer gestritten haben. Nach der Wahl werden manche endlich zum Streiten aufhören. Die Plakate sind lustig, besonders die von den Neos, weil sie alles rückwärts geschrieben haben, das ist cool. Maxi, 8 Es ist gut, dass es Wahlen gibt, aber die vielen Diskussionen im Fernsehen nerven mich, weil die Erwachsenen die immer schauen wollen. Oft unterbrechen sich die Politiker und der eine hat gesagt: „Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir uns nicht unterbrechen“– aber dann hat er am Schluss selbst den anderen unterbrochen. Das fand ich lustig. Ich weiß, dass es eine rote Partei gibt, eine türkise, aber die waren früher schwarz, und eine grüne. Ich mag es, wenn im Fernsehen dann die Balken hochgehen und man sieht, wer gewonnen und wer verloren hat. Aber die Erwachsenen schauen dann so lang, dass es wieder langweilig wird. Lisa, 7