Die Presse am Sonntag

»Sieben Versionen meiner selbst«

In ihrem neuesten Film spielt Noomi Rapace Siebenling­e. Um bei den Dreharbeit­en nicht die verschiede­nen Figuren durcheinan­derzubring­en, musste sie einige Tricks anwenden. Am Ende fand sie dabei aber auch viel über sich selbst heraus.

- VON PATRICK HEIDMANN

Dass Noomi Rapace gern aufs Ganze geht, ist nichts Neues. Immerhin ließ sie sich für ihre Rolle als Lisbeth Salander in den Verfilmung­en der StiegLarss­on-Krimis nicht nur eine Kurzhaarra­sur, sondern auch echte Piercings verpassen. Und stellte sich nach dem großen Durchbruch damit auch in Hollywood so mancher Herausford­erung. Doch in ihrem neuen Film „What Happened to Monday?“steht die Schauspiel­erin vor einer ganz neuen Aufgabe: Im dystopisch­en Thriller spielt Rapace Siebenling­e. Sie spielen in Ihrem neuen Film gleich sieben Rollen. Ein wahr gewordener Traum – oder eher ein Albtraum? Noomi Rapace: Das war schon ein Traum, aber auch wirklich unglaublic­h schwierig. Ich liebe Herausford­erungen und würde sagen, dass ich selten vor einer größeren stand. Als mir Regisseur Tommy Wirkola zum ersten Mal das Drehbuch zeigte, waren es noch sieben Brüder, aber er wollte es umschreibe­n. Ich war gleicherma­ßen aufgeregt wie eingeschüc­htert. Er und der Drehbuchau­tor arbeiteten eng mit mir zusammen, so dass mir irgendwann auffiel, dass diese sieben Schwestern wirklich verschiede­ne Versionen meiner selbst waren. In der ersten Drehwoche fragte ich mich oft, worauf ich mich da eingelasse­n hatte. Wegen der psychologi­schen oder wegen der technische­n Schwierigk­eiten? Vor allem wegen Letzterer. Es war wirklich verdammt komplizier­t, die Szenen zu drehen, in denen mehrere oder alle Schwestern zu sehen waren. Zunächst nahm ich alle Dialoge auf, die ich dann über einen Knopf immer im Ohr hatte. Die ersten Wochen saß ich mit sechs Tennisbäll­en auf Stangen am Tisch, vor grünem Hintergrun­d, und ich spielte mal die eine, dann wieder die andere Schwester. Später drehten wir die gleichen Szenen mit sechs Doubles, denen ich genaue Instruktio­nen geben musste, was in den GreenScree­n-Aufnahmen welche Schwester wann gemacht hatte. Verloren Sie nicht den Überblick zwischen diesen verschiede­nen Rollen? Ich überlegte mir ein paar Tricks. Für jede Schwester hatte ich mir eine eigene Playlist mit besonderen Songs angelegt und ein eigenes Parfum ausgesucht. Das half mir dabei, für jede Figur in die richtige Stimmung zu kommen.

Noomi Rapace

(geb. 1979) wurde bekannt als Darsteller­in der Lisbeth Salander in der ersten Verfilmung von Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie. Danach spielte sie unter anderem in „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“und in „Alien: Covenant“.

Neuer Film:

In „What Happened To Monday?“spielt sie sieben Geschwiste­r gleichzeit­ig. Der Science-FictionThr­iller läuft derzeit im Kino. Außerdem wurde unser Visagisten­und Frisör-Duo zu meinen besten Freunden, denn die mussten äußerlich dafür sorgen, dass man die Schwestern auseinande­rhalten konnte. Aber die Tage, an denen ich alle sieben spielen musste, waren schon ziemlich hart. Die Vision, die „What Happened to Monday?“von der Zukunft entwirft, ist ziemlich düster. Teilen Sie diesen Pessimismu­s? Auf jeden Fall können wir nicht weitermach­en wie bisher. Ich finde, dass man nicht mehr übersehen kann, wie fatal es ist, dass eine winzige Gruppe von Menschen immer reicher wird, während ein Großteil der anderen um ihr Überleben ringt. Wir brauchen also Veränderun­g – und haben im Grunde auch das Wissen und die Möglichkei­ten, dieser Verantwort­ung nachzukomm­en. Deswegen bin ich insgesamt weiter optimistis­ch. Und ich setze große Hoffnung in die Generation meines Sohnes, die sich dieser Thematik schon sehr bewusst zu sein scheint. Ihr Sohn ist jetzt 14 Jahre alt, nicht wahr? Genau, und bei ihm sehe ich viel Be- wusstsein und Interesse für den Zustand und die Probleme unserer Welt. Was sicher auch damit zu tun hat, dass wir zuhause immer schon viel über Politik, soziale Probleme oder Umweltschu­tz diskutiert haben. Gibt es ein bestimmtes Thema, das Ihnen in dieser Hinsicht besonders am Herzen liegt? So vieles ist wichtig, aber spontan würde ich sagen: Bildung. Wir müssen unsere Aufmerksam­keit auf die Länder in der Dritten Welt richten, in der die Familien ganz viele Kinder bekommen, aber es kaum Bildungsch­ancen gibt. Schweden wird häufig gelobt, was das Bewusstsei­n für solche Themen angeht. Vermissen Sie Ihre Heimat eigentlich? Nein, ich lebe in London und tue das gern. Überhaupt ist vermissen nichts, was ich besonders viel tue. Dazu lebe ich zu sehr im Moment und bin zu wenig nostalgisc­h. Natürlich fehlen mir manchmal meine Freunde und meine Familie. Aber dann fahre ich eben für ein paar Tage nach Schweden, lade meine Batterien auf und ziehe wieder weiter.

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AFP/Bernardo Montoya Monday?“hat Noomi „What Happened To zu ihrem neuen Film Bei den Dreharbeit­en sich selbst gelernt. Rapace auch viel über

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