Die Presse am Sonntag

Vor dem Essen wählen nicht vergessen

Oder: Warum die Stimme am Morgen auch nicht mehr zählt als knapp vor Schluss.

- VON FLORIAN ASAMER

Nachteil: Bis zur ersten Hochrechnu­ng kann sich dieser Sonntag doch noch ziemlich ziehen.

Der Mittagswäh­ler: Er kommt zwischen elf und eins ins Wahllokal (!) und hat die Stimmabgab­e ins Mittagsmen­ü integriert – vornweg als Horsd’oeuvre oder hinterher als Dessert. Diese Gruppe signalisie­rt: Wählen ist unser gutes Recht, wir lassen uns aber dadurch sicher nicht den Tagesablau­f durcheinan­derbringen. Vorteil: Das Essen wird nicht kalt. Nachteil: Viel geht sich bis zum Buffet bei der Wahlparty nicht mehr aus.

Der Last-minute-Wähler: Während sich die meisten Wähler schon nicht mehr genau erinnern, wem sie eigentlich vor ein paar Stunden ihre Stimme gegeben haben, ist der Spätwähler immer noch gemütlich im Pyjama. Die Motivlage bei dieser Gruppe ist völlig verschiede­n: Ein Teil sind verkappte Nichtwähle­r, die das aber nicht zugeben wollen, sondern die Ausrede brauchen, sie seien zu spät gekommen. Die anderen lieben den Nervenkitz­el, sie fahren mit dem Auto noch an mindestens drei Tankstelle­n vorbei, nachdem das Reservelic­ht schon dunkelrot aufleuchte­t. Die dritte Gruppe hat einfach verschlafe­n. Vorteil: Man muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, was man mit diesem angebroche­nen Sonntag noch anfangen soll. Nachteil: Es könnte sein, dass man nach der Stimmabgab­e im Schulhaus eingeschlo­ssen wird, weil die Wahlbeisit­zer geglaubt haben, es sind schon alle aus der Wahlzelle draußen gewesen.

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