Vor dem Essen wählen nicht vergessen
Oder: Warum die Stimme am Morgen auch nicht mehr zählt als knapp vor Schluss.
Nachteil: Bis zur ersten Hochrechnung kann sich dieser Sonntag doch noch ziemlich ziehen.
Der Mittagswähler: Er kommt zwischen elf und eins ins Wahllokal (!) und hat die Stimmabgabe ins Mittagsmenü integriert – vornweg als Horsd’oeuvre oder hinterher als Dessert. Diese Gruppe signalisiert: Wählen ist unser gutes Recht, wir lassen uns aber dadurch sicher nicht den Tagesablauf durcheinanderbringen. Vorteil: Das Essen wird nicht kalt. Nachteil: Viel geht sich bis zum Buffet bei der Wahlparty nicht mehr aus.
Der Last-minute-Wähler: Während sich die meisten Wähler schon nicht mehr genau erinnern, wem sie eigentlich vor ein paar Stunden ihre Stimme gegeben haben, ist der Spätwähler immer noch gemütlich im Pyjama. Die Motivlage bei dieser Gruppe ist völlig verschieden: Ein Teil sind verkappte Nichtwähler, die das aber nicht zugeben wollen, sondern die Ausrede brauchen, sie seien zu spät gekommen. Die anderen lieben den Nervenkitzel, sie fahren mit dem Auto noch an mindestens drei Tankstellen vorbei, nachdem das Reservelicht schon dunkelrot aufleuchtet. Die dritte Gruppe hat einfach verschlafen. Vorteil: Man muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, was man mit diesem angebrochenen Sonntag noch anfangen soll. Nachteil: Es könnte sein, dass man nach der Stimmabgabe im Schulhaus eingeschlossen wird, weil die Wahlbeisitzer geglaubt haben, es sind schon alle aus der Wahlzelle draußen gewesen.