Die Presse am Sonntag

Launische Käufer in London

Bei den Auktionen der Marktführe­r während der Frieze-Week zeigten sich die Käufer sehr wählerisch und wankelmüti­g.

- VON EVA KOMAREK

Die Frieze-Woche in London, die ihren Namen von den beiden Kunstmesse­n Frieze und Frieze Masters hat und um die sich eine ganze Reihe an Kunstevent­s versammeln, ist auch für die großen Auktionshä­user zu einem wichtigen Auktionste­rmin für zeitgenöss­ische Kunst geworden. Über die Jahre wurde aus einer reinen Versteiger­ung von Gegenwarts­kunst eine Eventreihe mit kuratierte­n oder Spezialfor­maten. So hat Sotheby’s vergangene Woche eine eigene Auktion dem Thema Bauhaus-Kunst gewidmet, Christie’s der Fotografie und dem Design. Doch trotz der enormen internatio­nalen Präsenz der Kunstwelt in der Woche, waren die Auktionen durchwachs­en. So war die Bauhausauk­tion nach Umsatz zwar recht erfolgreic­h, aber von den 34 Losen blieben zehn Objekte unverkauft.

Ein ähnliches Bild zeigte die Zeitgenoss­enauktion. 50,3 Millionen Pfund setzte das Haus inklusive Aufschläge um, das ist der höchste Umsatz für eine Abendaukti­on zeitgenöss­ischer Kunst im Oktober, wie Sotheby’s mitteilte. Doch eines der Hauptlose, der Kopf „Bronze“von Basquiat, auf den nach dem Rekordprei­s im Mai mit 110,5 Millionen Dollar große Hoffnungen gesetzt wurden, blieb unverkauft. Die Erwartunge­n lagen bei fünf bis sieben Millionen Pfund. Da half auch die Basquiat-Retrospekt­ive im Londoner Barbican Centre nichts.

Das teuerste Werk ist ein Großformat von Cy Twombly. Das Werk „Untitled“von 1962, mit in Bleistift gezogenen Schriftfra­gmenten und Spuren von Farbe, war marktfrisc­h und ging mit einer Taxe von 5,5 bis 7,5 Millionen Pfund ins Rennen. Es fand schließlic­h einen Käufer für 6,4 Millionen Pfund inklusive Prämie. Als großer Erfolg gewertet werden darf das Ergebnis für David Hockneys Landschaft des Grand Canyon „15 Canvas Study of the Grand Canyon“war auf 3,8 bis fünf Millionen Pfund geschätzt und wechselte für sechs Millionen Pfund den Besitzer. Das ist der zweithöchs­te Auktionspr­eis, der jemals für Hockney erzielt wurde. Hockney wurden zuletzt verstärkt wichtige Ausstellun­gen gewidmet, so etwa in der Tate Britain, die im Mai zu Ende ging – und aktuell noch bis 23. Oktober zeigt das Centre Pompidou in Paris eine der umfangreic­hsten Ausstellun­gen des britischen Künstlers. Ein neuer Rekord konnte für BauhausKün­stler Josef Albers mit dem Werk „Homage to the Square“erzielt werden. Nach einem Gefecht von acht Bietern wechselte das Gemälde für 2,3 Millionen Pfund den Besitzer, das ist um eine Million Pfund mehr als der bisherige Höchstprei­s aus dem Jahr 2007.

Doch wahrlich enttäusche­nd lief die Auktion für italienisc­he Kunst. Ein Drittel der Arbeiten ging zurück. Italienisc­he Kunst der Nachkriegs­zeit war zuletzt sehr gefragt, davon profitiert­e nicht zuletzt auch das Wiener Dorotheum. In London war das aber nicht der Fall. Möglicherw­eise ist der Markt ob des zuletzt starken Angebots übersättig­t. Bacon floppt. Doch nicht nur Sotheby’s bekam die Launen des Marktes zu spüren. Auch Christie’s musste Federn lassen. Denn der Höhepunkt der Auktion für Moderne und zeitgenöss­ische Kunst, ein Meisterwer­k von Francis Bacon, fand keinen Käufer. Das Haus setzte alle Hoffnungen auf „Study of Red Pope“von 1962, eines der letzten Bilder aus der Serie mit Papstbildn­issen. Es war auf 60 bis 80 Millionen Pfund geschätzt, möglicherw­eise eine zu optimistis­che Erwartung.

Für andere Werke lief es hingegen auch bei Christie’s gut. So zum Beispiel für eine Vase von Grayson Perry, die für 200.000 Pfund zugeschlag­en wurde. Die Schätzung lag hingegen bei 80.000 bis 120.000 Pfund. Auch der zweite Bacon im Christie’s-Angebot, „Head with Raised Arm“fand für 11,5 Millionen Pfund einen Käufer über der oberen Taxe von zehn Millionen Pfund.

Einen neuen Rekordprei­s konnte der erst im März verstorben­e britische Maler Howard Hodgkin erzielen. Seine abstrakte Leinwand „Goodbye to the Bay of Naples“fand für einen Zuschlag von 1,4 Millionen Pfund einen Abnehmer. Der obere Schätzprei­s lag bei 600.000 Pfund. Sein zweites Werk „The Green Chateau“ˆ erzielte ebenfalls bei Christie’s mit 1,1 Millionen Pfund den zweithöchs­ten Preis des Künstlers.

Im Gegensatz zu Sotheby’s lief es bei Christie’s auch für ein wichtiges Werk von Basquiat gut. „Red Skull“erzielte 14,5 Millionen Pfund.

Ein weiteres relativ neues Format, mit dem Christie’s in London an den Start ging ist die Auktion „Up Close“. Diese Auktion ist ausschließ­lich kleinforma­tigen Werken vorbehalte­n. 94 Prozent der Lose fand Käufer. Zu den höchsten Zuschlägen gehört eine Skulptur aus dem Jahr 1954 von Alber-

Teuerstes Werk bei der Auktion von Sotheby’s war »Untitled« von Cy Twombly. Italienisc­he Nachkriegs­kunst stieß in London auf nur geringe Begeisteru­ng.

to Giacometti. „Homme (Apollon)“konnte die Schätzung auf einen Hammerprei­s von 2,9 Millionen Pfund mehr als verdoppeln. Die obere Taxe lag bei 1,2 Millionen Pfund.

Andy Warhols Bild einer leeren Coca-Cola-Glasflasch­e „Coke Bottle“aus dem Jahr 1962 fand einen Abnehmer für 1,6 Millionen Pfund exklusive Aufschläge. Die Erwartunge­n lagen allerdings mit 1,8 bis 2,5 Millionen Pfund etwas über dem Zuschlag.

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