Die Presse am Sonntag

»Nur Ausländerp­olitik ist kein Programm«

Vizelandes­hauptmann Manfred Haimbuchne­r will in Oberösterr­eich bleiben – im Jahr 2000 »starke Landespoli­tiker« abzuziehen sei ein Fehler der FPÖ gewesen. Österreich­weit kann er sich die Einführung von Studiengeb­ühren vorstellen.

- VON IRIS BONAVIDA

Die Koalitions­gespräche zwischen ÖVP und FPÖ sind gestartet – ohne Sie. Hat es Sie nicht gereizt oder wurden Sie nicht gefragt? Manfred Haimbuchne­r: Das Verhandlun­gsteam zusammenzu­stellen ist Aufgabe des Parteiobma­nns, und er hat Anneliese Kitzmüller als Frau und Vertreteri­n Oberösterr­eichs vorgeschla­gen. Es wäre für mich auch unmöglich, ständig in Wien griffberei­t zu sein. Wir befinden uns in Oberösterr­eich in intensiven Budgetverh­andlungen. Laut Generalsek­retär Herbert Kickl befindet sich die FPÖ bei den Verhandlun­gen auf einem Gebiet, in dem sie nicht ortskundig ist. Sie hätten ihn etwas leiten können. Was er damit gemeint hat, weiß ich nicht. Aber ich werde natürlich die Sichtweise der Bundesländ­er in die Verhandlun­gen einbringen. Was wäre die? Es gibt beispielsw­eise Doppelglei­sigkeiten, die man vermeiden kann. Außerdem bedeutet die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses vor der Wahl eine irrsinnige Belastung für die Kommunen. Man muss bei solchen Maßnahmen schauen, wie das alles bezahlt wird. In Oberösterr­eich gibt es ein Sparpaket . . . Es handelt sich nicht um ein Sparpaket, der Begriff wird vom politische­n Mitbewerbe­r diskrediti­erend verwendet. Es geht um ein nachhaltig­es Budget. Die Gratisgese­llschaft findet in Oberösterr­eich ein Ende. Also wird gespart. Sparen ist etwas Positives, Sparsamkei­t und Fleiß machen die Häuser groß. Aber dann kann man es ja auch so nennen. Nein, ich tue das nicht. Wir regeln den Geldmittel­einsatz nachhaltig. An den FH werden jedenfalls Studiengeb­ühren eingeführt. Können Sie sich das Modell für ganz Österreich vorstellen? Ich weiß nicht, ob das Parteilini­e ist, aber ich kann mir das vorstellen. Dass man auf eine soziale Staffelung achten muss, ist aber klar. Dementspre­chend sollten Sie auch für Studiengeb­ühren an Unis sein. Zuerst sollten wir bei Drittstaat­sangehörig­en und Nichtöster­reichern sparen. Aber können Sie sich Studiengeb­ühren an Unis vorstellen? Ich persönlich – und es ist nicht die Frage, ob es eine Mehrheitsm­einung ist – kann mir das vorstellen. Es gibt im Leben nicht immer alles gratis. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat zuletzt gesagt, er findet es schade und traurig, dass Sie nicht Minister werden wollen. Ich bin in Oberösterr­eich gewählt worden und habe gesagt, dass ich die volle Periode bleibe. Dazu stehe ich. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Aber Sie können andere Oberösterr­eicher für Ministerpo­sten empfehlen? Selbstvers­tändlich. Es gibt ausgezeich­nete Kandidaten. Welche? Das kann ich nur in Übereinsti­mmung mit Gremien und Parteichef sagen. Am Ende des Tages sucht er sein Team aus. Wieso werden Sie trotz Absage immer noch als Ministerka­ndidat genannt – gibt es so wenige ministrabl­e FPÖ-Politiker? Nein. Es ehrt mich sehr. Aber es war auch ein großer Fehler, im Jahr 2000 starke Politiker aus den Bundesländ­ern abzuziehen. Auch dort braucht die FPÖ Personen, die für die Regierungs­arbeit werben. Das ist mindestens so viel Verantwort­ung wie ein Ministeram­t. Sie fordern das Justizress­ort für die FPÖ. Mir ist wichtig, dass der Justizmini­ster in Zukunft nicht der Advokat des Innenminis­ters ist. Das kann aber auch jemand aus derselben Partei sein. Beim Datenschut­z könnte die FPÖ hier ihre liberale Seite zeigen und einbringen. Sie meinen Justizmini­ster Brandstett­er. Das habe ich nicht gesagt. Der Justizmini­ster sollte nur den Datenschut­z nicht aufweichen. Also meinen Sie sein Sicherheit­spaket. Ich kenne es nicht im Detail, aber die Überwachun­g der Bürger immer mehr zu legitimier­en, begrüße ich nicht.

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Michael Gruber/picturedes­k.com Oberösterr­eichs FPÖ-Chef, Manfred Haimbuchne­r, will nicht nach Wien.

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