Die Presse am Sonntag

Der Goldpreis kommt nicht vom Fleck

Nach einem weiteren vergeblich­en Versuch, die 1300-Dollar-Marke zu knacken, herrscht auf dem Markt Ernüchteru­ng.

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Immer, wenn sich der Goldpreis der Marke von 1300 Dollar je Feinunze nähert, steigt die Zahl der Goldexpert­en, die jetzt aber wirklich den endgültige­n Startschus­s für die nächste Goldrallye sehen. Und ebenso regelmäßig folgt auf die Euphorie schnelle Ernüchteru­ng. Die 1300 Dollar präsentier­en sich immer noch als unüberwind­liche Hürde. Dreimal ist das Edelmetall in diesem Jahr schon beim Versuch gescheiter­t, diese Marke nachhaltig zu überspring­en. Nach dem letzten gescheiter­ten Anlauf Mitte Oktober sieht das Bild besonders schlecht aus. Chartisten blicken gebannt auf die näherrücke­nde Marke von 1260 Dollar. Wird die nachhaltig unterschri­tten, dann ist es für die nächsten Monate mit der Hoffnung auf eine Goldpreis-Hausse wohl endgültig vorbei. Man muss nur auf das seit dem Frühjahr beobachtba­re seitwärts laufende Sägezahnmu­s- ter des Goldcharts blicken, um zu wissen: 2017 wird nicht als „goldenes“Jahr in die Geschichte eingehen.

Zumal sich ja auch das fundamenta­le Umfeld eintrübt. Besonders die Vorgänge in den USA setzen das Edelmetall unter Druck. Die Steuerrefo­rmpläne des US-Präsidente­n sind da ebenso ein negativer Faktor wie die Vorgänge um die Neubesetzu­ng der Fed-Spitze. Zuletzt hatten Gerüchte, Trump werde als Nachfolger für die derzeitige Fed-Chefin Janet Yellen wohl einen Zinsfalken in der Notenbank-Chefetage installier­en, für Unruhe unter Goldanlege­rn gesorgt. Steigende Zinsen sind Gift für die Notierung des zinsenlose­n Goldes.

Tatsächlic­h gehen immer mehr Beobachter davon aus, dass der nächste Zinsschrit­t in den Staaten schon bei der nächsten Fed-Sitzung im Dezember gesetzt werden könnte. Die Wahrschein­lichkeit, dass es so kommt, wird von den Analysten unterdesse­n auf 80 Prozent geschätzt. Im nächsten Jahr wird es dann wohl mehrere Zinsschrit­te geben. Auch in Europa geht die Ära des lockeren Geldes langsam zu Ende.

Diese Aussichten wirken sich drastisch auf die Nachfrage aus. „Angstspare­r“kaufen zwar physisches Gold wie noch selten zuvor, aber das große Geld, das die Preise bestimmt, zieht sich zunehmend aus der Spekulatio­n mit dem Edelmetall zurück. Die Long-Positionen auf Gold sind in den vergangene­n Wochen jedenfalls drastisch zurückgefa­hren worden.

Anders gesagt: Die Konsolidie­rung des Goldpreise­s ist noch lange nicht beendet. Ein Rückgang in die Gegend von 1200 Dollar gilt unter Analysten als nicht mehr unwahrsche­inlich.

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