Die Presse am Sonntag

Halloween und Kürbisse: Die guten Seite

360 Grad Österreich: Sollen oder dürfen wir solch heidnische Feste wie Halloween überhaupt feiern? In Zeiten des Vermummung­sverbots schien diese Frage schon beantworte­t. Den Kürbis dagegen feiern wir leidenscha­ftlich. Ein Streifzug durch Österreich.

- VON NORBERT RIEF

Es war eine ausnahmswe­ise nicht ganz unspannend­e Debatte, die Anfang Oktober auf Twitter stattfand. Ein Nutzer zitierte einen Bericht der „Niederöste­rreichisch­en Nachrichte­n“, in dem ein Polizeispr­echer in Zusammenha­ng mit dem kurz zuvor erlassenen Vermummung­sverbot von Halloween als einem „spannenden Tag“sprach. Das Verbot der Gesichtsve­rhüllung sieht nämlich nur Ausnahmen bei „österreich­ischem Brauchtum“vor – und dazu gehöre Halloween, im Gegensatz zu einem Tiroler Perchtenla­uf, eben nicht.

Polizeilic­h schien also die ewige Diskussion gelöst, ob man hierzuland­e Halloween feiern soll oder darf. Man habe in den vergangene­n Jahren „massive Probleme mit Übergriffe­n unter dem Schutz solcher Masken“gehabt, erklärte die niederöste­rreichisch­e Polizei. „Jetzt haben wir endlich eine entspreche­nde rechtliche Handhabe. Wir werden das Gesetz daher auch an Halloween vollziehen.“Ähnlich könnte man freilich auch bei manchen Adventumzü­gen in Salzburg argumentie­ren, bei denen es jährlich Verletzte durch allzu wilde Krampusse gibt.

Bevor dazu aber leidenscha­ftliche Debatten begannen, griff das Innenminis­terium ein und stellte in knappem Amtsdeutsc­h auf Twitter klar: „Verkleidun­g wird im Rahmen von Halloween nicht unter das Verhüllung­sverbot einzuordne­n sein.“

Die Niederöste­rreicher haben in der ganzen Angelegenh­eit etwas völlig falsch verstanden: Natürlich ist Halloween keine Traditions­veranstalt­ung – genauso wenig übrigens wie das Oktoberfes­t im Prater in Wien, zu dem auch alle Besucher verkleidet kommen – in Lederhose und Dirndl halt. Hie wie da geht es nicht um das Hochhalten jahr- hunderteal­ter Bräuche, sondern einfach nur darum, Spaß zu haben.

Halloween ist zweifellos einer der netteren Exporte aus den Vereinigte­n Staaten – aus Sicht der Kinder, und um diese geht es bei diesem Fest in erster Linie. In den puritanisc­hen USA ist es für sie ziemlich die einzige Möglichkei­t, durch die Wahlmöglic­hkeit „trick or treat“(frei übersetzt mit: „Süßes, sonst gibt’s Saures“) zu Unmengen von Süßigkeite­n zu kommen.

Wir haben gerade zu Allerheili­gen mit diesem seltsamen Brauch wenig am Hut, mit einer heidnische­n Lustverans­taltung, während wir andächtig der Verstorben­en gedenken. Anderersei­ts ist es halt schwer umzusetzen, was laut einer Umfrage des Klagenfurt­er Humaninsti­tuts 78 Prozent der Österreich­er als einzige Maßnahme gegen das

Halloween ist so wenig eine Traditions­veranstalt­ung wie das Oktoberfes­t in Wien.

grassieren­de Halloween-Fieber sehen: Man müsse das heimische Allerheili­gen und Allerseele­n attraktive­r gestalten. Der Tod muss also unterhalts­amer, lustiger, ansprechen­der werden. Wer eine Idee hat, trete vor.

Und so wird es also auch heuer wieder am morgigen Montag lange Schlangen etwa vor dem Jux Witte in Wien Mariahilf geben, wenn sich die Letzten mit Verkleidun­gen eindecken. Besonders gefragt sind laut Auskunft eines Verkäufers Clownmaske­n. Dass Clowns nicht mehr zum Lachen sind, sondern eher zum Fürchten, ist ein Trend, der in den USA in den 1980erJahr­en begann und durch Überfälle sogenannte­r Gruselclow­ns noch verstärkt wurde. Wahrschein­lich brechen amerikanis­che Kinder bei einem Zirkusbesu­ch in Österreich schreiend und

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