Die Presse am Sonntag

Agnes Hussleins offene Rechnungen

Die Belvedere-Direktion will Regresszah­lungen von Ex-Chefin Agnes Husslein im sechsstell­igen Bereich. Ihr werden zweifelhaf­te Kunstkäufe vorgeworfe­n.

- VON ANNA THALHAMMER

Ein ehrenhafte­r Abgang sieht anders aus. Agnes Husslein musste Ende vergangene­n Jahres nach zehn Jahren als Chefin des Belvedere gehen. Verstöße gegen Compliance-Regeln wurden ihr zum Verhängnis – sie wurde in ihrem Amt nicht verlängert und der damals recht frisch ernannte Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) bestellte Stella Rollig zur neuen Direktorin. Husslein selbst sprach damals von einer Intrige.

Seit Februar hat Husslein nun einen neuen Job, sie ist im Vorstand der Leopold-Museum-Privatstif­tung – aber noch immer gibt es offene Rechnungen mit dem Belvedere. Denn die Direktion will von Husslein Geld sehen: und zwar im sechsstell­igen Bereich. Forderunge­n. Die Regressfor­derungen sind in mehreren Schreiben, die der „Presse am Sonntag“vorliegen, detaillier­t aufgeliste­t. So soll Husslein etwa 24.154,90 Euro nachzahlen, weil sie Dienstauto wie Chauffeur – unerlaubt – auch privat genutzt haben soll und darum nun Steuernach­zahlungen fällig werden. Weiters wirft die Direktion Husslein zweifelhaf­te Kunstankäu­fe vor. So soll sie um 100.000 Euro ein Bild gekauft haben, das dann aber nie geliefert wurde. „Als eine Ihrer letzten Amtshandlu­ngen haben Sie die Bezahlung von 100.000 Euro veranlasst, obwohl die Lieferung immer noch ausstand“, heißt es in dem Schreiben von Wolfgang Bergmann, dem wirtschaft­lichen Geschäftsf­ührer des Belvedere.

Das Haus versuche den Kauf (bisher ohne Erfolg) rückgängig zu machen: Im Falle einer Undurchset­zbarkeit der Rückzahlun­g will „das Belve- dere eine Ersatzzahl­ung dieser in grob fahrlässig­er Weise veranlasst­en Überweisun­g einfordern“. Also 100.000 Euro. Rückzahlun­gen behalte man sich auch vor, weil Husslein weitere Bilderkäuf­e ohne die nötige Zustimmung des Kuratorium­s getätigt haben soll.

Verfehlung­en werden Husslein auch rund um die Ausstellun­g des Künstlers Ai Wei Wei im Sommer 2016 vorgeworfe­n. Laut dem Schreiben soll ein Werk durch grob fahrlässig­e Behandlung zu Schaden gekommen sein – und das obwohl Probleme mit der Statik vorher bekannt waren. Nicht zuletzt deswegen gibt es Schwierigk­eiten bei der Rückführun­g nach China, die Werke hängen in Österreich fest. Dafür fallen ebenso Kosten wie für die Repa- ratur (rund 11.000 Euro) an – die das Belvedere nun von Husslein regressier­en möchte.

Und dann wären da noch die Vorwürfe rund um das Cafe´ B-Lounge beim Unteren Belvedere, das Husslein in Betrieb gehen ließ, obwohl die nötigen Genehmigun­gen ebenso gefehlt

Das Haus will sich für nicht genehmigte Kunstkäufe Geld von Husslein holen. Husslein wehrt sich gegen die Vorwürfe: »Sie entbehren jeder sachlichen Grundlage.«

haben sollen wie Fluchtwege. Das Belvedere hat das Cafe´ mittlerwei­le geschlosse­n, um drohende Strafen und eine Betriebssp­erre zu vermeiden. Allerdings hat das Kosten von 70.000 Euro verursacht – die sich das Belvedere nun zurückhole­n will. Laufende Verhandlun­gen. Im Belvedere selbst bestätigt man den Briefwechs­el, wolle sich aber aufgrund laufender Verhandlun­gen nicht weiter dazu äußern. Man strebe eine außergeric­htliche Einigung an, hieß es.

Auch Husslein selbst zeigte sich auf „Presse am Sonntag“-Anfrage deswegen eher wortkarg. In einer schriftlic­hen Stellungna­hme schreibt sie: „Die von Ihnen angesproch­enen Punkte sind mir natürlich bekannt, wie Sie sich vorstellen können, sehe ich den Sachverhal­t allerdings radikal anders. Sie entbehren jeder sachlichen Grundlage.“Hussleins Meinung nach seien die Regressfor­derungen nur aufgestell­t worden, um die ihr zustehende­n Prämienzah­lungen für 2015 und 2016 zurückhalt­en zu können. Denn nicht nur das Belvedere fordert nun Geld von Husslein – sondern diese vice versa auch von ihrem Ex-Arbeitgebe­r.

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APA Agnes Husslein war bis Ende 2016 Belvedere-Chefin.

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