Nee wächst
Risikos, können aber durchaus auch davon profitieren. „Heuer wurden wir sehr beschenkt. Diese Woche haben wir eigentlich schon unser Soll für das ganze Jahr erreicht“, sagt Ambrosch. Maximal fünf Grad. Aber zurück zum Wintergemüse. In acht Folientunnels, auf insgesamt 4000 Quadratmetern, wächst derzeit Gemüse. Dazu kommen 1,5 bis zwei Hektar Freilandgemüse (und 1,2 Hektar Streuobst).
Bis auf den Vogerlsalat werden bei allen Kulturen selbst Samen gezogen. Nur zwei Tunnel werden beheizt. „Einen halten wir frostfrei, da hat die Bodentemperatur null Grad. Und der Tunnel für die Jungpflanzen wird auf fünf Grad beheizt.“Tatsächlich kommt einem Letzterer bei einem Rundgang wohlig warm vor. Der einzige „Luxus“, den sie sich leisten, sei eine Doppelfolie, die dank des Luftpolsters dazwischen für ein paar Grad mehr sorge.
Geerntet wird jeweils montags und donnerstags. „Diese Woche war eine Ausnahme, da mussten wir jeden Tag ernten, wegen des Wetterumschwungs.“Wir, das ist neben Ambrosch und ihrer Mutter vor allem ihr Team, das aus fünf serbischen Mitarbeitern und einer Facharbeiterin für Saatgut besteht. Gramm pro Kilogramm Gemüse. „Kommt der Transport dazu, liegt das CO2-Äquivalent bei 120 bis 140 Gramm. Wenn die Verpackung dazukommt, also eine 100 Gramm fassende Plastikschale, liegt das CO2-Äquivalent bei rund 600 Gramm“, rechnet Theurl vor. Die CO2-Emission, die etwa bei der Herstellung eingespart wurde, kann also durch eine kleine Plastikschale zunichtegemacht werden.
Ähnlich verhält sich das übrigens bei einem klassischen Sommergemüse, zu dem Theurl ebenfalls geforscht hat. So hat sie herausgefunden, dass österreichische Paradeiser, die in einem beheizten Tunnel kultiviert werden, mehr CO2 verursachen als spanische Paradeiser, die in einer unbeheizten Kultur gewachsen sind.
Auch das ist übrigens ein Grund, warum die einzelnen Initiativen und Forschungsstellen regionales Wintergemüse forcieren wollen. „Uns ist wichtig, zu zeigen, dass es auch unbeheizt geht. Das ist eine echte Alternative für Klein- und Mittelbetriebe“, sagt Theurl. Und: Die Gastronomie sei daran sehr interessiert.
Nur im Jänner ist Pause, sonst wird von Februar bis Dezember geerntet. Über das Jahr werden alle möglichen Kulturen ausgepflanzt. „Von der Artischocke bis zur Zucchini“, sagt Ambrosch. Auch die Sortenvielfalt sei hoch, bei den Paradeisern komme sie gar auf 100 verschiedene Sorten. Pflanzenschutzmittel kommen beim Gemüse nicht zum Einsatz, auch keine biologischen. In den Boden wird gemahlener Ackerbohnenschrot eingearbeitet – und Schafswolle. „Die hat elf Prozent Stickstoff, viel Phosphor, Kalium und Schwefel. Sie fördert das Wasserhaltevermögen und belebt den Boden.“Sechs Monate, nachdem sie diese eingearbeitet hat, sei davon nichts mehr übrig, im Gegensatz zu jener, die an der Oberfläche liegt. „Daran erkennt man, was der Boden für eine Kraft hat.“
Die Fruchtfolge ist wichtig, damit der Boden nicht ausgelaugt wird. So wachsen zum Beispiel in einem Folientunnel im Jänner Vogerlsalat, Radieschen, Spinat und Asia-Salate. Im April Forschungsprojekt Wintergemüse Seit 2014 gibt es das Forschungsprojekt Wintergemüse, hinter dem mehrere Initiativen stehen (u. a. Bio Austria, die HBLFA Gartenbau Schönbrunn oder das Forschungsinstitut für Biolandbau) und anfangs sieben, mittlerweile bzw. beim zweiten Durchlauf sechs landwirtschaftliche Bio-Betriebe teilnehmen. Nähere Infos zu Wintergemüse findet sich unter www.bio-austria.at/ wintergemuese bzw. in dem Buch „Frisches Gemüse im Winter ernten“von Wolfgang Palme (Löwenzahn Verlag). machen sie den Paradeisern Platz. Ende August werden hier Karfiol, Brokkoli, Kohlrabi und Buschbohnen gesetzt (Letztere nur als Gründüngung). Ab November kommen wieder AsiaSalate, Spinat, Radieschen und Kornblumen an den Rändern dran (die Kornblumen sind für Nützlinge wichtig, die wiederum die Blattläuse fressen). „Und im Frühling machen wir aus dem Tunnel ein Jungpflanzenhaus“, erklärt Ambrosch und führt zu den Freilandbeeten, die im oberen Teil des Hangs stehen (die Terrassen dafür hat noch der Bruder angelegt). Aroma dank Frost. Hier wachsen Grünkohl, Palmkohl, lippischer Braunkohl und rote Grünkohlsorten. Die roten Rüben wurden schon vergangene Woche abgeerntet. Das Kohlgemüse hingegen werde erst nach dem ersten Frost so richtig aromatisch. Hier heraußen sind auch die Dämme gut zu sehen, in denen die Pflanzen wachsen. „Wir haben alles in Dämmen angebaut, immer quer zum Hang. Der Damm funktioniert ein bisschen wie ein Komposthaufen, er bessert den Boden auf.“Die Herausforderung im Freiland sei weniger die Kälte als die kalte Trockenheit, erklärt Ambrosch. Der Schneefall freut sie deshalb besonders.
Der Grünkohl braucht sogar den Frost, erst dann bekommt er sein feines Aroma.