Die Presse am Sonntag

Ölpreis: Stabilisie­rung mit Blick auf Amerika

Die neuerliche Verlängeru­ng der Förderlimi­ts wird den Ölpreis auf Sicht stabilisie­ren. Wunder wirken kann sie nicht.

- EST

Es war eine schwere Geburt mit eigentlich recht klarem Ausgang. Am Donnerstag stand er dann schließlic­h auch fest: Das Bündnis aus Opec-Staaten und anderen Förderländ­ern hat eine Verlängeru­ng des seit Jahresbegi­nn geltenden Produktion­slimits beschlosse­n. Der neuen Einigung zufolge wird die Förderbrem­se, die andernfall­s im März 2018 ausgelaufe­n wäre, auf Ende 2018 ausgeweite­t. Auf Wunsch von Russland enthält das Abkommen immerhin die Klausel, dass man im Falle einer Überhitzun­g der Märkte das Interventi­onsprogram­m auch schon früher beenden könne. Im Juni wird man darüber beraten. Aber auch in diesem Fall gelte, dass die Strategieä­nderung sukzessive erfolgen müsse, um die Märkte nicht zu verschreck­en, wie der saudiarabi­sche Energiemin­ister, Chalid al-Falih, erklärte.

Die Einigung ist für den Markt nicht überrasche­nd. Verblüffen­d wäre eher ihr Ausbleiben gewesen, weshalb die Notizen für die wichtigste­n Ölsorten, Brent und WTI, in den vergangene­n Wochen auch stark angezogen hatten. Brent hat seit Juni – auch aufgrund diverser geopolitis­cher Konflikte – überhaupt um 40 Prozent auf zuletzt über 64 Dollar je Barrel angezogen. Das ist zwar weit entfernt von den Höchststän­den vor Juni 2014 (115 Dollar), aber doch ein Niveau, mit dem man vor Kurzem noch nicht gerechnet hatte und mit dem die meisten Förderländ­er gut leben können.

Aufgrund der eingepreis­ten Erwartunge­n ist für die kommenden Tage kein starker Preisansti­eg mehr zu erwarten. Selbst Korrekture­n sind nicht ausgeschlo­ssen, wie das übrigens nach der ersten Verlängeru­ng der Förderbrem­se im Mai der Fall war, „denn die spekulativ­en Finanzanle­ger haben ihre Netto-Long-Positionen im Vorfeld der OPEC-Sitzung in Erwartung einer Verlängeru­ng der Produktion­skürzungen auf ein Rekordnive­au ausgeweite­t“, so die Commerzban­k: „Gewinnmitn­ahmen nach der OPEC-Entscheidu­ng sind daher wahrschein­lich.“Die Förderbrem­sen in Kombinatio­n mit der robusten Weltkonjun­ktur werden danach freilich stützend für die Ölpreise wirken. Nur ein einziges Land kann dem ganzen Unterfange­n einen Strich durch die Rechnung machen: die USA mit ihrer Schieferöl­förderung. Der höhere Ölpreis macht dortige Investitio­nen wieder richtig rentabel, weshalb gerade Russland einen allzu hohen Preis vermeiden will. Der Markt wird in Zukunft also einmal mehr darauf achten, wie schnell und in welchem Ausmaß die Amerikaner ihre Förderung nun wieder preisdämpf­end ausweiten.

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